Ein EKG fuer Trimmel
Aufgabe wird es sein, dem Herrn…«
»Herr Trimmel ist da!« sagt da die Protokollführerin, und so kann auch Herr Grams seinen geschwollenen Satz nicht mehr ganz zu Ende bringen.
Niemand hält es für nötig aufzustehen, als Trimmel in den Raum kommt. Immerhin stellt Scheuerlein sich und seine Ratskollegen – neben Jabunk, Jülich und Grams noch den Leitenden Regierungsdirektor Thienemann von der Hamburger Gesundheitsbehörde – in aller Form vor.
»Nehmen Sie Platz. Und lassen Sie uns gleich zur Sache kommen…«
»Sie sind nämlich«, sagt der wieder mal ziemlich vorlaute Jabunk, »nicht der einzige Punkt der Tagesordnung. Wir wollen von Ihnen wissen, ob Sie anläßlich eines… Zwischenfalls im Computerzentrum tatsächlich den nach unserer Ansicht effektiv absurden Verdacht hegen, bei der Organvergabe durch den Computer sei möglicherweise nicht alles mit rechten Dingen zugegangen.«
»Sie formulieren das etwas überspitzt«, sagt Trimmel, »außerdem kommt mir die Frage viel zu früh. Ich war gerade erst bei einem Herrn Professor Lachnitz…«
»Lachnitz, ja!« wirft Thienemann ein, und Professor Scheuerlein wirft ihm einen wütenden Blick zu.
Trimmel allerdings hat begriffen, woher der Wind weht. »Zu alledem«, sagt er, »wäre zunächst festzustellen, daß ich als Vertreter der ermittelnden Behörde Herrn Professor Lachnitz ebensowenig verdächtige wie einen von Ihnen oder mich selbst. Aber es ist doch wohl sicherlich unsere Pflicht, einen Mann aufzusuchen, der als einer der engsten… Mitarbeiter dieser, eh, Organbank gelten kann, dessen Leiter man aus unbekannten Gründen erschossen hat…«
»Gewiß, gewiß…«, räumt Jülich ein.
»Eben. Und bei meinem Gespräch mit Lachnitz« – damit rächt er sich für dessen Petzerei – »hatte ich immerhin den Eindruck, daß er sich mit seinen Ansichten zur Frage des klinischen Todes nicht immer im Einklang mit den offiziellen Stellen befindet…«
»Er ist eigenwillig«, gibt Scheuerlein rasch zu, »das allerdings sei zugegeben. Aber sofern man das zur Untermauerung Ihrer Theorie…«
»Meiner Praxis!« sagt Trimmel rasch. »Meiner aus der Praxis gewonnenen Erfahrung, genau gesagt. Theorien sähen anders aus…«
»Nämlich?« fragt Scheuerlein irritiert und vergißt seinen Satz davor.
»Sie sähen so aus, daß Herr Tennessy letztlich doch wohl deshalb erschossen worden ist, weil – ich gebrauche da gern Ihre Worte – bei der Vergabe von Nieren nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist…«
»Unmöglich!« sagt der Oberkirchenrat mit gebrochener Stimme. »Ganz unmöglich!«
»Und sie sähen in jedem Fall so aus«, fährt Trimmel fort, »daß sowohl Herr Lachnitz als auch jeder andere, der mit diesen Dingen zu tun hat, automatisch in den Verdacht geraten könnte – ich sag könnte! –, mit solchen Unregelmäßigkeiten in Verbindung zu stehen. Mehr kann und will ich Ihnen dazu zumindest heute nicht sagen.«
Noch einmal ergreift der DGB-Vertreter das Wort. »Es wird grundsätzlich keine Niere vergeben«, sagt er überzeugt, »die nicht unsere Zustimmung findet!«
»Umso besser«, sagt Trimmel, »um so besser…«
»Wir hatten nicht in einem einzigen Fall Grund zur Beanstandung!« behauptet Thienemann.
»Vielleicht hätten Sie ja ruhig mal das eine oder andere beanstanden sollen«, gibt Trimmel zu bedenken. »Abgesehen davon entnehme ich Ihrem Satz, daß Sie die Vermittlungen durch den Computer erst dann sanktionieren, wenn sie schon erfolgt sind?«
Darauf antwortet Jabunk: »Ich formuliere das anders. Wir sanktionieren Maßnahmen, die Deutschlands fähigste und gewissenhafteste Fachleute getroffen haben. Das sollte Ihnen genügen, Herr Trimmel!«
Und Trimmel steht auf. »War’s das?«
»Ja, das war’s!« erklärt Scheuerlein. »Und denken Sie immer an das eine, was auch passiert… Wir sind als Aufsichtsgremium gerade deshalb eingesetzt worden, um alle Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit der sogenannten Ersatzteilchirurgie bereits im Ansatz auszuschließen! Leben Sie wohl, Herr Trimmel!«
Höffgen hat im Computerzentrum gewartet. »Na, Gott sei Dank, Sie leben ja noch!«
»Ja, noch!« sagt Trimmel. »Alles heiße Luft!«
»Ich hab mir das mal überlegt«, sagt Höffgen dann im Fahrstuhl. »Wenn Jills Schwester dieselbe Struktur gehabt hätte wie die Niere von Lachnitz… also, dann wär aber was am Kochen gewesen…«
»Ja«, sagt Trimmel einsilbig.
»Jedenfalls, wenn ich mir vorstell, ich hätt n Bruder oder
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