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Ein gefährlicher Gentleman

Ein gefährlicher Gentleman

Titel: Ein gefährlicher Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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serviert worden war. Das schlichte Beiwerk aus Kaffee, Scones mit Johannisbeergelee, Speck und Rührei war irgendwie anders, wenn Luke ihr am Tisch gegenübersaß. Er trug bloß ein weißes, langärmeliges Hemd, das am Hals offen stand, und sein Lächeln blitzte immer auf, sobald er aufblickte und sie dabei ertappte, wie sie ihn über den Rand ihrer Teetasse beobachtete. Das Gespräch beschränkte sich auf Allgemeinplätze, und sie vermieden sorgsam, über Zukunftspläne zu reden. Irgendwie gelang es ihm, sich vom leidenschaftlichen Liebhaber zum höflichen Bekannten zu wandeln.
    Für sie war es nicht annähernd so leicht, die Nähe und die Intimitäten zu vergessen, die sie letzte Nacht geteilt hatten. Ebenso wenig konnte sie verdrängen, dass sie möglicherweise sein Kind empfangen hatte.
    Tatsächlich fragte sie sich, ob es für ihn wirklich so leicht war, denn er war bemerkenswert still, als sie in seine Kutsche stiegen. Bis sie am Vormittag vor ihrer Tür hielten, sprach er kein Wort mehr.
    Dass er sie morgens vor ihrem Haus absetzte, würde von ihren Nachbarn kaum unbemerkt bleiben, so viel stand fest.
    »Ich danke dir«, sagte sie ernst, als er ihr aus der Kutsche half. »Du hast meinetwegen viel auf dich genommen.«
    Das Sonnenlicht tanzte auf seinem Haar und ließ seine Gesichtszüge wie gemeißelt wirken. »Ich danke dir «, sagte er leise. »Das war es mehr als wert.«
    »Ich glaube, was bisher nur Mutmaßungen waren, wird jetzt für jeden zur Gewissheit, da du mich in meiner Abendgarderobe nach Hause bringst.« Es war Madeline ziemlich egal, was andere dachten. Sie lächelte.
    Seine Hände lösten sich von ihrer Taille, und sein Lächeln war bedauernd. »Ich vermute, ich habe unseren Ausflug nur bis zu dem Punkt geplant, an dem ich mit dir in meinen Armen aufwache. Bei uns Männern beobachtet die Gesellschaft nicht jeden Schritt. Aber unsere Verbindung war ja ohnehin kein Geheimnis mehr. Macht es dir etwas aus?«
    Machte es ihr etwas aus?
    Nein. Nicht wenn sie bedachte, dass sie eben erst die Nacht ihrer Träume hatte erleben dürfen. Das waren vielleicht ruchlose Träume, die sich erfüllt hatten, aber wenn der Viscount Altea in diesen Träumen eine nicht unwesentliche Rolle spielte, waren diese Träume selbstredend ruchlos.
    »Ich bin nicht so abgestumpft wie Ihr, Mylord«, sagte sie und lächelte züchtig. »Aber ich lerne schnell.«
    Er nickte. Seine Miene veränderte sich. »Morgen werde ich London für einige Tage verlassen. Ich werde mich bei dir melden, sobald ich zurück bin.«
    Sie hatte sich wirklich zu sehr auf ihn eingelassen, denn allein bei dem Gedanken, er könne sie verlassen, zog sich ihr Herz schmerzlich zusammen. »Dann wünsche ich dir eine gute Reise.«
    Er nickte. Seine Miene war undurchdringlich. Er stieg in die Kutsche, die im nächsten Moment anrollte.
    Madeline versuchte, das Gefühl abzuschütteln. Sie stand noch immer vor ihrem Haus. Rasch stieg sie die Stufen hinauf, weil sie der Kutsche nicht nachblicken wollte, die ihn von ihr fortbrachte. Sie wollte nichts, das ihre Erinnerung an die gemeinsame Zeit trübte.
    Der unglaubliche Lord Altea hatte für sie ein romantisches Stelldichein geplant.
    Das konnte sie bestimmt als eine Art Triumph verbuchen.

Kapitel 19
    Das Geräusch des kleinen Springbrunnens war leise, und das melodiöse Rauschen des Wassers ließ sie an das Leben auf dem Land denken, obwohl sie sich in einem ummauerten Garten befand. Es gab auch Vögel hier; Finken flatterten um die akkurat geschnittenen Büsche und schimpften mit anderen Singvögeln, die etwas schöner sangen. Sie bildeten den Hintergrund zu den Geräuschen, die von der Straße herüberdrangen. In diesem Moment hörte sie eine Kutsche, die vorbeirollte.
    Elizabeth setzte sich auf die Marmoreinfassung des Brunnens und ließ ihre Finger nachdenklich durchs Wasser gleiten. Es war klares, kühles Wasser, und die Luft war warm und gemahnte an einen schwülen, heißen Sommertag, der ihnen bevorstand. Am Himmel wurde das makellose Azurblau von einzelnen Schleierwolken durchzogen.
    Unter normalen Umständen freute sie sich über so ein Wetter. Aber heute kam es ihr so trostlos vor wie Yorkshire im Winter.
    Miles ging ihr aus dem Weg, so viel stand fest. Er hatte sie bei der exklusiven Soiree am Vorabend förmlich geschnitten, und sie war inzwischen nicht mehr die Einzige, der sein Verhalten auffiel. Bestimmt hatte ihre Mutter es auch bemerkt, sogar Luke, der im Moment völlig mit seinen eigenen Belangen

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