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Ein Freund aus alten Tagen

Ein Freund aus alten Tagen

Titel: Ein Freund aus alten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magnus Montelius
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und ihre Lügen.
    »Wir müssen eine Person finden, die weiß, was vor Lindmans Verschwinden in diesen Kreisen geschah, die aber selbst irgendwie nicht dazugehörte.«
    »Stimmt, das wäre natürlich phantastisch«, erwiderte Meijtens, »aber meinst du wirklich, dass so jemand existiert? Und wie sollen wir sie oder ihn finden?«
    Natalie schaute weg und schüttelte lässig ihr Haar. »Ich denke, ich werde es zumindest versuchen.«
    Er legte den Arm um sie. »Okay, Partnerin, dann jage ich die Wahrheit, und du jagst die Lüge. Ich melde mich.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, warf er sich die Tasche über die Schulter und ging zu seinem Fahrrad. Ich muss Hanna anrufen, dachte er.
    Natalie setzte sich an ihren Schreibtisch und sah Bertil Andersson vorbeihasten, ohne auch nur einen Blick in ihre Richtung zu werfen. Niemand schien zu wissen, dass Meijtens gerade entlassen worden war. Wahrscheinlich würden sie es bei irgendeiner regulären Redaktionssitzung verkünden, um dem Ganzen jede Dramatik zu nehmen. Dann hörte sie Bertil Andersson eine scherzhafte Bemerkung machen, über die Sölvebring lachte. Sie musste hier weg.
    Warum hatte sie Meijtens nichts von ihren Plänen erzählt? Vielleicht, weil sie nichts über sein Interview mit Rooth sagen wollte, es einfach nicht über sich brachte, Salz in Meijtens’ Wunden zu streuen, indem sie andeutete, dass man ihn ausgetrickst hatte. Denn nachdem sie sich das Band mit dem Interview mehrmals angehört hatte, war sie mittlerweile sicher, dass die Offenherzigkeit des alten Mannes nicht Meijtens’ brillanter Interviewtechnik geschuldet war. Es handelte sich vielmehr um ein sorgsam geplantes und geschickt durchgeführtes Ablenkungsmanöver. Fragte sich nur, wovon abgelenkt werden sollte.
    Aber Rooth hatte noch etwas anderes gesagt, ohne zu ahnen, dass er damit Natalie die Bresche in der Mauer um Tristan bescheren würde, die sie benötigte. Es gab in diesem Kreis treu verbundener Menschen jemanden, der dabei gewesen war, ohne dazuzugehören. Jemanden, der das Spektakel Rooth zufolge mit einer Mischung aus Begeisterung und Furcht verfolgte.
    »Und worüber denkt unser Fixstern gerade nach?«
    Es dauerte eine Weile, bis sie Sölvebring bemerkte. Sein Lächeln war devot, sein Blick dagegen herablassend.
    »Hast du was in der Mache?« Seine Stimme wurde lauter, und er schaute sich um. Offenbar wollte er sichergehen, dass ihre Sitznachbarn ihn hörten.
    »Bist du etwas Bestimmtem auf der Spur?«, fuhr er fort und grinste.
    Natalie beobachtete ihn ruhig. Er war es nicht einmal wert, angeschnauzt zu werden.
    »Also wenn du mich schon fragst, ich bin auf der Suche nach einem Tweedrock und einem Twinset.«
    Sie hob den Hörer ab, um zu telefonieren.
    Ein paar Meter weiter hörte sie, wie Sölvebring sich lautstark über Primadonnen mokierte, die sich auf der Arbeit die Zeit nähmen, ihre privaten Einkäufe zu planen, während die ganze verdammte Zeitschrift den Bach runtergehe.

38 Er hatte Hanna am Abend nach der Kündigung angerufen. Allerdings nicht, um ihr zu erzählen, was geschehen war, dazu hatte er keine Lust, sondern um über sie beide zu sprechen. Hanna hatte jedoch darauf bestanden, dass sie sich sehen müssten, um zu reden, was sicher kein gutes Zeichen war. Sie verabredeten sich für den kommenden Sonntag.
    Danach hatte er zwei Tage darauf verwandt, möglichst viel über Sven Emanuel herauszufinden, was ihn Tristan allerdings keinen Millimeter näher gebracht hatte. Die Polizei hatte seinen Tod als Unfall abgeschrieben, dafür bekam er eine Bestätigung, ohne Tilas bemühen zu müssen.
    Sven Emanuels Kontaktperson im Sozialamt war bei einer Tasse Kaffee und Gebäck erstaunlich mitteilsam gewesen.
    »Na ja, wir unterliegen natürlich der Schweigepflicht«, hatte sie gesagt und sich eine Zigarette angezündet. »Aber so viel kann ich Ihnen immerhin sagen, dass er ein verdammt kaputter Mensch ist – oder besser war.«
    Schweigepflicht oder nicht, Meijtens hörte von ihr eine lange und deprimierende Beschreibung des Lebens eines paranoiden Menschen am unteren Rand der Gesellschaft. Von stationären Aufenthalten, gescheiterten Therapien und Elend.
    »Er redete immer davon, dass er verfolgt wird. Und in irgendeiner verdammten Weise hatte er damit also recht. Verstehen Sie, was ich meine?« Sie nahm einen tiefen Zug von ihrer Zigarette und blinzelte ihn an, während sie den Rauch ausblies. »Zwei Tage vor seinem Tod habe ich ihn noch getroffen, und seine Paranoia war schlimmer

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