Ein Ex, ein Kuss - und neues Glück?
einer Konferenz in Kopenhagen, als die Voraussetzungen bei mir gerade optimal waren. Und weil sein Beitrag zu Posies Zeugung schon im Gefrierschrank der Klinik lagerte, war das alles kein Problem.“
„Grace … ich weiß, wie so etwas funktioniert.“
„Dann ist’s ja gut.“
„Und dass du ihr deine Milch zu trinken gibst? Wer von euch hat sich das ausgedacht?“
„Ist das wichtig?“, gab sie zurück. „Phoebe hat mich jedenfalls bestimmt nicht dazu gedrängt.“
„Das hätte mich auch überrascht. Wie lange wolltest du das eigentlich so durchziehen? Ein halbes Jahr? Neun Monate? Oder gehörst du etwa zu dieser Ökofraktion, die ihre Kinder mehrere Jahre lang …“
„Jetzt reicht’s mir aber!“, unterbrach sie ihn und löste sich endlich von ihm. „Es ging mir bei der ganzen Sache überhaupt nicht um mich. Du meintest vorhin doch selbst, dass Michael nach Posies Geburt vor Freude völlig außer sich war. Dann kannst du dir bestimmt lebhaft vorstellen, wie Phoebe reagiert hat. Nachdem sie sich so viele Jahre lang ein Baby gewünscht hatte, sich immer wieder hatte untersuchen lassen, sich dieser aufwendigen Fruchtbarkeitsbehandlung unterzogen hat … Was meinst du, wie es ihr da gegangen ist, als die Hebamme ihr Posie in die Arme gelegt hat?“
„Es bezweifelt doch niemand, dass du deiner Schwester gegenüber unheimlich großzügig und selbstlos warst.“
„Trotzdem findest du mein Verhalten nicht in Ordnung.“
„Dir mache ich gar keine Vorwürfe.“
„Wem denn dann? Michael etwa?“ Jetzt war Grace restlos verwirrt. „Oder Phoebe?“
„Nein, die beiden waren ja völlig verzweifelt und konnten wohl nicht mehr klar denken …“ Josh schüttelte den Kopf. „Na ja, jetzt spielt es jedenfalls keine Rolle mehr. Ich finde bloß, dass es dir vielleicht besser getan hätte, wenn du nach der Geburt erst mal ein bisschen Abstand gehalten hättest.“
Offenbar machte er sich wirklich viele Gedanken um sie, da konnte sie ihm einfach nicht böse sein.
„Oder wolltest du etwa das Gleiche in einem Jahr noch mal durchziehen, damit Posie ein Geschwisterchen bekommt?“
Abrupt wich Grace einen Schritt zurück.
Josh folgte ihr. „Hast du wirklich so viel Angst davor, dein eigenes Leben aufzubauen? Wolltest du dich deswegen damit zufriedengeben, Beobachterin des Familienlebens deiner Schwester zu sein? Statt dich selbst auf eine Beziehung einzulassen und deine vertraute Umgebung zu verlassen?“
„Und wenn dem so wäre?“, gab sie trotzig zurück. „Was geht dich das an?“
„Es geht mich insofern etwas an, als ich Michaels und Phoebes Testamentsvollstrecker bin. Und darüber zu entscheiden habe, was aus Posie wird – sofern ihre Eltern das nicht klar geregelt haben.“
Grace erstarrte. „Was … was meinst du damit?“ Aber dann war es ihr schon von selbst klar. „Nein! Du darfst mir Posie nicht wegnehmen! Sie gehört zu mir …“
Ohne darüber nachzudenken, hatte sie die Worte ausgesprochen.
„Ach, ja? Sagtest du nicht gerade, du hättest sämtliche Ansprüche aufgegeben?“
„Nein, so habe ich das nicht gemeint …“
Zugegeben, vielleicht hat er recht, dachte sie. Ich habe mich nie wirklich von Posie gelöst, nicht so wie andere Leihmütter. Andererseits bin ich ja auch ihre Tante, sogar ihre Patentante. Da ist es doch völlig klar, dass sie mir nahesteht. Und dass ich für sie da sein will, wenn sie mich braucht – so wie jetzt.
„Nein!“, sagte Grace noch einmal, diesmal sehr heftig. „Du darfst sie mir nicht wegnehmen! Ich meine … gerade du! Du bist doch nicht mal zu ihrer Taufe hergekommen!“
Josh kniff die Lippen zusammen. Offenbar hielt er sich gerade davon ab, ihr eine wütende Antwort entgegenzuschleudern. Schließlich erwiderte er ganz ruhig: „Um mich brauchst du dir keine Gedanken zu machen, Grace. Ich bin der Letzte, der sich zwischen dich und Posie stellen würde.“
Sie runzelte die Stirn. „Und was hat das Ganze dann zu bedeuten?“
Bevor er darauf reagieren konnte, klingelte das Telefon.
Weil Josh dichter am Gerät saß, hob er den Hörer von der Ladestation und meldete sich mit einem kurzen „Kingsley?“ Dann schwieg er. Seine Miene wirkte ausdruckslos. „In Ordnung, komm her. Wir merken dann ja, wenn du da bist.“
„Wer war das?“, erkundigte sich Grace, nachdem er aufgelegt hatte.
„Meine Mutter. Und Michaels Mutter …“
„Will sie vorbeikommen?“
„… und außerdem Posies Großmutter“, ergänzte er und verzog das Gesicht.
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