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Ein gefaehrlicher Liebhaber

Titel: Ein gefaehrlicher Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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tanzen ließ. Auf dem Balkon. In aller Öffentlichkeit! Herrgott noch mal, nicht mal er selbst hatte es je in aller Öffentlichkeit getrieben. Er konnte nicht fassen, dass er mit seinem ersten Eindruck von ihr so total danebengelegen hatte; er kannte die Weiber, las in ihnen wie in einem offenen Buch, aber Jillian verblüffte ihn immer wieder. An dem Abend in ihrem Hotelzimmer, als er sie küsste, hatte er ihre Erregung gespürt, und trotzdem hatte sie sich geweigert, ihren Mund zu öffnen und den Kuss zu erwidern. Eine derartige Selbstbeherrschung erstaunte ihn. Wieso sollte sich jemand absichtlich einem Vergnügen verweigern?
    Es war zwar keine klare Nacht, doch reichte es, dass es nicht total finster war, so wie unter dem Blätterdach des Dschungels. Obwohl ihre Hängematte nur wenige Zentimeter von seiner entfernt schaukelte, konnte er ihre Gesichtszüge nicht ausmachen, aber ihre schlaffe Haltung verriet, dass sie eingeschlafen war. Verflucht, wie konnte sie ihm erzählen, sie hätte es mit irgendwelchen Kerlen in einer Hängematte getrieben, und dann einfach wegpennen! Und wie zum Teufel sollte er jetzt einschlafen?
    Er konnte nicht aufhören, an die Hängematte zu denken, doch irgendwann wurde aus dem trendigen Westcoastscheißer er selber. Er hatte sie verschiedentlich angefasst, sie an sich gezogen und wusste daher, wie fest und durchtrainiert ihr zarter Körper war; er konnte sich leicht vorstellen, wie sie schwer atmend, mit spitzen, hoch aufgerichteten kleinen Brüsten unter seinen pumpenden Hüften lag und Laute des Entzückens von sich gab.
    Seine Hose spannte sich unangenehm über seinem Ständer. Böse starrte er zu der schlafenden Gestalt hinüber und zupfte den Stoff seiner Hose zurecht.
    Er lag lange wach und wälzte sich unbehaglich hin und her. In der Ferne braute sich ein weiteres Gewitter zusammen, und er lauschte eine Zeit lang dem Grollen des Donners, um zu sehen, ob das Unwetter näher käme und sie noch einmal unter dem Dach Zuflucht suchen müssten, aber das Gewitter zog weit entfernt vorbei. Einmal hörte er ein leises Kratzen am Bootsrumpf; er und auch Pepe erhoben sich und leuchteten mit einer Taschenlampe über die Reling. Eine Schildkröte tauchte erschrocken ab. Das nächtliche Konzert ging ungestört weiter. Ben legte sich wieder in seine Hängematte. Aber die Unterbrechung hatte ihn zumindest auf andere Gedanken gebracht. Er gähnte und schlief endlich ein.
    Die Brüllaffen sorgten dafür, dass niemand die Morgendämmerung verschlief. Beim ersten Schrei sprang Jillian wie von der Tarantel gestochen aus der Hängematte, panisch mit ihrem Moskitonetz kämpfend. Dabei blickte sie sich gleichzeitig gehetzt nach Angreifern um. Der neben ihr liegende Ben grunzte und murmelte irgendwas Barsches, schwang dann jedoch die Beine aus der Hängematte.
    Nach dem ersten Schrecken erkannte sie, was oder wer den Lärm verursachte: Sie hatte über die Brüllaffen gelesen, aber nicht geahnt, dass ihr allmorgendliches Ritual zur Festlegung ihrer Reviergrenzen gar so unüberhörbar war. Das Gebrüll breitete sich rasch aus, bis es im Urwald schallte, als würden Tausende aus voller Kehle schreien. Sie schämte sich ein bisschen, derart hochgeschossen zu sein, doch ein rascher Blick aufs Nachbarboot überzeugte sie davon, dass auch Kates und Rick schreckensbleich aus den Hängematten gefallen waren. Und ihren Mienen nach zu schließen, wussten sie den Grund für den Radau nicht.
    »Bist ganz schön erschrocken, was?«, meinte Ben und rieb sich gähnend das Gesicht.
    Es hatte keinen Zweck, es abzustreiten. »Mir wäre fast das Herz stehen geblieben«, gab sie zu. »Man würde kaum glauben, dass sich jemand daran gewöhnen kann, aber ihr alle tut so, als habe lediglich der Wecker geklingelt.«
    »So ist es im Grunde auch. Hast du gut geschlafen?«
    »Besser, als ich dachte. Muss wohl ziemlich müde gewesen sein.« Oder sie hatte sich einfach sicher gefühlt an seiner Seite. Absurder Gedanke.
    Er streckte sich wie ein schläfriger Tiger, legte dann einen schweren Arm auf ihre Schultern und drehte sie gen Osten. »Schau«, sagte er, und seine Stimme klang jetzt, am frühen Morgen, noch tiefer und träger als sonst.
    Ihr stockte der Atem. Die Sonne hing wie ein großer glänzender Ball am perlgrauen Himmel, davor die schwarze Silhouette der Bäume. Der Fluss sah aus wie schwarzes Glas, ein Band der Ruhe, das sich durch den lebenssprühenden Dschungel zog. Ein paar vereinzelte Wölkchen schwebten in den

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