Ein ganz schoen starker Plan
wiederholt.
»Öh, äh, nein, ich …«, fing ich an und merkte, dass ich redete, ohne nachzudenken. »Wollt ihr spielen?«
»Hab gehört, dass du am Freitag hier warst.«
Sie hatten gehört, dass ich Fredrik besucht hatte. Hier stand Aksel, der, den alle Jungs in der Klasse bewunderten, der das wagte, woran kein anderer auch nur dachte, der beim Armdrücken alle besiegte – und hatte gehört, dass ich bei Fredrik gewesen war. Weil Fredrik von mir erzählt hatte. Was hatte er gesagt?
»Tja, wir haben gespielt …«, fing ich an, aber mir fiel nicht mehr ein, wie das Spiel geheißen hatte. »Spiele.«
Aksel drückte auf die Klingel. »Super, das mit Bürste«, sagte er.
Fredrik machte die Tür auf.
»Hallo, kommt doch rein«, sagte er und nickte ins Innere der Wohnung.
Aksel und Thomas gingen hinein. Ich blieb stehen und hielt den Atem an.
»Du machst doch auch mit, oder?«, fragte Fredrik und blickte mich fragend an.
Ich atmete aus.
»Klar doch«, sagte ich und ging hinein.
Ahmed saß schon in Fredriks Zimmer. Die anderen sagten hallo und klatschten die Hände aneinander. Ich machte das auch. Danach spielten wir ein anderes Spiel als beim letzten Mal und ich war mit Abstand der Schlechteste, aber keiner pöbelte mich an oder lachte mich aus, sie gaben mir nur gute Tipps.
»Ich bin vorhin Liv begegnet«, sagte Aksel leise.
Ich fuhr herum. Alle begriffen, dass er etwas Saftiges zu erzählen hatte. Er sah mich an, wie um meine Reaktionen zu studieren.
»Stimmt das?«, fragte er dann.
Ob was stimmte? Dass Liv und ich zusammen waren? Dass wir im Haus der Rektorin Sachen verstellt hatten? Dass sie mich eigentlich gar nicht kannte?
Ich nickte. Egal was, es war damit wahr.
»Kann ich das den anderen erzählen?«, fragte er.
Ich versuchte, den Kopf zu schütteln, nickte aber fast im selben Moment. Dann erzählte er von unserem Besuch bei der Rektorin. Alles was er sagte, stimmte. Abgesehen davon, dass er das Wichtigste nicht erzählte. Dass Liv und ich zusammen waren. Dass wir uns geküsst und uns sogar mit den Zungen berührt hatten.
»Du bist echt krank im Kopf«, sagte Fredrik zu mir. Krank im Kopf ist gut, glaubte ich mich zu erinnern. »Was habt ihr denn mitten in der Nacht draußen gewollt? Ich wusste nicht mal, dass du sie kennst.«
Alle sahen mich an. Was würde passieren, wenn ich es ganz offen sagte? Was, wenn Liv sich die Sache anders überlegt hatte und alles abstritt? Dann würde ich vermutlich keine Kumpels mehr haben. Alle würden wieder sein wie früher. Aber was würde passieren, wenn sie erfuhren, dass die hübsche, beliebte Liv mich wollte, den Klassenclown, der echt krank im Kopf war? Was konnte ich sagen, ohne die totale Blamage zu riskieren?
»Liv klebt die ganze Zeit an mir«, sagte ich. »Und da wollte ich sie verscheuchen, aber das hat nicht funktioniert.«
»Liv klebt an dir?«, fragte Fredrik überrascht. »Sie ist doch …«
Er tauschte mit den anderen einen Blick und beendete diesen Satz nicht.
»Richtig erschreckt hat sie die Sache offenbar nicht. Nächstes Mal müssen wir bei Schlägern mit Rottweilern einbrechen, dann hört sie vielleicht auf.«
Das war ein idiotischer Spruch. Was würde passieren, wenn sie mich jetzt Hand in Hand mit Liv sähen? Null Kumpels. Abermals hatte ich mich in eine Klemme geredet.
»Aber es macht eigentlich ziemlichen Spaß, mit ihr zusammen Sachen zu machen.«
»Das muss ja fast so sein«, sagte Aksel. »Wo sie doch sagt, dass ihr zusammen seid.«
Im Zimmer wurde es ganz still. Man konnte den Staub rieseln hören. Jemand ging durch die Wohnung über uns. Irgendwo weit weg lief ein Fernseher.
Das war’s. Da konnte ich auch gleich nach Hause gehen. Natürlich hatte einer wie ich keine Kumpels. Ich war ein Eigenbrötler. Einer komischer Kauz, der besser allein blieb.Einer, über den sie lachen konnten. Eine kleine unterhaltsame Einlage im Alltag.
»Hat sie das gesagt?« fragte ich.
»Aber eigentlich hat sie mich gebeten, es nicht weiterzusagen. Sie wusste nicht, ob du willst, dass irgendwer das weiß«, sagte Aksel.
»Ich …«, fing ich an und zögerte ein wenig, ehe ich hinzufügte: »Ich hatte noch nie eine Freundin. Ich hatte eigentlich auch nie Kumpels. Außerdem bin ich viel zu sehr daran gewöhnt, Dinge zu erzählen, die nicht ganz wahr sind. Sorry.«
Ich schaute zu Boden.
»Weißt du was?«, sagte Aksel. »Wir reden schon länger darüber, dass es lustig sein könnte, nachmittags was mit dir zu unternehmen. Aber wir
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