Ein Fall für zwei (German Edition)
Kreisen stellt man seine Gefühle nicht öffentlich zur Schau.”
Dicht am Ohr spürte sie seinen Atem. “Ich bin schon gespannt, wie du diesen Hund ins Hotel schleusen willst.”
“Dann pass mal auf.” Entschlossen trat sie zum Hoteleingang und lächelte dem Portier zu, der ihr hastig die Tür aufhielt.
Sweetums Schleife flatterte, als Laura durch die Eingangshalle direkt zum Tresen rauschte. Zum Glück wartete dort niemand, und sie schenkte dem jungen Angestellten ihr strahlendstes Lächeln. “Was für ein reizendes Hotel das ist! Sie müssen sehr stolz sein, hier zu arbeiten.”
Der junge Mann wirkte einen Moment lang verwirrt, doch dann fasste er sich. “Vielen Dank.”
“Dass Sie in Ihrem Alter schon so einen verantwortungsvollen Posten haben!” Sie warf einen Blick auf sein Namensschild. “Ralph. Darf ich Sie Ralph nennen? Ich bin Laura Marshall, und der tolle Mann hinter mir ist mein Mann Clint.” Sie wandte sich um. “Darling, begrüß diesen netten jungen Mann.”
Lächelnd schob Clint sich den Stetson aus der Stirn. “Wie geht’s?”
“Und das hier ist Sweetums.” Laura setzte den Hund auf den Tresen, zupfte an der blauen Schleife und redete weiter, während Ralph fassungslos auf das winzige sabbernde Tier blickte. “Sie scheint Sie sehr zu mögen, Ralph, aber Sweetums hat auch ausgezeichnete Menschenkenntnis.”
Ralph lief rot an. “Es tut mir leid, Madam, aber …”
“Bitte nennen Sie mich nicht Madam. Da fühle ich mich gleich so … mütterlich.” Sie beugte sich vor und hüllte Ralph in ihre Parfümwolke ein. “Wirke ich mütterlich auf Sie?”
Ralphs Ohren verfärbten sich jetzt auch rot. “Nein. Sie sind schön.” Er musste schlucken. “Das heißt natürlich …”
“Entschuldigen Sie sich niemals für ein Kompliment, junger Mann.” Sie beugte sich noch ein wenig weiter vor, und Ralph gingen fast die Augen über. Sollte der junge Kerl ruhig ein bisschen ins Schwärmen geraten. “Aber sicher wollen Sie Ihren Job erledigen. Sehen Sie nur in Ihrem Rechner nach. Wir haben eine Suite gebucht. Mr und Mrs Marshall.”
Ralph tippte auf der Tastatur herum und sah abwechselnd zum Monitor und auf den Hund. “Ich fürchte, in diesem Hotel gibt es eine Regel gegen Tiere.”
“Und das ist auch gut so.” Laura strich Sweetums Schleife glatt. “Stellen Sie sich nur Tiere in einem Hotel vor! Was manchen Leuten doch so alles einfällt!”
Wieder schluckte Ralph. “Ich meine Haustiere. Wir gestatten leider keine Haustiere im Hotel, gleich welcher Art.”
Laura lächelte ihn offen an. “Selbstverständlich nicht, das ist eine sehr vernünftige Regel. Ich wusste gleich, dass es mir hier gefällt. Habe ich das nicht sofort gesagt, Darling? Ich sagte: ‚Clint, mein Lieber, das sieht mir wie ein wirklich erstklassiges Haus aus.’”
“Das hast du gesagt, Süße”, stimmte Clint hinter ihr zu und verkniff sich ein Lachen.
Ralphs Ohren glühten mittlerweile. Wieder sah er zu Sweetums. “Ich fürchte, wir können nicht … Ich meine …” Er deutete auf Sweetums, die gähnend auf den Marmortresen sabberte. “Ihr Haustier.”
Rasch hob Laura die Hündin hoch und gab ihr einen Kuss auf den Kopf. “Sie ist kein Haustier, sie gehört zur Familie.”
“Sie ist eine Hündin”, beharrte Ralph.
Laura hielt ihr die Ohren zu. “Pst, das dürfen Sie in ihrer Gegenwart nicht sagen. So etwas kränkt sie. Ralph, wir sind wegen der York-Chandler-Hochzeit hier, und Sweetums kommt überall mit, wo ich hingehe. Wollen Sie dafür verantwortlich sein, dass ich den Eltern der jungen Brautleute mitteile, dass Sie uns den Aufenthalt hier verweigern?”
“Natürlich nicht, Mrs Marshall, aber Ihr Hu…”
“Nicht dieses Wort!” Sie hielt die Hand hoch und kraulte Sweetums hinter den Ohren. “Das habe ich doch bereits erklärt.”
Ralph musste schlucken. “Sweetums widerspricht den Regeln unseres Hauses.” Er zupfte sich am Ohr.
“Mir ist klar, dass ein normaler H-U-N-D …”, sie buchstabierte das Wort, “… nicht in Ihr Hotel darf, aber Sweetums ist kein durchschnittliches Tier.” Sie strich Ralph über die Wange. “Sweetums wird sich vorbildlich benehmen. Niemand wird bemerken, dass sie überhaupt da ist. Das verspreche ich”, hauchte sie, bedachte Ralph mit ihrem berückendsten Augenaufschlag und sah genau, dass er einerseits Angst um seinen Job hatte, andererseits die Wünsche seiner Gäste erfüllen wollte.
Als Laura schon fürchtete, sie würde diese
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