Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
Nachmittags verbrachten sie damit, alles zu planen. Jack beobachtete, wie Clarice zur Höchstform auflief,
obwohl sie noch leicht benommen von der Entwicklung wirkte.
James war in Sicherheit, entlastet und von den Vorwürfen reingewaschen, sein Name unbefleckt. Sicher, Humphries musste erst noch die Anklage zurückziehen, aber wie Dekan Samuels gesagt hatte, war das nur ein unwichtiger Aufschub; bald wäre alles in bester Ordnung.
Was Humphries anging, so befürchtete Jack das Schlimmste, obwohl er nichts davon sagte, um die fröhliche Stimmung nicht zu ruinieren. Während Clarice Anweisungen herunterratterte, was bei der Gästeliste und den Einladungen zu beachten war, kehrte der Lakai, der nach Whitehall geschickt worden war, mit einer Antwort von Dalziel zurück. Jack ging vor die Bibliothekstür, um sie zu lesen.
Dalziel hatte in der Tat einen Mann abgestellt, Humphries zu beobachten und ihm gegebenenfalls zu folgen. Nachdem dieser Mann am Palast eingetroffen war und festgestellt hatte, wie viele Ausgänge das Gelände aufwies, hatte er um Verstärkung gebeten. Unglücklicherweise hatte Humphries, bevor diese eintraf, um ein wirkungsvolles Netz um den Bischofssitz zu spannen, den Palast bereits durch ein Tor auf der Rückseite verlassen und war verschwunden.
Für Humphries sah die Zukunft nicht gut aus. Dalziel schrieb, er wolle Jack auf dem Laufenden halten, und bat darum, dass Jack es ebenso halte.
Jack steckte die Nachricht in die Tasche und drehte sich um, um in die Bibliothek zurückzukehren, und bemerkte, dass Alton ihm nach draußen gefolgt war und ihn musterte.
Jack hob die Brauen.
»Dieser Mann in Whitehall – ist das derjenige, für den Sie während des Krieges gearbeitet haben?«
Jack zögerte. Der Drang, über seine Vergangenheit zu schweigen, war tief verwurzelt, immer noch mächtig.
Alton wurde rot. »Ich – wir – haben nachgeforscht. Sie waren Major in einem Garderegiment, aber niemand in Ihrem Regiment erinnert sich an Sie. Und dabei sind Sie niemand, den man leicht vergisst.«
Jack lächelte aufrichtig.
»Genau genommen werden Sie entdecken, dass ich vollkommen leicht zu vergessen bin, wenn ich es darauf anlege.« Er trat näher zu Alton, blieb dicht vor ihm stehen, sodass niemand hören konnte, was er sagte: »Das war mein besonderes Talent im Krieg, dass ich immer in der Lage war, mit meiner Umgebung zu verschmelzen, so zu wirken, als gehörte ich dorthin.« Er schaute Alton fest in die Augen. »Und ja, der Gentleman in Whitehall war über zehn Jahre mein Vorgesetzter.«
Alton nickte und lächelte.
»Das wollten wir nur wissen.«
Jack erwiderte sein Lächeln unbeschwert.
»Völlig verständlich.«
»Alton? Wo, zum Teufel, steckst du?«
Sie drehten sich um, als Clarice hinter ihnen in der Tür zu Bibliothek erschien. Sie betrachtete Alton mit zusammengezogenen Brauen. »Du kannst nicht einfach verschwinden.«
Alton tat ganz unschuldig.
»Ich wollte nur rasch nach Sarah schicken.«
Clarice nickte.
»Tu das, und wenn du gerade dabei bist, lass auch Alice und Emily ausrichten, wir bräuchten ihre Hilfe hier. Tante Camleigh ebenfalls, und vergiss Tante Bentwood nicht. Wir brauchen jeden, wenn es uns gelingen soll, einen so wichtigen Ball innerhalb von fünf Tagen auf die Beine zu stellen.«
»Es könnte doch einfach ein ganz normaler Ball sein«, wandte Alton ein. »Das würde uns nicht stören.«
Clarice warf ihm einen verachtungsvollen Blick zu, in den sich Empörung mischte.
»Sei nicht so ein Esel! Du bist der Marquis von Melton – dein Verlobungsball muss allein deswegen schon großartig werden! Und jetzt komm wieder rein.« Sie wandte sich zur Bibliothek um. »Ihr könnt schon einmal mit den Einladungen anfangen.«
Alton folgte ihr. Jack blieb auf der Schwelle stehen und schaute zu, wie Clarice geschäftig umherlief und ihre Brüder mit dem Verfassen der Einladungen betraute.
James war gerettet, die Verlobungen ihrer Brüder sicher und sie würden bald in angemessenem Rahmen in der eleganten Welt bekannt gegeben werden. Alle Ziele, derentwegen sie nach London gekommen war, hatten sie erreicht. Sie hatte verkündet, der Ball werde so bald wie möglich stattfinden, was er als Wunsch gedeutet hatte, alles möglichst bald zu Ende zu bringen.
Danach…
Er beobachtete sie und konnte die beunruhigende Ungewissheit nicht leugnen, die in seinem Kopf Wurzeln geschlagen hatte. Würde sie nach Avening und zu dem ruhigen Leben auf dem Land zurückkehren? Oder
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