Ein froehliches Begraebnis
Parallelen, ich befasse mich mit Philosophie«, sagte der Rabbi beunruhigt.
Alik rief Valentina zu sich.
»Valentina, hab ein Auge auf die beiden, daß sie mir nicht nüchtern bleiben.«
Valentina, dick und rosig, trug drei Pappbecher, die sie an die Brust drückte, zu den dreien und stellte sie vor Ljowa hin.
Sie tranken einträchtig, und kurz darauf rückten ihre Köpfe näher zusammen, sie nickten mit den Bärten, schüttelten die Köpfe und gestikulierten, und Alik, hochzufrieden, blickte zu ihnen hinüber und sagte zu Libin:
»Ich glaube, ich habe heute mit Erfolg den Saladin gespielt.«
Valentina suchte Libins Blick und nickte in Richtung Küche. Kurz darauf bedrängte sie ihn in einer stillen Ecke:
»Ich kann sie nicht bitten, frag du.«
»Na klar, du kannst nicht, aber ich kann«, erwiderte Libin gekränkt.
»Hör auf. Wenigstens für einen Monat muß dringend gezahlt werden.«
»Wir haben doch erst vor kurzem gesammelt.«
Valentina zuckte die Achseln. »Na ja, vor kurzem, vor einem Monat. Meinst du, ich hab’s am meisten nötig? Ich hab letzten Monat das Telefon bezahlt, lauter Ferngespräche, Nina telefoniert viel, wenn sie betrunken ist.«
»Sie hat doch neulich erst was gegeben«, bemerkte Libin.
»Na gut, dann frag eben einen anderen. Vielleicht Faina?«
Libin lachte; Faina hatte Schulden bis über beide Ohren, und es gab hier niemanden, dem sie nicht mindestens einen Zehner schuldete. Libin blieb nichts anderes übrig, als zu Irina zu gehen.
Mit Geld sah es nicht nur schlecht aus – es war die reine Katastrophe. Alik hatte in den letzten Jahren vor seiner Krankheit wenig verkauft, und nun, da er überhaupt nicht mehr arbeitete und die Galerien nicht mehr abklappern konnte, war sein Einkommen gleich Null, besser gesagt, unter Null. Die Schulden wuchsen. Solche, die unbedingt beglichen werden mußten, wie Miete und Telefonrechnung, und solche, die nie mehr beglichen würden, wie die Arztkosten.
Außerdem war da noch eine unangenehme Geschichte, die sich schon über Jahre hinzog: Zwei Galeristen aus Washington, die für Alik eine Ausstellung organisiert hatten, rückten zwölf Bilder von ihm nicht mehr raus. Daran war Alik zum Teil selbst schuld. Wäre er wie verabredet an dem Tag gekommen, als die Ausstellung schloß, und hätte selbst alles abgeholt, wäre das nicht passiert. Aber da er den Verkauf dreier Bilder, von dem ihn die Galeristen informiert hatten, schon vorab feierte, wozu er sich Geld geborgt hatte und mit Nina nach Jamaika gefahren war, erschien er nicht bei Ausstellungsende. Als er zurückkam, raffte er sich auch nicht gleich auf. Ein paar Monate vergingen, er rief an, wollte wissen, warum der Scheck für die verkauften Bilder noch nicht eingegangen sei, und bekam zu hören, die Bilder seien zurückgegeben worden, und überhaupt, wo er bliebe, sie hätten seine Bilder anderweitig unterbringen müssen, weil in der Galerie kein Platz sei. Das war eine glatte Lüge.
Alik bat Irina um Hilfe. Dabei stellte sich heraus, daß Alik, als er den Vertrag unterschrieb, die Kopie bei den Galeristen gelassen hatte, und die nutzten nun seine Nachlässigkeit aus und wurden unverschämt. Irina konnte in dieser Situation kaum etwas unternehmen; ihr einziger Trumpf war der Katalog der Galerie, in dem die Ausstellung angekündigt und eins von Aliks Bildern abgedruckt war. Und zwar eins von denen, die angeblich verkauft waren. Irina klagte gegen die Galeristen, und während die Sache sich hinzog, schrieb sie Alik ächzend einen Scheck über fünftausend Dollar aus. Sie erklärte ihm, die habe sie erkämpft. Sie gab tatsächlich nicht die Hoffnung auf, das Geld noch zu bekommen.
Das war zu Beginn des letzten Winters gewesen. Als sie den Scheck brachte, freute Alik sich schrecklich.
»Mir fehlen die Worte. Mir fehlen einfach die Worte. Wir zahlen gleich die Miete, und dann kaufen wir endlich einen Pelzmantel für Nina.«
Irina war empört, schließlich gab sie ihm ihr schwerverdientes Geld nicht für einen Pelzmantel. Aber es war nichts zu machen, die Hälfte des Geldes ging für einen Pelzmantel drauf. So war es nun einmal Usus bei Alik und Nina. Billigen Plunder mochten sie nicht.
Verfluchte Boheme, dachte Irina ärgerlich, anscheinend haben sie hier noch nicht genug Scheiße fressen müssen. Nachdem sie ihrem Ärger Luft gemacht hatte, beschloß sie, die beiden zwar weiter zu unterstützen, aber nur noch mit kleinen Summen, nur für den jeweiligen Bedarf. Schließlich war sie eine
Weitere Kostenlose Bücher