Ein Fall von Liebe (Baccara) (German Edition)
träumte nachts von diesem Kuss. In ihren Fantasien war der Kuss nur der Anfang. Einmal träumte sie davon, dass sie ausritten und nackt am Ufer des Dakota lagen. In der nächsten Nacht verbarg ein altmodisches Zelt sie vor der Welt. Sie erwachte erhitzt und durcheinander. Dann musste sie zur Arbeit gehen und Dan gegenübersitzen, als sei nichts geschehen. Am Freitag war sie völlig fertig.
Wenigstens musste sie ihn am Wochenende nicht auch noch sehen. Wenn ihr Wagen es schaffte, wollte sie zur Universität von South Dakota fahren, wo sie studiert hatte. Sie musste mehr über Dan Armstrong herausfinden, und dafür brauchte sie einen Computer mit Internetzugang.
Ihr blieben nur noch vier Wochen.
7. KAPITEL
Dan beugte sich über die Architekturzeichnungen und verglich sie mit dem Bericht der Techniker. Virgil Naylor, der Chef von Naylor Engineering, stand neben ihm und machte ihn auf Details aufmerksam. Naylor war ein schmaler, unsicherer Mann, den Dans Schweigen noch nervöser machte.
Irgendwas stimmte nicht mit den Berichten. Er deutete auf eine Fußnote. „Hier steht, dass ein Wasserkraftwerk fast ebenso viel Energie liefern würde wie ein Staudamm.“
„Nur unter den besten Bedingungen.“ Naylor machte eine abwehrende Handbewegung, als wolle er den Einwand beiseiteschieben.
„Warum bauen wir dann kein Wasserkraftwerk?“ Das wäre die sinnvollste Lösung. Ein Wasserkraftwerk würde weder das hübsche kleine Tal noch das Reservat der Red Creek überfluten.
Naylors Mund verzog sich, als habe er in eine Zitrone gebissen.
„Weil Wasserkraftwerke die Elektrizität nicht speichern, wenn die Nachfrage gering ist.“
„Und was bringt die Möglichkeit der Speicherung?“
Naylor wurde noch ein wenig röter. „Auf die Lebenszeit des Staudamms gerechnet etwa 0,919 Cent pro Kilowattstunde.“
„Bei einer Spitzenleistung von 150 Megawatt?“
„Ja.“
Dan rechnete. „Das macht einen Unterschied von weniger als dreitausend Dollar im Jahr.“
„Mr Armstrong. Ich bin sicher, dass Sie die Vorteile von Speicherkapazitäten kennen …“ Naylor zählte noch einmal – das dritte Mal innerhalb von zwei Stunden – alle Vorteile auf.
Was für eine blödsinnige Art, den Samstag zu verbringen, dachte Dan frustriert. Er fragte sich gerade, ob er Jim Evans, seinen Ingenieur in Amarillo, hochkommen lassen sollte, damit der sich diesen Kram anschauen konnte, als sein Telefon klingelte. Danke, dachte er. Er kannte die Nummer auf dem Display nicht, aber der Anruf kam aus South Dakota. „Hallo?“
„Dan? Hier ist Rosebud. Donnelly“, fügte sie hinzu, als ob er Massen von Rosebuds kannte.
Sie rief ihn an. Die Kekse hatten also gewirkt. Dan unterdrückte ein Lächeln, entschuldigte sich bei Naylor und ging hinaus, um allein zu sein. „Hey. Was geht ab?“ Was war los mit ihm? War er plötzlich wieder dreizehn?
„Um ehrlich zu sein, habe ich ein Problem.“ Sie klang besorgt. „Mein Wagen ist liegen geblieben. Niemand hat Zeit, mich abzuholen. Ich brauche Hilfe.“
Eine Jungfrau in Nöten. Und da rief sie ausgerechnet ihn an. Sie hatte entweder wirklich keine andere Möglichkeit, oder … Er schob den Gedanken beiseite. „Mein Treffen ist gerade beendet. Wo sind Sie?“
Nach kurzem Schweigen sagte sie: „Wissen Sie, wo sich die Universität von South Dakota befindet?“
„Nein. Was machen Sie dort?“
„Hm, Nachforschungen anstellen. Können Sie mich hier abholen oder nicht?“
Wie es aussah, war die Jungfrau wirklich in Nöten. „Ich brauche noch eine Viertelstunde hier.“
„Mein Wagen steht hinter der Bibliothek. Sie werden ungefähr eine Stunde bis hierher brauchen.“
„Dann sehen wir uns in einer Stunde.“ Er beendete das Gespräch und starrte auf sein Handy. Nachforschungen? Hatte die Universität überhaupt eine Fachbibliothek für juristische Angelegenheiten?
„Mr Armstrong?“ Naylor war nach draußen gekommen. „Es ist schon spät. Haben Sie noch Fragen?“
„Nur eine.“ Es dauerte einen Moment, bis er seine Gedanken von Rosebud abwenden konnte. „Wem haben Sie noch von der Möglichkeit, ein Wasserkraftwerk zu errichten, erzählt?“
Naylor lief rot an. „Ich versichere Ihnen, dass Naylor Engineering alle Aufträge vertraulich behandelt …“
Dan schnitt ihm das Wort ab. „Sie haben darüber mit niemandem vom Stamm der Red Creek gesprochen?“
„Definitiv nicht.“ Naylor stampfte fest auf den Boden und sah dabei wie ein beleidigter Wellensittich aus. „Diese, diese
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