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Ein gefaehrlicher Liebhaber

Titel: Ein gefaehrlicher Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Baumwipfeln, als wären sie die letzten Reste des Urne-bels, aus dem die Welt entstanden war. Denn genauso wirkte es, wie der Anfang aller Zeiten, hier an diesem majestätischen Fluss, wo die Natur noch ungehindert regieren konnte.
    Ben überließ sie dem Sonnenaufgang und machte sich an die Verteilung der morgendlichen Pflichten.
    Zum Frühstück gab es Rührei mit Schinken und Toast, dazu Kaffee, eine fast absurd normale Mahlzeit, wenn man bedachte, wo sie sich befanden, selbst wenn das Rührei aus Eipulver und der Schinken aus Dosen stammte. Unter Bens strenger Aufsicht nahmen Zubereitung, Verzehr und Saubermachen nicht mehr als eine Dreiviertelstunde in Anspruch. Und früher, als sie es für möglich gehalten hätte, tuckerten sie aus der Bucht und bogen wieder flussaufwärts in den Strom ein.
    Gestern hatte sie gemerkt, dass es nicht viel gab, mit dem man sich auf dem Boot beschäftigen konnte. Doch da alles so neu gewesen war, war dennoch keine Langeweile aufgekommen. Sie erwartete, dass dies jetzt, am zweiten Tag, anders werden würde. Doch Langeweile kam absolut nicht auf, obwohl sich der beiderseits des Flusses wie eine undurchdringliche grüne Mauer aufragende Dschungel kaum zu verändern schien. Bunte Farbblitzer im dunklen Grün verrieten vorbeifliegende Papageien, und gelegentlich sah sie eine wunderschöne Orchidee oder eine andere Blume, deren Schönheit ihr kurzzeitig den Atem raubte. Meist jedoch war, bis auf das unendliche Grün des Dschungels, nichts weiter zu sehen. Aber genau diese Üppigkeit und die wachsame Lebendigkeit der Natur faszinierten sie.
    Sie wusste nicht genau, woran es lag - eventuell am hypnotischen Tuckern der Motoren oder auch am feuchtheißen Klima, das schläfrig und träge machte, aber sie empfand eine eigen-artige Zufriedenheit mit ihrer Situation. Der Fluss allein war fesselnd genug. Er war eigentlich nicht schwarz, sondern besaß eher die Farbe von Tee, manchmal dunkelbraun, manchmal fast bernsteinfarben. Da der Morgen noch relativ kühl war, machte sie es sich im Bug bequem und ließ sich vom Wirbeln des Wassers um den Bootsrumpf einlullen.
    Ein Delfin sprang neben ihr aus dem Wasser, und sie kniete sich mit einem entzückten Quietschen an die Bootswand.
    Ben übergab Pepe das Ruder und kam zu ihr, um sich neben sie zu setzen. »Rosa Delfine«, erklärte er mit einem Lächeln angesichts ihrer Begeisterung.
    Sie bedachte ihn mit einem misstrauischen, halb warnenden Blick, die Anziehung des Delfins war zu stark, und sie wandte sich ihm wieder zu. Jetzt entdeckte sie, dass mehrere dieser verspielten Säugetiere neben dem Boot herschwammen, als wollten sie mit ihm Fangen spielen. Sie stützte sich nun mit den Ellbogen auf die Reling und lehnte sich weiter hinaus, um sie besser beobachten zu können. Sofort schoss eine große Pranke vor und zog sie am Hosenbund zurück.
    »Sitzen bleiben«, knurrte er. »Du kriegst in der nächsten Zeit noch genug Delfine zu sehen. Lohnt sich nicht, deswegen über Bord zu gehen. Außerdem wimmelt es hier nur so von Piranhas.«
    Kommentarlos setzte sie sich wieder, weil es wirklich vernünftiger war. Er streckte ein Bein aus und stützte den Stiefel auf der anderen Seite des v-förmigen Bugs ab.
    »Versuchen Sie nicht, mir mit Piranhas Angst einzujagen«, erklärte sie milde. »Sie wissen und ich weiß, dass das Schwimmen in diesem Fluss vollkommen ungefährlich ist.«
    Er grinste ohne jede Gewissensbisse. Die meisten Menschen, die das Amazonasbecken zum ersten Mal besuchten, hatten eine Heidenangst vor Piranhas. Sie glaubten, sie müssten nur einen Zeh ins Wasser stecken - und er würde ihnen blitzschnell abgebissen. Aber Jillian wusste, dass Piranhas nur durch den Geruch von Blut angelockt wurden; wenn man keine offene Wunde hatte, konnte man nach Herzenslust im Fluss planschen.
    »Es wäre ziemlich lästig, wenn wir deinetwegen anhalten und dich wieder rausfischen müssten«, erklärte er.
    »Na klar.«
    Er holte tief Luft und ließ beim Ausatmen den Kopf in den Nacken fallen. Ein Ausdruck tiefster Zufriedenheit lag auf seinen Zügen. »Mann, ich liebe diesen Fluss«, sagte er, die Arme ausbreitend, einen auf die Reling und den anderen dabei »zufällig« auf ihre Schulter legend. »Der Amazonas ist immer eine Herausforderung, man muss seine Strömungen und Tiden kennen. Auf dem Amazonas kann ein Gewitter genauso schlimm sein wie auf offener See. Aber dieser Fluss hier ist verflucht noch mal fast perfekt. Großartiges Wasser. Fast so rein,

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