Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
den Händen, hob den Kopf und erwiderte ihren Blick. »Wir müssen reden.«
Innerlich erstarrte sie und nahm noch einen Schluck Brandy. »Worüber?«
Sein Blick ruhte weiter auf ihrem Gesicht.
»Über die neue Situation.«
Sie unterdrückte den Drang zu fragen: »Welche Situation?« Aber sie konnte in dem Ausdruck seiner haselnussbraunen Augen erkennen, dass er es nicht zulassen würde, dass sie dem Thema auswich. »Was genau meinst du?«
Er zögerte. Sie bemerkte, dass er nach Worten suchte.
»Trotz des Wunschdenkens unserer Unterstützer, egal, was die Leute nun tatsächlich gesehen haben oder nicht, sie haben jedenfalls genug gesehen. Gleichgültig, wie sehr alle es auch abstreiten, die Wahrheit wird sich nicht leugnen lassen.«
Er machte eine Pause, dann holte er tief Luft. Sie wünschte, sie könnte die Diskussion abkürzen, seine Worte abtun und einfach wegschauen, aber sie konnte ihre Augen nicht von ihm losreißen, von dem Gesicht, das sie nun so gut kannte.
»Innerhalb der ton … gibt es gewisse Regeln. Wir halten vielleicht wenig von ihnen, aber es gibt sie trotzdem. Wenn wir ein Teil dieser Gesellschaft bleiben wollen, der Kreise, in die wir hineingeboren wurden, dann müssen wir uns ihren Regeln beugen.«
Eine noch viel durchdringendere Kälte breitete sich in ihr aus. Sie hielt eine Hand hoch, um zu verhindern, dass er weitersprach.
Er nahm ihre Hand und hielt sie fest. »Nein, lass mich ausreden. Du hast dir deine Stellung in der Gesellschaft zurückerobert, dich behauptet. Man war bereit, dich wieder in Ehren aufzunehmen, dich willkommen zu heißen und dir die Stellung zurückzugeben, die du früher innehattest, vielleicht auch, um Moira loszuwerden. Mit der Zeit ist Gras über die alten Geschichten gewachsen, und die vornehme Welt ist einmal mehr deine Welt. Mit deinem wiedergewonnenen Ansehen kannst du einiges tun, um deinen Brüdern zu helfen und eine Grundlage für die nächste Generation deiner Familie zu schaffen – ein lobenswertes Ziel, das ich verstehen und nachvollziehen kann.« Seine Stimme wurde härter. »Aber um in der Gesellschaft zu bleiben, musst du dich in der Stellung behaupten, die du zurückerobert hast. Du musst den bevorstehenden Skandal nicht nur überstehen, du musst ihn zermalmen.«
Er verstummte. Sie konnte immer noch nicht den Blick von ihm abwenden. »Ich weiß, es ist nicht das, was du dir wünschst, aber … wenn du es willst, heirate ich dich. Wenn wir uns darauf einigen zu heiraten, wird es keinen Skandal geben, und du wirst alles erreichen können, was du dir in der Gesellschaft nur wünschen kannst.«
Sie fragte sich, was er wohl sah, als er ihr forschend in die Augen schaute, dann verstärkte er sachte den Druck um ihre Hand.
»Es ist deine Entscheidung.« Seine Lippen verzogen sich leicht ironisch. »Aber du musst die Entscheidung treffen. Jetzt. Heute Abend.«
Sie blinzelte und versuchte, klar zu denken.
Ich weiß, es ist nicht das, was du dir wünschst.
Er irrte, er irrte sich so sehr. Ihn zu heiraten war genau das,
was sie sich wünschte – wenn sonst nichts klar war, das wusste sie. Aber nicht so. Niemals.
Das hier war ein Albtraum, der Wirklichkeit wurde, nicht nur für sie, sondern auch für ihn.
»Nein.« Jetzt drückte sie seine Hand. Sie war dankbar für die Berührung. Als sie ihm in die Augen sah, erkannte sie, wie nahe sie sich gekommen waren, dass es nicht möglich war, dass sie einfach für sie beide eine Entscheidung treffen konnte.
Es war nicht leicht, die Schutzschilde zu senken, ihm fest in die Augen zu blicken, damit er sehen konnte, was sie empfand und warum. Sie schluckte und fand ihre Stimme wieder. »Vor sieben Jahren habe ich mich geweigert, zu heiraten und mir von der ton mein Leben diktieren zu lassen. Das war damals die richtige Entscheidung… und jetzt ist diese Entscheidung umso richtiger. Wir sind beide beinahe Opfer von jemandem geworden, der eben diese Regeln ausnutzen wollte, um uns zu kontrollieren und zur Heirat zu nötigen. Du weißt und ich weiß, wie wir beide uns dabei gefühlt haben, was wir über eine Hochzeit unter solchen Umständen denken, vor allem wenn man unter Druck gesetzt wird. Sich jetzt genau diesen Regeln zu beugen, uns das anzutun … nein. Ich werde dich nicht opfern oder mich, weder ihren falschen Göttern noch ihrer Arroganz.«
»Aber …«
»Nein, lass mich ausreden.« Sie brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Ich habe meinen Brüdern gesagt, dass ich nicht in den
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