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Ein Elefant im Mückenland

Titel: Ein Elefant im Mückenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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eigene Ehefrau. Auch Emilia be-zeugte ihr Verständnis, indem sie Paavo mit dem Rüssel umarmte.
    Kurz darauf trafen Lucia, Taisto Ojanperä und Meis-tertischler Eljas in der Glasfabrik ein. Sie brachten Teile des Sattels, die Sitzkiste und verschiedenes Zubehör sowie bündelweise Sattelgeschirr mit, das in der Leder-fabrik von Friitala zugeschnitten worden war. Sie wu-schen Emilia mit dem Schlauch und ließen sie erst trocknen, ehe sie darangingen, all die Strippen an ihrem riesigen Leib zu befestigen. Eljas Leistilä spielte dabei routiniert den Boss. Die wendige Lucia saß auf Emilias Rücken, zog die Lederriemen hinauf und ließ ihre Enden auf der anderen Seite hinabhängen, wo Taisto stand und sie festzog. Der Lieferwagen des Möbelgeschäftes fuhr vor, und die zweisitzige Schlafcouch Rondo wurde hereingetragen. Eljas quittierte den Empfang.
    Obwohl es bereits Abend war, mochte niemand nach Hause gehen, ehe der Sattel endgültig befestigt war. Auch Paavo hatte es nicht eilig, zu seiner Frau heimzu-kommen. Er rief sie jedoch auf dem Handy an und erzählte ihr, dass die ominöse Couch aus Pori nun gekommen sei und sofort angebracht werde.
    »Gut möglich, dass es bis in die Nacht dauert, geh du inzwischen ruhig schlafen.«
    »Bleib nur, solange du willst, hier sehnt sich keiner nach deinem Gebrüll, Schatz.«
    Emilia nahm das Anbringen des Sattels mit interes-sierter Ruhe hin, sie fühlte sich im Mittelpunkt des Geschehens, so wie in alten Zirkuszeiten. Es heißt ja, dass Elefanten ein gutes Gedächtnis haben, ein viel besseres als manche Menschen. Das mag durchaus stimmen. Emilia drehte und wendete sich und kniete nieder, je nach Befehl. Sie wartete geradezu darauf, dass man sie mit dem Zaumzeug lenkte, und genoss das ganze Treiben.
    Eljas Leistilä erklärte, dass das Satteln nicht jedes Mal so lange dauere. Dies hier sei gewissermaßen die letzte Bauphase. Wenn alle Riemen festgezurrt und alle Teile an ihrem Platz und erprobt seien, könne man den Sattel samt Sofa und allem Drum und Dran innerhalb von fünf Minuten auf den Rücken des Elefanten hieven.
    Um zwei Uhr morgens führten sie Emilia nach drau-ßen. Eljas holte zusammen mit Taisto aus dessen Lie-ferwagen eine dicke Rolle mit blauem Markisenstoff. Es war das Regen- und Sonnendach, der Baldachin der zweisitzigen Schlafcouch. Sie breiteten den Stoff auf der Erde aus, dann bekam Emilia den Befehl, niederzu-knien. Eljas kletterte auf ihren Rücken, unter dem Arm vier Aluminiumrohre, die er in die Hülsen an den Ecken des Sattelrahmens steckte. Taisto und Paavo reichten ihm den Markisenstoff, und er spannte ihn mithilfe der Aluminiumrohre. Es entstand ein hübsches Gebilde, ganz wie das Festdach der Paradeelefanten der indi-schen Herrscher.
    »Nur das Lenkrad fehlt«, fand Eljas. Jetzt war alles fertig. Eljas kam herunter, und Lucia
    und Paavo stiegen hinauf. Sie nahmen nebeneinander auf dem ausgeklappten Doppelbett Platz, Emilia erhob sich, und dann ging es los.
    KAARINA RÜSTET DIE EXPEDITION AUS Lucia und Paavo ritten auf Emilia in den frühen Mor-genstunden nach Gut Köylypolvi. Kaufmann Taisto Ojanperä und Tischler Eljas begleiteten sie im Lieferwa-gen. Sie nahmen die um diese Zeit einsame Landstraße, damit die beiden Begleiter im Auto genau beobachten konnten, wie der Ritt verlief und wie sich der Sattel auf dem Elefantenrücken ausnahm.
    Rot glühend ging die Sonne hinter den weiten Feldern auf. Die Gestalt des Elefanten zeichnete sich als blaue Silhouette in der Landschaft ab, und der dunkle Balda-chin wirkte wie ein kleines Haus, das im Takt der ruhi-gen Schritte des großen Tieres leise schwankte. Lucia und Paavo saßen eng umschlungen auf dem Sattelsofa. Eljas stellte laut Überlegungen an, dass er sich, wenn er jung wäre, ebenfalls einen Elefanten anschaffen, sich einen ähnlichen Sattel machen und eine junge Frau vom Stile Lucias zur Reisegefährtin nehmen würde. Das wäre was! Taisto Ojanperä sah das ähnlich, auch er hätte nichts dagegen, auf einem Elefanten zu reiten, aber wegen des Ladens blieb ihm für derlei Vergnügungen keine Zeit.
    Auf halber Strecke hielten sie an, um die Bauchrie-men, die sich gelockert hatten, festzuziehen und auch die Position des Sattels nachzubessern. Sie mussten ihn einen halben Meter vorschieben, so passte er sich besser der Kruppe des Tieres an. Eljas war zufrieden mit sei-nem Werk, der Sattel scheuerte nicht auf Emilias Rü-cken, und das Sattelgeschirr war nicht zu eng.
    In Köylypolvi angekommen,

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