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Ein EKG fuer Trimmel

Ein EKG fuer Trimmel

Titel: Ein EKG fuer Trimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedhelm Werremeier
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rollt auf Gummireifen leise aus dem Operationssaal. Wohin?
    Sie werden irgendwann einen Namen hören. Eine Stadt, später den Namen eines Menschen. Und wie lange der dann – voraussichtlich – noch lebt, nachdem er, da es keine andere Möglichkeit zu seiner Rettung mehr gab, mit einem Nierentransplantat versorgt worden ist…
    »Heute haben wir ja mal Glück gehabt!« sagt Lachnitz beim Waschen. Dr. Korth weiß, was er meint: Jens Brockmanns Nieren, bohnenförmig, gesund, elf Zentimeter lang, ordnungsgemäß rechts und links von der Wirbelsäule an der hinteren Rumpfwand, hatten eine für ihn selbst zu Lebzeiten unwichtige, für die Ärzte nach seinem Tode jedoch recht günstige Besonderheit – sie hatten nur eine Arterie und eine Vene. Manchmal sind es auch je zwei, manchmal sogar je drei, die eine Operation kompliziert machen.
    Schade um den Jungen, denkt Lachnitz.
    Jens Brockmanns Körper wird vom jüngsten Assistenten mit großen Stichen wieder zugenäht. Und im Vorraum zum Operationssaal steht mit einemmal die Sekretärin des Chefs – ein weißer Kittel unter lauter Grünen.
    »Was ist los?« fragt Lachnitz stirnrunzelnd.
    Sie wirkt ausgesprochen beunruhigt. Beugt sich zu ihm und flüsterte ihm ins Ohr.
    »Polizei?« Lachnitz hebt ärgerlich den Kopf. »Heute nachmittag? Was wollen die denn von mir?«
    »Also, ich weiß es nicht!« sagt die Sekretärin nervös und nun schon zum dritten Mal. Trimmel hat über den Grund seines Besuchs leider wirklich keine Angaben gemacht.
    Lachnitz. Echt der dickste Punkt auf Trimmels Tagesprogramm. Aber erst muß er die Berichte durchackern, an denen sich die Stammbesatzung der Mordkommission – Höffgen, Petersen, Laumen und derzeit noch ein paar mehr – am gestrigen Montag routinemäßig die Finger wund gehackt haben.
    Der Pförtner in der Fontenay hat Tennessys Leiche gefunden, weil er für Anrufer, die die Durchwahlnummern des Hauses nicht kennen, sonntags auch Telefonzentrale spielen muß. Ein ekelhaft hartnäckiger Anrufer beim Computerzentrum wollte ums Verrecken keine Ruhe geben, hat der Portier schließlich ausgesagt, nachdem er sich etwas gefangen hatte – und weil er am Ende selbst verwundert darüber war, daß Herr Tennessy den Hörer nicht abnahm, obgleich er doch im Hause war, ist er nach oben gegangen, um nachzuschauen. Oben hat er sich erneut gewundert, weil die Tür zum Computerzentrum nicht verschlossen war – ja, und dann hat er entsetzt zwei Beine gesehen und anschließend die ganze Leiche.
    Frage: Haben Sie außer den schon benannten Personen vorher oder nachher jemanden weggehen sehen?
    Antwort: Nein. Aber wenn jemand weggegangen wäre, hätte es mir auffallen müssen!
    Der Mörder muß also noch im Haus gewesen sein, als das Opfer gefunden wurde, denkt Trimmel; vielleicht war er ja sogar noch beim Eintreffen der Polizei im Hause. Viel weiter allerdings bringt ihn der Gedanke nicht.
    Aber weiter. Berichte und Aussagen, Vernehmungen und Vermutungen.
    Ob Tennessy, wie die Zeugin Biegler vermutet, ein bißchen schwul war, weiß anscheinend nur der liebe Gott. Ob er normal war, weiß wohl auch nur der liebe Gott. Der Mann hatte so gut wie kein Privatleben, sagen seine Wohnungsnachbarn. Nicht mal Salz hat er sich irgendwo mal gepumpt.
    Der mögliche Mordversuch an Jill Biegler: diesen schwarzen Handschuh neben dem Haupthahn gibt’s zigtausendfach. Billige Dutzendware; sonst keine Spuren. Das hat allerdings ein noch sehr junger Beamter ermittelt; Trimmel, mißtrauisch seit seiner Geburt, behält’s im Hinterkopf.
    Was sonst noch? Zwei Patronenhülsen vom Tatort, dazu zwei Projektile aus der Leiche sind mit Eilauftrag ins Bundeskriminalamt gegangen. Keine verwertbaren Fingerspuren im Tatortbereich Computerzentrum; Abdrücke gibt’s nur von den dort Beschäftigten – Tennessy selbst, Jill Biegler und einem knappen Dutzend Operators und Analytikern. Die Tatwaffe, 7,65 Millimeter, ist spurlos verschwunden.
    »Er hätt den Colt ja eigentlich wirklich mal liegenlassen können!« sagt Trimmel grämlich.
    »Wer?« fragt Höffgen.
    »Von mir aus der Computer selber!« knurrt er und macht die Akte so heftig zu, daß es immerhin leise knallt.
    Auf nach Lehnberg, auf zu Lachnitz.
     
     
    Es ist dann aber doch drei Uhr, als Trimmel ankommt; der Professor muß in seinem Nickerchen gestört werden. Er macht einen guten, selbstsicheren, derzeit etwas müden Eindruck. Mitte Vierzig vielleicht – silberne Schläfen und ein junges, angespanntes Gesicht.
    Bevor er dazu

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