Ein gefaehrlicher Liebhaber
Pistole.
Ben schnappte sich seinen Rucksack und warf ihn ins Schlauchboot. Er hatte natürlich nicht vor, den Diamanten zurückzulassen; außerdem brauchten sie das Zelt jetzt wieder. Er reichte ihr den kleinen Außenbordmotor herunter. Er wog an die fünfzig Pfund, doch sie schaffte es, ihn entgegenzunehmen, sogar ohne dabei die Pistole loszulassen. Himmel, was für ein Weib! Dann reichte er ihr die Gastanks, und hinterher warf er so viele Vorratskisten ins Schlauchboot, wie er in die Finger bekam, während Jillian derweil den Außenbordmotor in der dafür vorgesehenen Halterung verankerte.
Das zerstörte Boot machte einen Satz und hob dann jäh die Schnauze. »Das reicht!«, rief sie. »Jetzt komm schon.«
»Die Ruder«, sagte er und warf sie an Bord.
Sie bedachte ihn mit einem wütenden Blick. »Ruder und Motor hätten als Erstes reingemusst. Jetzt komm schon.«
In dem Gefühl, dass er jetzt besser gehorchte, löste er die Schlauchbootleine vom Dachpfosten, schwang die Beine über die Reling und ließ sich ins Schlauchboot gleiten.
Geschickt erreichte er das Heck, befestigte die Gastanks am Motor und drückte am Ballon, um das Gas hineinzupumpen. Über die Schulter gewandt sagte er: »Hol einen frischen Munitionsclip aus meinem Rucksack. Die Pistole ist fast leer.«
Jillian rutschte vorsichtig zum Rucksack hin, um das Boot nicht ins Wackeln zu bringen.
»In der vorderen Tasche, die mit dem Klettverschluss«, erläuterte er. Mit einem Stoßgebet zerrte er an der Schnur; der Motor hustete. Er zog erneut, dreimal rasch hintereinander. Der kleine Motor sprang an und tuckerte schließlich gleichmäßig vor sich hin.
Jillian fand den Munitionsvorrat und nahm einen Clip heraus, doch ihre tastenden Finger waren auf etwas Seltsames in der Mittelsektion gestoßen.
Gurgelnd sanken die beiden verkeilten Boote tiefer ins Wasser. Ben stieß das Schlauchboot ab und steuerte sie mithilfe der Ruderpinne in sichere Entfernung. Ben musterte dabei scharf die sich entfernenden Bootswracks, aber es gab keinerlei Spur von Dutra. Er lenkte das Boot einmal ganz um die beiden Wracks herum. Ohne Ergebnis. Wahrscheinlich lag Dutra bereits am Flussgrund und wurde langsam, aber sicher zu Fischfutter verarbeitet.
Er machte es sich neben der Pinne bequem, mit den Gedanken bereits bei der nicht gerade einfachen Aufgabe, sie in einem Schlauchboot über diesen gewaltigen Fluss bis nach Manaus zu bringen. Jillian wühlte indes stirnrunzelnd in seinem Rucksack herum. Er unterdrückte einen Fluch, als sie, mit einem verwirrten Ausdruck, einen in ein Taschentuch eingewickelten Gegenstand hervorholte. Das Taschentuch rutschte weg, und das Licht der Sonne wurde in Tausende blutrote, funkelnde Strahlen gebrochen.
Wie betäubt hob sie den Blick und schaute ihn an. »Das ist die Kaiserin«, stammelte sie. »Du hast sie gefunden.«
21
»Wieso hast du mir nichts gesagt?«, brach es aus ihr hervor. »Ich verstehe ja, dass du’s den andern nicht gesagt hast, aber mir?«
Rasch schaltete er den Motor auf Leerlauf und hakte die Pinne fest. Sie saß sprachlos da, mit dem Diamanten auf dem Schoß. So grob behauen er auch war, war er dennoch atemberaubend. Die Größe des Steins beeindruckte ihn stets von Neuem. Offensichtlich wirkte er auf Jillian ebenso. Sie hockte sprachlos da und starrte ihn mit offenem Mund an.
Mit raschen Bewegungen nahm er die Pistole und den Reserveclip an sich, schob die Waffe in seinen Hosenbund und den Clip in die Tasche. Dann nahm er den Diamanten aus ihren widerstandslosen Fingern, wickelte ihn wieder ins Taschentuch und verstaute ihn abermals im Rucksack. Nach wie vor stumm, kehrte er mitsamt dem Rucksack zur Ruderpinne zurück und setzte sich dort hin.
Jillian war beileibe nicht dumm; im Gegenteil. Sie schaute den Rucksack an, dann ihn, und ihre Augen verengten sich. »Was geht hier vor?«, knurrte sie.
»Das weißt du genau. Ich habe den Diamanten halt gefunden«, erklärte er mit fester Stimme.
»Kates hat dich an dem Morgen damit gesehen, stimmt’s? Deshalb hat er auf dich geschossen.«
»Ja.«
Er öffnete das Ventil, und sie nahmen Fahrt auf. Der Lärm machte eine Unterhaltung unmöglich. Jillian saß im Bug, der Wind zerrte an ihren Haaren, und sie beobachtete eine Weile den Fluss. Ben begann schon zu hoffen, dass sie das Ganze auf sich beruhen ließ. Doch dann schüttelte sie den Kopf und rutschte so weit zu ihm nach hinten, dass er sie verstehen konnte.
»Ich musste den Film und meine Notizen
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