Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
holte tief Luft und versuchte sich aus dem Griff zu entwinden, aber der Mann hinter ihr, ein hünenhafter Grobian, presste seine Arme um sie, bis sie glaubte, gleich ohnmächtig zu werden. Abrupt wurde ihr klar, dass sie in echter Gefahr schwebte; sie schnappte nach Luft und öffnete den Mund, um zu schreien …
Ihre Maske wurde abgerissen und fortgeworfen, und eine riesige Hand legte sich über ihren Mund.
»Nun, nun – Sie wollen das nicht wirklich tun, Fräuleinchen. Kein Grund, irgendwem zu verraten, dass wir hier sind.«
Er hob sie hoch und schleppte sie fort, der Lärm des Balles wurde leiser.
Clarice schloss die Augen, versuchte nicht zu atmen – er verströmte einen Gestank, dass ihr allein davon schon ganz schwindelig wurde – und biss ihn fest in die Hand.
Sie musste fast würgen, aber es hatte die erhoffte Wirkung. Er schrie vor Schmerz, riss seine Hand zurück und schüttelte sie verzweifelt. Sie holte Luft und schrie um Hilfe.
Der andere Mann, ein schattenhafter Umriss, versetzte ihr eine Ohrfeige. Er gab sich keine besondere Mühe, sondern tat das fast beiläufig, aber von dem Schlag wurde ihr nahezu schwarz vor Augen.
»Aufhören!«
Der Mann, der sie hielt, fluchte, der andere stellte sich vor sie, musterte sie aus seinen kleinen Schweinsaugen unter dem Rand seiner schmutzigen Mütze hervor.
»Es ist witzlos zu schreien. Die feinen Pinkel machen so einen Krach, dass niemand Sie hören wird.«
Sie holte noch einmal Luft, um wieder zu schreien, aber sobald sie den Mund öffnete, steckte ihr der zweite Mann blitzschnell ein zusammengeknülltes Taschentuch zwischen die Zähne.
Clarice würgte, rang um Luft und versuchte den Stofffetzen auszuspucken.
Sie wand sich plötzlich, was dem Mann, der sie über der Schulter trug, einen erschreckten Schrei entlockte. Er packte ihre Schulter und versuchte sie oben zu halten.
Genau in dem Moment kam Jack durch die Büsche gestürmt.
Clarice strampelte noch mehr. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Jack den zweiten Mann packte und ihn mit einem Schlag zu Boden streckte. Dann wandte er sich dem Mann zu, der sie festhielt und sie als Schutzschild verwendete.
Jack bewegte sich in die eine Richtung, der Mann in die andere, während sie zwischen ihnen war. Eine nervenaufreibende Minute lang vollführten sie einen ungelenken Tanz.
Der Mann, den Jack niedergeschlagen hatte, stöhnte, stützte sich auf Hände und Knie und stöhnte erneut auf.
»Komm schon, Fred! Wir müssen hier weg!«
Der andere Mann gab sich buchstäblich einen Ruck und hob sie hoch, warf sie in Jacks Richtung.
Jack fing sie auf, zog sie schützend an sich, wankte unter ihrem Gewicht, fand aber sein Gleichgewicht wieder.
Seine Arme schlangen sich schützend um sie, und sie spürte, wie seine Muskeln sich anspannten und er den Drang hatte, ihren Angreifern nachzujagen, die hastig davonstolperten und von der schwarzen Dunkelheit verschluckt wurden.
Sie klammerte sich unverhohlen an ihn und wusste, dass sie allein waren, in Sicherheit. Die Spannung, die ihn gefangen hielt, ließ nach, und er strich ihr sanft über die Wange und nahm ihr Gesicht in die Hände.
»Geht es dir gut?«
Da sie sich nicht sicher war, ob sie ihrer Stimme trauen konnte, nickte sie, blickte ihm in die Augen, versank in ihnen.
Sie verfolgte, wie sein Blick über ihr Gesicht glitt, ihre Züge nachfuhr, sah im Mondschein die harten Linien seines Gesichtes. Erkannte überdeutlich den normannischen Lord in ihm, den kampferprobten Krieger.
Was sie in dem Moment in seinem Gesicht sah, ließ ihr Herz erbeben.
Sein Blick fand ihren, schien sie zu durchdringen, schien zu spüren, dass sie ihn tatsächlich erkannte. Dann trat etwas anderes in seine Augen, ein unverhohlen besitzergreifendes Verlangen. Seine Arme schlossen sich fester um sie. Er beugte sich vor und küsste sie.
Als ob sie ihm gehörte. Vollkommen, ganz und gar.
Sie wurde von der Welle mitgerissen und versuchte nicht einmal, sich dagegen zu wehren. Stattdessen klammerte sie sich an ihn, schlang die Arme um seinen Hals und küsste ihn mit einer Leidenschaft, die tief aus ihrer Seele kam.
Die Zeit stand still.
Lange Zeit versank alles um sie herum, und sie waren sich selbst genug, allein in der dunklen Nacht.
Schließlich hob er den Kopf und blickte ihr in die Augen. Sie stand eng an ihn geschmiegt und wollte sich nicht bewegen.
Dann schaute er sich ihre Schulter genauer an, wo der Domino zur Seite geschoben worden war, und legte die Stirn in
Weitere Kostenlose Bücher