Ein Ex, ein Kuss - und neues Glück?
noch als Amme zur Verfügung und stillen das Kind, das sie zur Welt gebracht haben.“
„Das tue ich doch gar nicht.“
„Ja, aber so gut wie, verdammt noch mal!“
Seine heftige Reaktion erschreckte sie. „Ich bin eben keine normale Leihmutter“, erklärte sie leise.
„Wirklich nicht?“
Seine Worte klangen so ironisch und abfällig, dass sie sich nicht erst die Mühe machte, darauf zu reagieren. Geschweige denn, sich zu verteidigen.
Außerdem war er noch lange nicht fertig. „Was ist an deiner Situation denn so anders als an anderen Leihmutterschaften?“, fuhr er fort. „Du bist nicht verheiratet, also sprach nichts dagegen, Michael auf der Geburtsurkunde als leiblichen Vater eintragen zu lassen. Das habt ihr doch wohl gemacht?“
„Natürlich.“
„Und bestimmt hast du auch die üblichen Papiere unterzeichnet und dich vor dem Gesetz einverstanden erklärt, Phoebe und Michael das Kind zu überlassen?“
„Ja. Wir hatten übrigens echtes Glück. Normalerweise kann die ganze Prozedur bis zu einem Jahr dauern, aber wir haben beim Gericht wohl einen günstigen Zeitpunkt erwischt. Außerdem war der Sozialarbeiter, der mit uns gesprochen hat, sehr zufrieden mit unseren Auskünften. Da haben sie alles besonders schnell abgewickelt.“
„Dann ist dir wahrscheinlich bewusst, dass du damit deinen Anspruch auf Posie vollständig aufgegeben hast?“
Grace drückte sich das Päckchen mit den sterilisierten Fläschchen gegen die Brust, als könnte sie sich dadurch gegen seine Worte schützen.
„Ich merke schon, dass du deine Hausaufgaben gemacht hast“, sagte sie. Worauf wollte er eigentlich hinaus?
„Allerdings. Nicht, dass ich das alles selbst recherchiert hätte. Michael hat es mir in seinen regelmäßigen E-Mails erklärt.“
Typisch Michael, dachte Grace. Wahrscheinlich hatte er Josh bis zuletzt davon überzeugen wollen, dass sie alle etwas Gutes und Richtiges getan hatten. Damit er endlich seinen Frieden mit der Regelung schließen konnte – warum auch immer sie ihm so sehr gegen den Strich ging.
Der arme Michael …
„Warum hast du mich das eigentlich alles gefragt, wenn du sowieso schon so genau Bescheid weißt?“, erkundigte sie sich.
„Ich wollte nur sichergehen, dass du dir über die rechtliche Lage im Klaren bist.“
„Natürlich bin ich das. Außerdem habe ich Poesie niemandem ‚überlassen‘. Sie war von Anfang an Phoebes Tochter.“
„Wirklich?“ Josh schob ihr die Hand unter den Morgenmantel, unter dem sie nur ein dünnes Seidennachthemd trug. Dann spreizte er die Finger über Taille und Unterleib – eine erschreckend intime Geste.
Grace erschauerte.
„War sie das auch damals schon, als sie noch hier drinnen gelegen hat und du sie immer wieder spüren konntest? Als ihr zwei nachts ganz für euch wart? Hast du dich wirklich keinen Moment lang gefragt, ob du das alles wirklich willst?“
Es kam ihr so vor, als könnte er in sie hineinschauen. Gerade nachts hatte sie sich immer wieder vorgestellt, wie es hätte sein können, wenn sie vor zehn Jahren von Josh schwanger geworden wäre, trotz Verhütung. Insgeheim hatte sie es sich damals gewünscht. Ein Baby hätte ihn vielleicht dazu bewegen können, zu ihr zurückzukommen … und bei ihr zu bleiben.
Aber da sie Joshs Kind nie zur Welt bringen würde, hatte sie sich mit der nächstbesten Lösung zufriedengegeben und das Kind seines Bruders für ihre Schwester ausgetragen. Doch von diesen Beweggründen durfte niemand etwas wissen. Und obwohl ihr völlig klar war, dass es das Klügste wäre, sich jetzt von ihm zurückzuziehen, konnte sie sich nicht von ihm lösen. Es war wundervoll, seine warme, starke Hand auf ihrem Bauch zu spüren.
„Und?“, hakte er nach. „Hattest du wirklich keine Bedenken?“
Sie öffnete den Mund. „Nein“, wollte sie sagen, brachte aber keinen Ton heraus. Sie versuchte es noch mal. „Nein.“ Und es stimmte. Sie hatte wirklich keinerlei Bedenken gehabt. „So ungewöhnlich ist es gar nicht, dass eine Frau ein Baby für ihre Schwester austrägt. Früher war das sogar ganz normal.“
„Wir leben aber nicht mehr im neunzehnten Jahrhundert.“
„Das stimmt allerdings. Ich glaube übrigens, dass einige unserer Nachbarn davon ausgehen, dass ich dafür mit Michael geschlafen habe. Aber du weißt ja offenbar, wie so eine Leihmutterschaft funktioniert, da denkst du das wahrscheinlich nicht. Oder etwa doch?“
„Natürlich nicht …“
„Nur zu deiner Information: Michael war gerade auf
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