Ein Erzfeind zum Verlieben
bürgen.«
»Er wird dem nicht zustimmen.« Und sie wollte verdammt sein, wenn sie ihn darum bat.
»Du wirst dafür sorgen, dass er es tut. Und ich will viertausend.«
»Viertausend was?«, fragte sie verwirrt. Vielleicht hatte der Mann irgendwann den Verstand verloren, und sie hatte es einfach nicht bemerkt?
»Pfund, du dummes Weib. Was sonst?«
»Pfund! Sie wollen viertausend Pfund?« Sie starrte ihn an. »Das kann unmöglich Ihr Ernst sein.«
»Sehe ich so aus, als würde ich Spaß machen, Mädchen?«
Er sah so aus, als würde er gleich explodieren, dachte sie und spürte, wie ein hysterisches Lachen in ihr aufstieg und ihr dann im Halse stecken blieb. Doch da sie wusste, dass ihr kaum so viel Glück beschieden sein würde, zwang sie sich, in ruhigem, vernünftigem Ton zu sprechen. »Viertausend Pfund sind eine zu hohe Summe. Falls …«
»Du wirst sie trotzdem zahlen.«
Sie schüttelte den Kopf. Lieber würde sie die ganzen fünftausend Pfund an die lächerliche Wohltätigkeitsorganisation geben. »Es wäre sinnvoller für mich, die zwei Jahre zu warten.«
»Dann kannst du in St. Brigit darauf warten.«
»Wie bitte?« Sie konnte doch wohl unmöglich gehört haben, dass er damit drohte, sie in die Irrenanstalt zu schicken.
»Ich sehe, jetzt habe ich deine Aufmerksamkeit«, höhnte er.
»Das können Sie nicht tun«, brachte sie in einem entsetzten Flüstern heraus. »Das werden Sie nicht tun.«
»Ich kann und ich werde. Sieh zu, dass du diesen Vertrag in vierzehn Tagen für mich fertig hast, oder du wirst den Rest deiner Tage in einem Käfig verbringen.«
»Sie hätten mich dort schon längst untergebracht, wenn Sie gedacht hätten, dass es sich für Sie lohnt. Allein die Kosten …«
»Werden einen hübschen Penny von den Geldern verschlingen, die das Testament mir zubilligt, das ist wahr, aber ich werde mich davon trennen, da kannst du sicher sein. Du glaubst mir nicht? Hier.« Er durchwühlte den Schreibtisch. »Hier. Die Sache ist so gut wie abgemacht. Ich dulde keinen Widerspruch, Mädchen.«
Der Baron hielt ihr einen Brief hin, den sie in der vergangenen Nacht, als sie und Whit in dem Studierzimmer gewesen waren, übersehen hatte. Der Briefkopf lautete St. Brigit Heilanstalt für Gemütskranke. Und der Inhalt – das wenige, das sie erkennen konnte, denn ihr verschwamm alles vor Augen – regelte die Aufnahme einer gewissen Miss Mirabelle Browning als künftige Insassin.
»Aber … ich bin doch gerade erst zu Ihnen gekommen. Ich …«
»Das heißt nicht, dass ich nicht daran hätte denken können, oder?«
Langsam schüttelte Mirabelle den Kopf. »Nein … nein, dies ist nicht richtig.«
Ihre Gedanken überschlugen sich mit einer verwirrenden Mischung aus Furcht, Zorn und Panik, und eine unterschwellige Ahnung sagte ihr, dass das alles irgendwie falsch war. Es ergab keinen Sinn. Warum beharrte ihr Onkel so sehr auf Whits Mitwirkung? Warum das Geld ausgeben, um sie fortzuschicken, wenn ihn das Risiko, sich auf ihr Wort zu verlassen, nichts kostete? Warum hielt er bereits die Einweisung nach St. Brigit bereit?
Weil er schon lange vor dem heutigen Tag geplant hatte, sie dorthin zu schicken, begriff sie auf einmal und erinnerte sich an Mr Hartsingers Worte.
Wir werden einander wiedersehen.
Aber warum? Eine Irrenanstalt kostete eine Menge Geld. Warum sollte er sich jetzt von diesem Geld trennen, wenn die Bedingungen des Testaments …?
Das Testament. Er hatte das Erbe veruntreut. Furcht und Panik wurden umgehend von einer Welle heftigen Zorns hinweggespült.
»Es ist kein Geld da, nicht wahr?«, flüsterte Mirabelle. Sie sah rot. Langsam erhob sie sich von ihrem Stuhl. »Die Mitgift ist fort. Sie haben sie bereits ausgegeben.«
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung, was du meinst.«
»Sie wollten mich wegschicken, bevor ich die Behörden verständigen kann.«
»Du redest wirr, Mädchen.«
»Aber ich habe Ihnen einen besseren Weg angeboten, nicht wahr? Sie lassen mich einen Vertrag unterzeichnen und verfrachten mich dann ins Irrenhaus. Das ist der Grund, warum Sie Whits Zustimmung brauchten, nicht wahr? Sie wussten, dass ich nicht in der Lage sein würde, meinen Teil der Abmachung zu erfüllen, und haben gedacht, Sie könnten ihn um ein Vermögen betrügen.«
»Sei vorsichtig damit, welche Anklagen du mir an den Kopf wirfst.«
»Sie haben meine Mitgift gestohlen.« Ihre Zukunft. Und die einzige Hoffnung, die sie in all den Jahren gehabt hatte, in denen sie gezwungen gewesen war, unter
Weitere Kostenlose Bücher