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Ein EKG fuer Trimmel

Ein EKG fuer Trimmel

Titel: Ein EKG fuer Trimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedhelm Werremeier
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auch bloß ne Freundin, die ne neue Niere braucht, und ich säß an der Quelle…«
    »Ja, eben. Wir sollten Jill mal fragen, weshalb sie ihrer Schwester bis heute keine Niere besorgt hat, wenn’s wirklich so dringend ist.«
    »Wollen wir Sandra nicht mal selber fragen?«
    »Von mir aus auch!« knurrt Trimmel plan- und lustlos. Vor lauter Kopfschmerzen kann er kaum noch denken. Sie stehen auf der Straße; ganz so frisch ist die Luft leider nicht – ziemlich verhangen und mit feuchten, asthmaträchtigen Nebeltröpfchen versetzt. Auf der nächsten Revierwache besorgen sie sich die Adresse von Sandra Biegler. Sie fahren hin; es macht dann allerdings niemand die Tür auf. Eine mürrische Nachbarin meint, Fräulein Biegler sei vielleicht zur Spülung.
    »Zu was?« fragt Höffgen erschrocken.
    »Zur Nierenspülung, was sonst? Da geht sie jede Woche hin, ihre Schwester fährt sie meistens.«
    »Und heute auch, meinen Sie?«
    »Ach nee – morgen ist ja erst Freitag! Aber sagen Sie mal, meinen Sie, ich hätt nichts Besseres zu tun, als mir zu überlegen, wer zur Spülung muß und wer nicht?«
    Sie fahren weiter zu Jill, und die ist auch nicht da – es gibt so Tage, sagt Höffgen. Laumen lungert immer noch vor dem Haus herum und schwört Stein und Bein, Jill habe das Haus zumindest nicht durch den Vordereingang verlassen.
    »Dann eben durch den Keller!« sagt Trimmel. So und so können sie dem Mädchen ja nicht die Tür eintreten.
     
     
    Auf Trimmels Schreibtisch liegt der Bericht über sein kaputtes Auto. Bei dem zu untersuchenden Modell wirkt die Lenkung im allgemeinen auf die Spurstangen. Die Spurstangen wiederum wirken über den Lenkstockhebel auf die Räder. Spurstange und Lenkstockhebel sind kurz hinter der Höhe des Vorderrades unter dem Federbein miteinander verschraubt. Von außen ist eine mit einem Splint gesicherte Schraubenmutter sichtbar.
    Dann kommt’s.
    Die Befunde am Unfallwagen lassen den Schluß zu, daß durch Einwirkung von außen der Splint entfernt und die entsprechende Schraubenmutter mit einem sogenannten Siebzehnerschlüssel gelockert worden ist. Durch die Rüttelbewegung des fahrenden Autos ist vermutlich die gelockerte Mutter völlig abgefallen. Danach ist die Spurstange total aus dem Lenkstockhebel gefallen, so daß eine Steuerung des Wagens abrupt nicht mehr möglich war.
    »Mein lieber Mann!« Höffgen hat Trimmel über die Schulter gesehen und mitgelesen. »Wollen Sie die nächste Zeit nicht doch besser ne Pistole…«
    »Schaden könnt’s nicht«, sagt Trimmel beeindruckt.
    Eine 7,65 PPK – wahrscheinlich das Modell, mit dem ein unbekannter Mörder am letzten Sonntag Jake Tennessy erschossen hat. Ein Mörder, der vermutlich auch noch mit Gas, Schraubenschlüssel und Hammer gearbeitet hat. Hoffentlich besorgt er sich nicht auch noch Dynamit und jagt das Polizeipräsidium in die Luft – gerade jetzt, wo es dort endlich was Neues gibt.
     
     
    Kriminalobermeister Petersen beispielsweise, den sie Leichenbestatter nennen, weil er als Spezialist für das Überbringen von Todesnachrichten stets dunkel oder gar schwarz gekleidet ist, hat endlich eine Neuigkeit für die Liste der Lachnitz-Patienten. Fröhlicher allerdings wirkt er deshalb noch lange nicht.
    »Ich weiß ja, worauf es Ihnen ankommt, Chef«, sagt er bekümmert. »Sie würden ja am liebsten hören, daß Tennessy von Lachnitz umgelegt worden ist, weil Tennessy rausgekriegt hat, daß Lachnitz in seinem Krankenhaus die Beatmungsmaschine immer etwas zu früh abstellt. Aber diese Illusion muß ich Ihnen leider zerstören…«
    Er holt weit aus, weil man es sonst, wie er meint, kaum begreifen kann, und erzählt die traurige Geschichte eines gewissen Konrad Brauer, ehemals Rechtsanwalt in Hamburg. Am 21. Juni dieses Jahres kam Brauer auf der Autobahn von Lübeck bei Stapelfeld mit seinem Mercedes von der Straße ab, überschlug sich dreimal und kam tödlich verletzt ins Krankenhaus Lehnberg, zu Professor Lachnitz. »Er war der geradezu klassische Fall einer lebenden Organbank. Das ist einer dieser häßlichen Ausdrücke der Medizyniker – den gebrauchen sie, wenn ein Mensch, den sie voraussichtlich ausschlachten, noch nicht ganz tot ist!«
    Trimmel schüttelt sich. Er ist momentan sowieso ziemlich allergisch gegen Autounfälle. Seinem Schädel bekommt’s überhaupt nicht.
    »Ansonsten aber ist der Fall Brauer quasi der Gegenbeweis für Ihre bisherige Annahme«, meint Petersen. »Der klassische Beweis dafür, daß die Leute bei Lachnitz

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