Ein Freund aus alten Tagen
wirre Lieblingstante.
»Es ist immer bedauerlich, wenn Stellenkürzungen notwendig werden, aber wir hoffen, unser Angebot wird Sie für diese traurige Neuigkeit mehr als entschädigen.«
Es war, als hätte sie Bertil Anderssons Vortrag nicht gehört, als wäre es jetzt ein völlig anderer Termin. Meijtens erkannte, dass sie die perfekte Kombination gefunden hatten. Ihm auf die Finger zu schlagen, weil er die Story über Erik Lindman weiterverfolgt hatte, um ihm anschließend aus völlig anderen Gründen zu kündigen.
Sie sprach über Anstellungszeiten, Regeln für Aushilfskräfte und Arbeitsprozesse. Das Ganze hörte sich eher an wie ein Vorschlag für eine Charterreise und nicht wie eine Kündigung. Sie hatten einen einfachen Ausweg gefunden. Angesichts der Tatsache, dass die Zeitung in den roten Zahlen war, ließ sich eine Auflösung seines Aushilfsvertrags jederzeit sachlich begründen, dafür waren keine besonderen Besprechungen nötig. Ein Teil von ihm empfand fast widerwillige Bewunderung dafür, dass sie in nur wenigen Stunden auf diese elegante Lösung verfallen waren.
»Normalerweise«, fuhr sie nach einer unnötig ausführlichen Darstellung der geltenden Bestimmungen fort, »würden wir als Kompensation nicht mehr als einen Monatslohn zahlen. Das ist es, was Ihnen zusteht.« Sie feuerte noch so ein eigenartiges Lächeln ab, das so gar nicht zur jetzigen Situation passte. »Aber Bertil und Sverker sind der Meinung, dass in Ihrem Fall eine etwas großzügigere Kompensation angebracht sein könnte.«
Sie sah den stellvertretenden Chefredakteur freundlich, aber auffordernd an. Die entstandene Stille schien eine Ewigkeit zu währen, dauerte wahrscheinlich aber nur ein paar Sekunden. Bertil Andersson schwieg erschöpft. Vielleicht hatte er ihren Vortrag ein bisschen lang gefunden, vielleicht hatte er aber auch das ganze Theater und die Büropolitik allmählich satt. Als er schließlich das Wort ergriff, hatte er zu seiner üblichen Direktheit zurückgefunden.
»Du bekommst die beiden ausstehenden Monatsgehälter. Deine einzige Gegenleistung besteht darin, dass du nach unten gehst und deine Sachen packst, ohne eine Szene zu machen. Rydman will dich nicht mehr sehen.«
Meijtens nickte, und dann mussten nur noch Formalitäten erledigt werden, eine Reihe von Dokumenten und Unterschriften. Er hätte darauf hinweisen können, wie absurd es war, dass er offiziell wegen Sparmaßnahmen gefeuert wurde, gleichzeitig aber das Gehalt für die restliche Zeit seiner Anstellung ausbezahlt bekam. Aber er verzichtete darauf. Zwei Monatsgehälter, dachte er und stellte fest, dass sie bei seiner niedrigen Miete und seinem bescheidenen Lebensstil für vier reichen würden. Wahrscheinlich sogar noch länger, wenn er von Zeit zu Zeit nachts Taxi fuhr.
Die Personaldame verließ den Raum mit einem letzten deplatzierten »Viel Glück«. Bertil Andersson schnaubte gereizt und warf seinen Notizblock von sich.
»Scheiße, Meijtens, das war doch jetzt echt bescheuert. Und total unnötig.«
Bescheuert vielleicht, unnötig nicht. Aber Meijtens hatte keine Lust, darüber zu diskutieren.
»Was hast du jetzt vor?«, fragte Andersson.
»Keine Ahnung.«
Bertil Andersson schüttelte den Kopf. Als Meijtens ging, nickte er seinem ehemaligen Mitarbeiter zum Abschied nur noch müde zu.
Der Aufzug war leise, und Meijtens schloss für einen Moment die Augen, während er nach unten glitt. Zumindest war es jetzt vorbei. Er fühlte sich erleichtert, fast optimistisch. Bertil Andersson gegenüber war er nicht ganz ehrlich gewesen, denn er wusste sehr wohl, womit er sich in den kommenden Monaten beschäftigen würde.
Als sich die Aufzugtüren öffneten, sah er Natalie auf einem der hohen Stühle am Empfang sitzen. Hatte sie auf ihn gewartet? Sie rutschte herunter und folgte ihm in die Redaktion.
»Wie ist es gelaufen?«, fragte sie.
Er drehte sich halb um. »Was glaubst du?«
»Du meinst jetzt nicht, dass sie dich gefeuert haben?«
Er gab ihr durch ein Zeichen zu verstehen, dass sie lieber zur entlegensten Ecke der Redaktion gehen sollten. Sie stellte sich so dicht vor ihn, dass er den Duft ihres Parfüms roch und spürte, wie sich ihre Beine berührten und ihre schnellen, warmen Atemzüge gegen seinen Hals schlugen. Meijtens fasste im Telegrammstil zusammen, was im dreizehnten Stockwerk passiert war. Von seinem Gespräch mit Tilas wusste sie bereits.
Natalie fluchte und strich sich mit der Hand durchs Haar.
»Sie scheinen dich jedenfalls
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