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Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Titel: Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Birkhoff
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umhüllten die Erzieher und mich. Ich versank im Boden vor Scham. Vier Wochen war mein gesamter Oberkörper hermetisch von der Luft und vom Wasser abgeriegelt worden, und diese Mischung zusammen mit dem pfundweise auf mich verstreuten Schwefelpulver stank bestialisch. Anka schrie hysterisch: »Ich kotz gleich!«, und rannte theatralisch aus dem Zimmer. Blöde Kuh, dachte ich nur und ärgerte mich über ihre Illoyalität. Als die Erzieher dann endlich dieses Ding durchgeschnitten hatten und von beiden Seiten an den Gipsplatten zogen, entfaltete sich der Geruch endgültig und mit aller Macht. Es war, als hätte man literweise den Inhalt tausender Stinkbomben auf uns herabgeschmissen, und einer der Erzieher entschuldigte sich noch bei mir, bevor er sich dann aus dem weit geöffneten Fenster heraus erbrach. So schnell wie ich konnte flitzte ich zum Badezimmer und stürzte mich unter die Dusche. Ich musste feststellen, dass mein linker Arm dünn wie eine Spaghetti-Nudel war und der Bruch offensichtlich gar nicht verheilt war. Ich konnte den Arm immer noch nicht bewegen. Betroffen cremte ich meine schrumpelige Haut so gut es ging ein. Mein rechter Arm war straff und schokoladenbraun; der Oberkörper mit dem linken Arm war hellgrau und völlig eingefallen. Ein T-Shirt verschaffte optische Linderung, und zumindest stank ich jetzt nicht mehr. Sicherheitshalber hatte ich mich mit My Melody einparfümiert. Die Erzieher saßen beim Kaffee zusammen in der Küche, und ihr Gespräch verstummte, als ich eintrat. Bestimmt hatten sie sich gerade über dieses außergewöhnliche »sinnliche Erlebnis« ausgelassen, und ganz sicher tat ich ihnen auch leid. Freundlich und fröhlich schauten sie mich an. Als ich erzählte, dass der Bruch gar nicht verheilt sei, beruhigten sie mich.
    »Das braucht Zeit, Christine. Die Muskeln sind ja komplett abgebaut, und der Arm muss erst mal trainiert werden, damit er wieder zu Kräften kommt.«
    Das leuchtete mir ein.
    Als wir nachmittags eine Fahrradtour zum Strand unternahmen, mieteten die Erzieher extra ein Tandem, damit ich hinten mitfahren konnte. Ich fand sie alle unheimlich nett. Sie waren witzig, offen und tolerant, stets um uns bemüht und voller Ideen. Ich schätze ihr Alter aus heutiger Sicht betrachtet auf ungefähr Mitte bis Ende zwanzig. Sie leisteten eine fantastische Arbeit und ließen uns Kids so viel Freiheit wie möglich. Wenn die Erzieher eingreifen mussten, dann taten sie dies immer mit Respekt und großer partnerschaftlicher Verbundenheit.
    Am Strand angekommen, bauten wir die Windschutzmatten auf und drapierten unsere Handtücher auf dem Sand. Aus den Kühltaschen wanderten die Sprudelflaschen von Mund zu Mund, und Obstsalate und Kuchen machten die Runde. Anschließend liefen wir schreiend und johlend ins Meer. Kaum war ich im Wasser angekommen, erfasste eine Welle meinen linken Arm und riss ihn nach hinten. Ein heftiger Schmerz durchzog meine Schulter. Ich hatte nicht daran gedacht, dass mein geschwächter Arm keiner Welle standhalten konnte, und ging mit schmerzverzerrtem Gesicht an den Strand zurück. Hoffentlich war meinem Arm nichts Schlimmes passiert! Zwei Erzieherinnen massierten vorsichtig die Schulter, und glücklicherweise waren die Schmerzen bald verschwunden. Ich hatte ein Riesenglück gehabt und versprach meinem Arm, die nächsten Tage pfleglicher mit ihm umzugehen.
    Als wir eine Woche später nach insgesamt drei Wochen zurück nach Hause fuhren, war von meinem dünnen Ärmchen nichts mehr zu sehen. Ich war knackig braun und strotzte nur so vor Gesundheit und Lebenslust. Wir hatten uns wunderbar erholt, und insbesondere Arndt und ich hatten die Wochen der Unbeschwertheit genießen können. Im Gegensatz zu Ankas Laune verschlechterte sich unsere Laune mit jedem Kilometer, den wir unserer Heimatstadt näher kamen. Ein Gefühl von Heimweh war uns vollkommen fremd. Die unerschütterliche Liebe zu meinen Eltern, das bedingungslose Vertrauen und die innere, tiefe Verbundenheit waren nachhaltig aus mir herausgeprügelt worden. Mit dem Monat September verabschiedete sich der Sommer und mit ihm eine relativ unbeschwerte, aber auch kurze Zeit.
     
    Ende September stand Jürgen eines Abends mit gepackten Koffern vor unserer Wohnungstür. Margot hatte ihn rausgeschmissen. Beim ersten gemeinsamen Frühstück am nächsten Morgen betonte Jürgen immer wieder, dass er keine Umstände machen wolle und wir, also meine Mutter und ich, unser Leben so weiterführen sollten, wie wir das

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