Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
sie an, dann sprang er auf und lief um den Schreibtisch herum. »Clary! Gütiger Himmel, es tut so gut , dich zu sehen!«
Damit riss er sie in eine heftige Umarmung, drückte sie so fest an sich, als sei sie sein Rettungsanker, und Clarice war ratlos und verwirrt. Sie erwiderte die Umarmung, wenn auch schwächer, und tätschelte Alton die Schulter.
»Ich bin … wieder zurück, für den Moment.«
Alton ließ sie los, machte einen Schritt zurück, fasste sie an den Händen und betrachtete sie entzückt lächelnd. Seine dunklen Augen, nicht ganz so dunkel wie ihre, leuchteten vor überschäumendem
Glück und, was ebenso eindeutig zu erkennen war, vor unendlicher Erleichterung.
Ehe sie sprechen konnte, wandte sich Alton, immer noch breit lächelnd, an Edwards.
»Das ist ein Grund zum Feiern, Edwards! Bringen Sie uns etwas – nicht Champagner« – er schaute zu Clarice – »dafür ist es zu früh, nicht wahr? Wie wäre es mit etwas Ratafia oder Mandelmilch? Oder mögen die Damen nicht immer Sherry? Ich kenne mich mit so etwas nicht aus.«
Er war wie ein Kind, voller Eifer und von dem Wunsch beseelt, sie willkommen zu heißen und sie zu beeindrucken.
»Vielleicht Tee und Kuchen, Mylord?«, schlug Edwards vor.
Wie ein hoffnungsvoller junger Hund blickte Alton Clarice fragend an.
»Danke, Edwards. Tee und Kuchen sind genau das Richtige.« Sie hatte plötzlich eine Ahnung, dass sie die Stärkung gut gebrauchen konnte. Was ging hier vor sich?
»Oh, und Edwards?« Alton blickte den Butler an. »Es besteht keine Notwendigkeit, Ihre Ladyschaft darüber zu informieren, dass Lady Clarice hier ist.«
»Nein, gewiss nicht, Mylord.« Zwischen Herrn und Diener fand irgendeine geheimnisvolle Kommunikation statt, dann verneigte Edwards sich vor Clarice. »Mylady, lassen Sie mich Sie auch im Namen der Dienerschaft herzlich willkommen heißen und zum Ausdruck bringen, wie froh wir alle sind, Sie wieder unter diesem Dach zu sehen.«
Clarice neigte den Kopf.
»Danke, Edwards. Bitte richten Sie allen Grüße aus, die mich noch von früher kennen.«
Sie warteten, bis Edwards sich zurückgezogen hatte. Als er die Tür schloss, stellte Clarice ihrem Bruder Jack vor.
»Lord Warnefleet war so freundlich, mich in die Stadt zu begleiten. Er ist ein enger Freund von James.«
Offensichtlich froh, jeden zu empfangen, der seiner Schwester eine Freundlichkeit erwiesen hatte, ergriff Alton Jacks Hand, wandte sich aber fast sofort wieder seiner Schwester zu.
»Dein Zimmer steht bereit, genau wie früher. Niemand hat es bewohnt, seit du gegangen bist. Roger hat mit angehört, wie Hilda und Mildred darüber gesprochen haben, sich Sachen zu nehmen, darum hat er die Tür abgesperrt. Wir haben den Schlüssel versteckt, daher nehme ich an, es wird vielleicht ein wenig verstaubt sein, aber Mrs. Hendry wird überglücklich sein, dich wieder zu Hause zu haben, also …«
»Alton.« Clarice wartete, bis er ihr in die Augen sah. »Ich wohne im Benedict’s, so wie ich das immer tue.«
Er blinzelte, dann sah er sie leicht gekränkt an.
»Wie du es immer tust?« Er betrachtete ihr Gesicht. »Kommst du denn oft in die Stadt?«
Sein Ton weckte ihren Argwohn.
»Ich bin wenigstens zweimal im Jahr in London. Ich lebe zwar auf dem Lande, aber ich brauche trotzdem Kleider. Aber das habe ich dir doch geschrieben. Du hast nie auf meine Briefe geantwortet, und keiner von euch ist jemals zu Besuch gekommen, nach Avening …«
»Ich habe nie einen Brief von dir erhalten, nicht seit du gegangen bist.« Der hohle Ton in Altons Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass er die Wahrheit sprach. »Ich wusste nicht, dass du in die Stadt kamst, und Roger und Nigel ebenso wenig.«
Clarice runzelte die Stirn, und ein Anflug von Abscheu mischte sich in ihre Stimme.
»Papa, nehme ich an. Ich hatte mich schon gefragt… aber ich habe noch einmal geschrieben, nachdem er gestorben war.« Alton schüttelte den Kopf. »Den hast du auch nicht bekommen?«
»Wir hatten keine Ahnung, dass du überhaupt in der Stadt warst. Wir dachten, du hast dich auf dem Land vergraben und
dir ein neues Leben aufgebaut, uns vergessen. Du warst so wütend und enttäuscht, als du gegangen bist.«
Sie strich ihm über den Arm und ging dann an ihm vorbei zu einem Stuhl.
»Nicht auf euch drei. Ich wusste ja, wie Papa war, vergiss das nicht. Ich habe euch nie die Schuld gegeben.«
Sie ließ sich auf dem Stuhl nieder, lehnte sich zurück und sah zu Alton auf, der sich zu ihr
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