Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Fall für Kay Scarpetta

Ein Fall für Kay Scarpetta

Titel: Ein Fall für Kay Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
genau in dem Moment, als ich die Akten wieder in meinen Tisch einschloß, durch die Tür kam, die mein Büro mit ihrem Zimmer verband. Als ich sah, wie sie dastand, breitbeinig und mit einem grimmigen Zug um den Mund, wußte ich gleich, daß sie irgend etwas auf dem Herzen hatte, was ich nicht hören wollte.
    "Dr. Scarpetta, Margaret hat nach Ihnen gesucht und mich gebeten, es Ihnen gleich zu sagen, sobald Sie von Ihrem Treffen zurück sind."
    Ich konnte meine Ungeduld nicht verbergen. Unten gab es Autopsien, die ich mir ansehen mußte, und unzählige Anrufe waren zu erledigen. Ich hatte genug zu tun, um ein halbes Dutzend Leute zu beschäftigen, und ich wollte dieser Liste nichts mehr hinzufügen. Sie gab mir einen Stapel von Briefen, die unterschrieben werden mußten, und sah wie eine furchterregende Schulleiterin aus, als sie mich über den Rand ihrer Lesebrille hinweg anstarrte und sagte: "Sie ist in ihrem Büro, und ich glaube nicht, daß die Angelegenheit warten kann."
    Rose würde mir nicht sagen, worum es ging, und obwohl sie wirklich nichts dafür konnte, war ich verärgert. Ich glaube, sie wußte alles, was in diesem Haus vor sich ging, aber es war ihr Stil, mich nur zur Quelle zu führen, anstatt mich direkt einzuweihen. Mit anderen Worten, sie vermied es hartnäckig, der Überbringer schlechter Nachrichten zu sein. Ich schätze, das hatten sie die Erfahrungen gelehrt, die sie bei ihrer jahrzehntelangen Arbeit für meinen Vorgänger Cagney gemacht hatte. Margarets Büro lag auf halbem Weg den Korridor hinunter, ein kleines, spartanisch eingerichtetes Zimmer mit Wänden aus Beton, die mit derselben Farbe gestrichen waren wie das restliche Gebäude. Der dunkelgrüne Fliesenboden sah immer staubig aus, egal, wie oft man darüber wischte, und auf ihrem Schreibtisch und jeder anderen Oberfläche waren Kilometer von Computerausdrucken verteilt. Das Bücherregal war vollgestopft mit Benutzerhandbüchern und Druckerkabeln, Ersatzfarbbändern und Schachteln von Disketten. Es gab keine persönlichen Dinge, keine Fotos, Poster oder Nippes. Ich weiß nicht, wie Margaret in dieser sterilen Unordnung leben konnte, aber ich hatte noch nie ein Büro eines Computeranalytikers gesehen, das anders war.
    Sie saß mit dem Rücken zur Tür und starrte auf den Monitor, ein Programmierhandbuch lag offen in ihrem Schoß. Sie drehte sich herum und rollte sich mit dem Stuhl zur Seite, als ich hereinkam. Ihr Gesicht war angespannt, ihr kurzes schwarzes Haar zerwühlt, als ob sie mit ihren Fingern durchgefahren wäre, ihre dunklen Augen blickten sorgenvoll.
    "Ich war fast den ganzen Vormittag auf einer Konferenz", sagte sie ohne lange Umschweife. "Als ich nach dem Mittagessen zurückgekommen bin, fand ich das hier auf dem Bildschirm." Sie gab mir einen Ausdruck. Darauf waren mehrere SQL-Befehle, die es ermöglichten, Informationen aus der Datenbasis zu bekommen. Zuerst war mein Kopf leer, als ich auf den Ausdruck starrte. Auf der Falltabelle war ein Describe-Befehl ausgeführt worden, und die obere Hälfte der Seite war bedeckt mit Spaltenbezeichnungen. Darunter waren mehrere einfache Select-Anfragen. In der ersten wurde nach der Nummer des Falles mit dem Nachnamen "Petersen" und dem Vornamen "Lori" gefragt. Darunter stand die Antwort: "Keine Aufzeichnungen gefunden." Ein zweiter Befehl fragte nach Nummern und Vornamen von allen Verstorbenen, die in unserer Datenbasis registriert waren und den Nachnamen "Petersen" hatten.
    Lori Petersens Name befand sich nicht in der Liste, da ihre Akte noch auf meinem Schreibtisch lag. Ich hatte sie noch nicht ins Sekretariat gebracht, damit sie in den Computer eingegeben werden konnte.
    "Was sagen Sie da, Margaret? Sie haben diese Befehle nicht eingegeben?"
    "Ganz sicher nicht", antwortete sie bestimmt. "Es war auch keiner von den Leuten im Sekretariat. Es wäre nicht möglich gewesen."
    Sie hatte meine volle Aufmerksamkeit.
    "Als ich Freitag nachmittag nach Hause ging", fuhr sie fort zu erklären, "habe ich dasselbe gemacht, was ich am Ende jedes Tages mache. Ich ließ den Computer im Answer-Mode, damit Sie ihn von zu Hause anwählen könnten, wenn Sie wollten. Es ist unmöglich, daß jemand meinen Computer benutzt hat, weil man ihn nicht benutzen kann, wenn er im Answer-Mode ist, es sei denn, man sitzt an einem anderen PC und wählt ihn über ein Modem an."
    So weit ergab es einen Sinn. Die Terminals unserer Büros waren an den, an dem Margaret arbeitete und der uns als Server diente,

Weitere Kostenlose Bücher