Ein Ex, ein Kuss - und neues Glück?
kommt bestimmt eine beeindruckende Briefmarkensammlung zusammen.“
Abrupt hielt sie inne. Die Worte waren ihr einfach so herausgerutscht. Bestimmt glaubt er jetzt, dass ich das mit den Briefmarken mit Absicht gesagt habe, dachte sie. „Josh, es tut mir leid, ich …“
„Ich könnte sie natürlich auch mit nach Australien nehmen“, unterbrach er sie. „Dann kann sie das alles aus erster Hand kennenlernen. Da fühlt sie sich bestimmt wohl.“
Grace umklammerte den Bratpfannengriff, um sich bloß nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie seine Bemerkung aufwühlte. „Kinder fühlen sich dann am wohlsten, wenn sie bei Menschen aufwachsen, die sie lieben und ihre Bedürfnisse ernst nehmen“, sagte sie und wandte Josh den Rücken zu. „Und überhaupt – wer soll sich denn in Australien um sie kümmern, wenn du mal wieder auf Entdeckungsreisen gehst?“
„Du vielleicht?“
Sie fuhr zu ihm herum. „Wie bitte? Bietest du mir etwa gerade eine Stelle als Kindermädchen für meine eigene Tochter an?“
Zum Glück klingelte es genau in diesem Augenblick an der Tür. Grace schaltete den Herd aus und ging zum Eingang.
Draußen stand eine schlanke ältere Frau. In ihrem farbigen, fließenden Seidengewand, mit Ohrringen, Halsketten, Ringen und Armbändern geschmückt, wirkte sie wie ein bunter Paradiesvogel.
„Mum …?“
Statt einer Antwort ließ die Frau einfach ihre Reisetasche fallen und zog Grace fest an sich. Ein schwerer, exotischer Duft stieg ihr in die Nase. Zum ersten Mal seit Langem hatte Grace nicht das Bedürfnis, sich sofort wieder aus der Umarmung zu lösen. In diesem Augenblick brauchte sie ihre Mutter, ohne genau sagen zu können, warum. Lange hielten sich die beiden Frauen wortlos fest.
Schließlich war es ihre Mutter, die sich wieder von ihr löste, um einen Punkt hinter Grace zu betrachten. Offenbar war jetzt auch Josh in den Flur gekommen.
„Hallo, Dawn.“
„Josh …“, begrüßte sie ihn. Aber ihr Blick war dabei auf Posie gerichtet.
Seine ganze Körperhaltung strahlte so etwas Besitzergreifendes aus, dass Grace ein eiskalter Schauer über den Rücken rieselte.
„Hallo, meine Süße“, sagte ihre Mutter. „Komm doch mal zu deiner Grandma.“
Zunächst war Grace fest davon überzeugt, dass Josh die Kleine nicht hergeben würde. Aber Posie schien ihre Freude an den leuchtend bunten Farben zu haben, die Graces Mutter trug, und lächelte sie strahlend an. Und nachdem Josh scheinbar endlos lange gezögert hatte, reichte er ihr das Mädchen schließlich doch.
„Ich gehe dann jetzt duschen“, sagte er.
„Okay, aber um halb neun möchte ich spätestens in die Stadt und nach meinem Laden gucken“, erwiderte Grace und wandte sich an ihre Mutter. „Ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn wir dich hier ein paar Stunden allein lassen. Ich muss mich nämlich noch um einen offenen Auftrag kümmern … und dann würde ich gern schauen, wie ich mein Atelier umgestaltet bekomme, damit ich Posie demnächst dorthin mitnehmen kann.“ Sie blickte Josh herausfordernd an.
Er verstand sofort, was sie ihm damit sagen wollte, und lächelte kaum merklich. „Dann hast du also kein Interesse an meinem Angebot?“
„Vielen Dank, aber Posie und ich fühlen uns hier in Maybridge sehr wohl.“ Bevor er darauf reagieren konnte, fügte sie hinzu: „Um halb neun gehen wir los, okay?“
Weder Grace noch ihre Mutter wagten zu sprechen, bis die Kellertür ins Schloss gefallen war. Dann atmeten beide hörbar auf.
„Dieser Mann hat eine Präsenz, dass es einem manchmal Angst macht“, sagte ihre Mutter. „Er wirkt so ganz anders als sein Bruder.“
„Stimmt. Aber Josh und Michael standen sich sehr nahe.“
„Wirklich?“ Sie wandte sich dem Baby in ihren Armen zu, und die beiden musterten sich neugierig. „Was hat Josh Kingsley dir denn für ein Angebot gemacht, Grace?“
„Gar keins“, erwiderte Grace. So weit hatte sie es nicht kommen lassen. „Das Ganze war eher ein Witz.“
„Er sah aber nicht so aus, als würde er Witze machen. Und ich habe mich gefragt, ob er Posie wohl mit nach Australien nimmt, wenn er die Vormundschaft übertragen bekommt.“
„Das geht auf gar keinen Fall.“
„Aber wieso denn nicht?“, hakte Dawn McAllister nach. „Es hat doch ganz den Anschein, als wäre sie ihm … sehr wichtig.“
„Schon, aber er hält sich doch nie länger als eine Woche an einem Ort auf. Und Kinder brauchen ein stabiles, geordnetes Umfeld.“
„Ja, das ist sicher wichtig“, stimmte ihre
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