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Ein Garten mit Elbblick (German Edition)

Ein Garten mit Elbblick (German Edition)

Titel: Ein Garten mit Elbblick (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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erläutert. Ich bin sicher, er hat das geprüft, bevor er sein Einverständnis gab. Herr Mommsen war kein Kaufmann, auch sonst ein bisschen eigen, das ist allgemein bekannt. Aber er war kein Träumer, nicht, wenn es um die Zukunft seiner Tochter ging. Nun muss ich dennoch daran zweifeln. Mein mittlerer Sohn versucht noch immer, das genauer zu klären. Womöglich wird er dazu nach Bristol reisen müssen.»
    Bei den letzten Worten war Ernst Grootmann eingetreten. Er wirkte erhitzt, was ihm selten unterlief. Er nickte seinem Vater zu und reichte Ekhoff die Hand. Dann wandte er dem Kommissar den Rücken zu. «Ehe ich es vergesse, Vater», sagte er leise, «Felix erwartet uns morgen nach der Börsenzeit, bis dahin hat er Ergebnisse, über die dringend zu sprechen ist.»
    Er setzte sich und blickte den Kriminalkommissar auffordernd an. Er war nicht überrascht zu hören, dass es keine Neuigkeiten gab. «Es ist trotzdem gut, dass ich Sie noch antreffe», erklärte er. «Wie mir berichtet wurde, haben Sie nun endlich auch die Zöllner befragt.»
    «Natürlich. Wir haben alle befragt. Alle, die möglicherweise etwas gesehen haben könnten. Dazu gehören selbstverständlich besonders die Zöllner von der Brücke und die von den nächtlichen Patrouillen auf dem Zollkanal. Die habe ich zweimal befragt. Zum zweiten Mal vor drei Tagen. Wenn Ihnen jetzt davon berichtet wurde, wird es sich um diese Befragung gehandelt haben. Wir wiederholen Befragungen häufig nach einer Zeitspanne, weil der Schrecken der Gewalt Menschen vergesslich macht oder kleine Beobachtungen unwert erscheinen lässt.»
    Die Angst vieler möglicher Zeugen erwähnte Ekhoff nicht. Er betonte jedes Wort und spürte, wie sich die Steifheit in seinem Nacken löste. Er durfte seinen Ärger nicht deutlich zeigen, aber es war gut, ihn endlich zu spüren. Er hatte eine geschlagene Stunde gewartet, wie auf eine fürstliche Audienz, er hatte die unausgesprochene Missbilligung beider Grootmanns hingenommen. Auch ohne dass solche Sätze gefallen waren, fühlte er sich abgekanzelt. Sie hielten ihn für einen Dilettanten.
    «Die Zöllner gehörten zu den Ersten, die wir befragt haben», fuhr er fort. «Die sind wachsame und ehrbare Männer. Auf ihr Wort ist Verlass. Wenn Sie erlauben», wandte er sich an den älteren Grootmann, «werde ich in aller Kürze noch einmal wiederholen, was ich Ihnen gerade schon erklärt habe.»
    «Das wird nicht nötig sein. Mein Sohn will Ihnen keine Nachlässigkeit unterstellen, er ist nur um das Wohlergehen seiner Cousine besorgt. Wie wir alle fühlt er sich für sie verantwortlich. Das macht ihn ungeduldig.»
    «Natürlich. Darf ich fragen, ob es Frau Winfield bessergeht? Wie Sie wissen, wäre es von größtem Vorteil, wenn ich sie endlich sprechen könnte. Sie ist die Einzige, die womöglich Licht in diese …»
    «Richtig!», unterbrach Ernst Grootmann. Er hatte ein gutes Gehör für Zwischentöne, die Worte seines Vaters klangen für ihn nicht nach einer peinlichen Zurechtweisung vor einem Polizisten, sondern nach dem, was sie waren, eine im verbindlichen Ton vorgenommene Glättung wenig bedeutsamer Wogen. «Frau Winfield geht es heute in der Tat besser. Du weißt es auch noch nicht, Vater, ich habe gerade Nachricht durch den Telefonapparat bekommen, dass Claire und Emma sie in den Garten begleiten werden. Ja, die Segnungen des Fortschritts. Das ist eine wirklich gute Nachricht. Sie konnte ihr Zimmer zum ersten Mal verlassen. Also können Sie Frau Winfield bald sprechen, Ekhoff. Diesmal in unserem Haus und unter unserer Ägide.»
    «Wann?»
    «Nun, wir verstehen Ihre Eile, aber wir sollten das Placet Dr. Murnaus abwarten. Unser Familienarzt weiß am besten, wann die angegriffenen Nerven meiner Cousine den Besuch der Polizei erlauben.»
    Paul Ekhoff holte tief Luft. Die Grootmanns drängten auf Ergebnisse und verhinderten zugleich, dass er die einzige Person traf, die etwas über den Toten wissen musste? Über seine Freunde und Feinde, seine Geschäfte, sein Woher und Wohin. Seine Pläne und Gewohnheiten. Es war völlig ungewiss, ob sie wirklich immer noch zu krank für eine Unterhaltung war oder ob die Grootmanns sie, aus welchem Grund auch immer, vor der Öffentlichkeit abschirmten. Höchste Zeit, sich wie ein leitender Kriminalpolizist zu verhalten und nicht länger wie ein Lakai. Der ältere Grootmann kam ihm zuvor.
    «Nein, Ernst. Ich denke, das entscheiden wir selbst, gemeinsam mit Hetty natürlich. Sie hat das letzte Wort. Wir haben

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