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Ein Engel im Winter

Ein Engel im Winter

Titel: Ein Engel im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Musso
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bemühen, eine Lücke zu finden. Wann würden Sie denn gern kommen?«
    »Ich bin schon da«, erwiderte Nathan und stieß die Tür der Klinik auf.

Kapitel 7
    Die Toten sind unsichtbar,
    aber sie sind nicht fern.
    Augustinus

    Man führte ihn in ein kühles, schattiges Zimmer, das von bleichem Licht erhellt wurde. Auf der unvermeidlichen Liege befand sich ein mit Plastikfolie überzogenes Blatt Papier, das die verschiedenen Phasen des Check-ups erläuterte. Nathan befolgte die Anweisungen ganz genau: Er entkleidete sich, schlüpfte in ein Baumwollhemd, wusch sich die Hände, urinierte in einen Becher, bevor er sich an einen Laboranten wandte, der ihm Blut abnahm. Die Untersuchungen fanden in fast allen Klinikbereichen statt. Mit einer Magnetkarte versehen musste sich der Patient von einem Raum in den nächsten begeben, wo er vom jeweiligen Spezialisten empfangen wurde.
    Den Auftakt machte ein hagerer, leicht ergrauter Fünfzigjähriger, der auf den freundlichen Namen Dr.   Blackthrow hörte. Er erstellte eine vollständige Anamnese.
    Nachdem er Nathan genauestens untersucht hatte, erkundigte er sich nach seiner persönlichen und familiären Vorgeschichte.
    Nein, er hatte keine besonderen Krankheiten gehabt, außer Gelenkrheumatismus im Alter von zehn Jahren und dem Pfeifferschen Drüsenfieber mit neunzehn Jahren.
    Nein, auch keine Geschlechtskrankheit.
    Nein, er wusste nicht, woran sein Vater gestorben war. Er wusste nicht einmal, ob er überhaupt noch lebte.
    Nein, seine Mutter war nicht an einer Herzgefäßkrankheit gestorben.
    Sie hatte auch keinen Diabetes.
    Seine Großeltern? Er hatte sie nicht gekannt.
    Dann wurde er nach seiner Lebensweise befragt. Nein, seit der Geburt seiner Tochter trank er nicht und rauchte nicht mehr. Ja, er hatte eine Schachtel Zigaretten in seiner Tasche (sie haben meinen Anzug durchwühlt!), aber er zündete sich keine an: Er trug sie nur bei sich, um etwas in den Händen zu halten.
    Ja, manchmal nahm er Antidepressiva. Auch Anxiolytica, klar. Wie die Hälfte der Menschen, die ein stressiges Leben führten.
    Dann schickte man ihn zu einem Stress-Spezialisten, der ihn komplizierten Tests unterzog, um seine berufliche und familiäre Angstdisposition zu ermitteln.
    Ja, er hatte eine Scheidung hinter sich.
    Nein, er war nicht entlassen worden.
    Ja, er hatte vor kurzem einen nahen Angehörigen verloren.
    Nein, er hatte keine Hypothek.
    Ja, seine finanzielle Situation hatte sich kürzlich geändert . aber zum Guten.
    Eine Veränderung seiner Schlafgewohnheiten? Mein Gott, er hatte in dieser Hinsicht keine Gewohnheiten, und das war vielleicht das Problem. Ich gebe mich dem Schlaf nicht hin, ich erliege ihm, das hatte er irgendwo gelesen.
    Nach dieser Untersuchung überschüttete ihn der Arzt mit einer Reihe billiger Ratschläge, die ihm helfen sollten, mit den – wie er es nannte – »psychisch und emotional angstauslösenden Situationen« fertig zu werden.
    Nathan hörte all diese Empfehlungen und begann innerlich zu kochen.
    Ich will mich nicht in einen Zen-Meister verwandeln, ich möchte verdammt noch mal wissen, ob mein Leben in Gefahr ist.
    Dann wurde es ernst: Die kardiologischen Untersuchungen waren dran.
    Er war erleichtert, als er feststellte, dass der Kardiologe menschlich und verständnisvoll wirkte. Nathan berichtete ihm von dem stechenden Schmerz in der Brust, den er seit mehreren Tagen spürte. Der Arzt hörte aufmerksam zu, stellte zusätzliche Fragen zu den genaueren Umständen und der Intensität des Schmerzes.
    Er maß seinen Blutdruck und bat ihn, auf einem Laufband zu laufen, um seinen Herzrhythmus nach Belastung zu testen.
    Der Arzt schloss ein EKG an, er führte eine Echokardiographie und eine Dopplersonographie durch. Wenn Nathan etwas am Herzen hatte, würde man es zweifelsfrei feststellen.
    Dann folgte eine HNO-Untersuchung. Der Spezialist schaute sich den Hals, die Nase, die Nasennebenhöhlen und die Ohren an.
    Einen Hörtest lehnte Nathan ab. Nein, er hatte keine Hörschwierigkeiten. Stattdessen musste er eine Kehlkopfspiegelung und das Röntgen der Lunge über sich ergehen lassen: Seine Erklärung hinsichtlich des Tabaks hatte also nicht überzeugt.
    »Ja, gut, ab und zu rauche ich eine, Sie wissen doch, wie das ist …«
    Er war nicht gerade begeistert über die Aussicht auf eine Darmspiegelung. Aber man versicherte ihm, sie sei schmerzlos.
    Als er beim Urologen vorsprach, wusste er, dass man über die Prostata reden würde. Und so geschah es.
    Nein, er musste

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