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Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Titel: Ein fremder Feind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Isringhaus
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Straubinger sagt, brauchen wir einen halbwegs akzeptablen Plan. Aber es könnte funktionieren. Zwei Mann in der Burg, zwei Mann draußen, die den Rückweg sichern. Kannst du irgendwelche Ansichten von der Burg besorgen, Theo?«
    Straubinger kaute auf seinen Lippen.
    »Vielleicht gelingt es mir, Fotos aufzutreiben. Ich glaube, in Edgars Bibliothek habe ich einen Bildband über deutsche Burgen gesehen.«
    Mortimer nickte, um die Unterhaltung abzuschließen.
    »So machen wir’s. Wir befreien deine Freundin. Und danach holen wir den Jungen.«
    Krauss war nicht zufrieden.
    »Gesetzt den Fall, Göring läuft uns zufällig über den Weg, wie verhalten wir uns?«
    Mortimer seufzte.
    »Wer uns in die Quere kommt, den legen wir um.«

19.
B ERLIN
    11. Januar 1940
Görings Sonderzug »Asien«
    Der Dschungel ließ ihn nicht los. Noch zwei Jahre nach seiner Rückkehr nach Deutschland träumte Hansen Nacht für Nacht vom Urwald, vom Jagen und Töten. Vor allem vom Töten. Es war zu einer inneren Notwendigkeit geworden, zu einem Zwang, dem all sein Handeln unterlag. Beinahe jeder Traum führte ihn an diesen Punkt. Er musste töten, um jeden Preis. Einen Spießhirsch, einen Leoparden, einen Menschen. Töten, um selbst zu leben. Dabei fiel es ihm nie leicht, im Gegenteil, das Handwerk des Tötens war Schwerstarbeit. Einen Bogen zu spannen, den Abzug durchzudrücken, das verlangte ihm schier übermenschliche Kräfte ab. Oft drohte ihm die Beute zu entkommen, nur weil das Gewehr nicht reagierte, der erlösende Schuss nicht fallen wollte, obwohl er den Finger mit aller Gewalt um den Abzug krümmte. Schweißnass wachte er in solchen Momenten auf, mit einem beengenden Gefühl um den Brustkorb, als würde ihm eine unsichtbare Hand die Luft zum Atmen abklemmen. Das alles war ihm völlig unbegreiflich. Nicht die Tatsache, dass er vom Dschungel träumte, aber im wahren Leben hatte er in solchen Momenten nie gezögert, ganz selten mal hatte eine Waffe versagt, noch seltener hatte er sein Ziel verfehlt. Hansen begriff nicht, was sein Gehirn mit ihm anstellte, welche Ängste es zutage förderte. Er wollte nur, dass es aufhörte.
    Aber es hörte nicht auf. Es hörte nie auf. Nicht mehr seit dem Tag, an dem er sechs Männer und einen Jungen getötet hatte. Nachdem sie das Dorf der Wayapi verlassen hatten, erwarteteer tagelang, von einem Trupp rachsüchtiger Indios verfolgt zu werden. Nachts in seiner Hängematte malte er sich aus, was sie mit ihm anstellen würden, und fand nicht in den Schlaf. Erst als eine ereignislose Woche vergangen war, beruhigte er sich allmählich. Niemand war hinter ihm her. Langsam freundete er sich mit dem Gedanken an. Er brauchte keine Angst vor diesen primitiven Wilden zu haben; sie hatten Angst vor ihm. Hansen war eine Naturgewalt, der Geist des Jaguars hatte keine Macht über ihn. Dieser Zahn, den er um den Hals trug, bewirkte einen mächtigeren Zauber, als er zuzugeben bereit gewesen war. Niemals mehr in seinem Leben würde er dieses Amulett ablegen. Er, der an nichts glaubte, außer an sich selbst, leistete sich den Aberglauben, dass es ihn beschützte; immerhin hatten selbst eineinhalb Jahre im Dschungel nicht ausgereicht, um dessen Mysterien zu entzaubern.
    Auf der Fahrt den Rio Jary hinunter zurück zum Lager übernahm Hansen das Kommando, Schulz-Kampfhenkel war durch sein Fieber zu sehr geschwächt. Dass es zwischen ihnen nicht mehr viel zu sagen gab, fiel kaum auf. Es ging nur noch darum, schnell genug an die lebenswichtigen Medikamente zu kommen. Aber auch zurück bei den Aparai gönnte Hansen dem kranken Expeditionsleiter nur eine kurze Verschnaufpause; gerade mal so lange, wie die Männer brauchten, die wichtigsten Exponate in den Booten zu verstauen. Hansen achtete vor allem darauf, dass seine Kiste mit den mühsam zusammengerührten Giften und Tränken mit an Bord war, und verzichtete dafür auf ein paar präparierte Tierfelle. Schulz-Kampfhenkel war nicht in der Lage, sich zu beschweren, er bemerkte es nicht einmal. Zwei Tage später zog der Tross weiter Richtung Aramanduba. Hansen war im Begriff, die Stätte seiner Sünden für immer zu verlassen.
    In Aramanduba erholte sich Schulz-Kampfhenkel. Die beiden Männer reisten weiter nach Belem, um sich dort einzuschiffen.Bis der nächste Dampfer ging, blieben ihnen zwei Wochen Zeit. Hansen verbrachte sie hauptsächlich allein, erkundete die quirlige Hafenstadt. Sie zog sich tief hinein ins hügelige Hinterland, verzweigte sich in labyrinthische

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