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Ein endloser Albtraum (German Edition)

Ein endloser Albtraum (German Edition)

Titel: Ein endloser Albtraum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Marsden
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von uns«, brüllte Homer aufgeregt. »Wir sind noch im Geschäft!«
    Der Jet stieg ein wenig, um die Berge zu überfliegen, bog nach links ab und raste in Richtung Stratton weiter. »Dort!«, rief Corrie. Drei weitere Jets, dunkel und bedrohlich, verfolgten den ersten. Sie flogen etwas höher, jedoch auf gleichem Kurs. Der Lärm war durchdringend, zerriss den friedlichen Himmel und das stille Land. Homer sank in seinen Sitz in der Gabelung des Stammes zurück. »Drei gegen einen«, sagte er. »Ich hoffe, dass er es schafft.«
    »Er oder sie«, murmelte ich geistesabwesend.
    Der lange Tag ging weiter. Als alle wach waren, aßen wir spät zu Mittag und sprachen endlos über Lee und Robyn, wo sie sein mochten, was geschehen sein konnte. Nach einer Weile wurde uns klar, dass wir uns im Kreis bewegten. Homer hatte seit etwa zehn Minuten geschwiegen, und als unsere Stimmen verstummten, merkten wir, dass wir ihn ansahen. Vielleicht geschieht das immer, wenn jemand eine Zeit lang still ist. Vielleicht geschah es, weil wir dabei waren, Homers Führung anzuerkennen. Er schien es nicht zu bemerken, sondern fing von selbst zu sprechen an, als hätte er sich alles zurechtgelegt.
    »Was sagt ihr zu Folgendem?«, begann er. »Ihr wisst, was ich davon halte, dass wir alle aneinanderkleben. Das ist vielleicht nett für unsere Gefühle, aber letzten Endes idiotisch. Wir müssen zäher werden, und zwar schnell. Wir sind gern zusammen, aber das ist überhaupt nicht mehr wichtig. Versteht ihr, was ich meine? Deshalb schlage ich vor, dass zwei von uns nach Wirrawee fahren und Lee und Robyn suchen. Wenn bis Mitternacht keiner von beiden auftaucht, schlagen sie sich bis zu Lees Haus durch und sehen nach, ob die zwei sich dort verkrochen haben und vielleicht verwundet sind.«
    »Ich dachte, du glaubst nicht mehr an Freundschaft«, sagte Kevin. »Kommt mir verdammt gefährlich vor, Lees Haus aufzusuchen, wenn wir uns unbedingt selbst retten wollen.«
    Homer sah ihn kalt an und sogar Corrie verdrehte die Augen.
    »Ich tue es nicht nur aus Freundschaft«, sagte Homer. »Es ist ein kalkulierbares Risiko. Sieben Leute sind besser als fünf, deshalb gehen wir ein Risiko ein, um unsere Zahl wieder auf sieben aufzustocken.«
    »Und es könnte damit enden, dass wir nur noch drei sind.«
    »Es könnte damit enden, dass es keinen mehr gibt. Von nun an ist alles ein Risiko, Kev. Solange diese Geschichte nicht vorbei ist, werden wir nirgends und nie in Sicherheit sein. Wir können uns nur weiterhin unsere Chancen ausrechnen. Und wenn es lange genug so weitergeht, werden sie uns kriegen. Aber wenn wir nichts unternehmen, kriegen sie uns umso früher. Das größte Risiko ist, kein Risiko einzugehen. Oder verrückte Risiken einzugehen. Wir müssen uns irgendwo zwischen diesen beiden Extremen bewegen. Selbstverständlich müssen die beiden, die Lee und Robyn suchen, unglaublich vorsichtig sein. Aber ich bin sicher, dass sie mit dem Problem selbst fertig werden können.«
    »Und was tun die übrigen drei?«, fragte Kevin. »Sich zurücklehnen, essen und schlafen? Eine Schande, dass nichts im Fernsehen ist.«
    »Nein«, sagte Homer. Er beugte sich vor. »Ich schlage Folgendes vor: Die drei beladen Corries Toyota mit allem Nützlichen, das sie finden können. Dann fahren sie zu Kevins Haus und tun dort dasselbe. Und zu mir und Ellie, falls sie noch Zeit dazu haben. Sie nehmen bei Kevins Haus den Landrover und laden ihn ebenfalls voll. Ich spreche von Lebensmitteln, Kleidung, Benzin, Gewehren, Werkzeug, allem. Im Morgengrauen wollen wir zwei voll getankte, bis zum Dach beladene, abfahrbereite Fahrzeuge hier haben.«
    »Abfahrbereit wohin?«, fragte Kevin.
    »In die Hölle«, antwortete Homer.
    Das war Homers Talent. Er verband Handeln mit Denken und plante im Voraus. Er spürte wahrscheinlich, dass Untätigkeit unser Feind war. Jemand, der uns in diesem Augenblick sah, hätte nie geglaubt, dass wir uns in der verzweifeltsten Lage unseres Lebens befanden. Alle hatten sich gespannt aufgerichtet, gerötete Gesichter und leuchtende Augen. Wir hatten etwas zu tun, etwas Sinnvolles, klar Umrissenes. Es schien plötzlich so selbstverständlich, dass, wenn wir eine Zukunft hatten, sie in der Hölle wäre. Und wir begannen zu begreifen, dass es vielleicht noch immer ein Leben für uns gab.
    »Wir machen Listen«, sagte Fi. »Wir brauchen Kugelschreiber und Papier, Corrie.«
    Wir brauchten beinahe eine Stunde, um unsere Listen aufzustellen. Sie enthielten alle möglichen

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