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Ein gefaehrlicher Liebhaber

Titel: Ein gefaehrlicher Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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als wär’s destilliert.«
    Seine Begeisterung war nicht geheuchelt, und so entspannte sie sich, um abermals den Anblick der herumtollenden Delfine zu genießen.
    »Momentan herrscht noch Hochwasser«, erläuterte Ben, »sonst tobten hier viel mehr von ihnen rum. Die meisten halten sich in den Palmensümpfen auf. Bei Niedrigwasser tauchen sie dann rudelweise auf.«
    »Und wann ist Niedrigwasser?«
    »Die Regenzeit ist vorbei, und der Wasserspiegel sinkt bereits. Aber den niedrigsten Stand hat er von Oktober bis Jahresende. Die Eingeborenen mögen diese Jahreszeit am liebsten, weil man dann großartig fischen kann. Der Fluss wird bis zum Beginn der Regenzeit cirka fünf bis sechs Meter sinken. Dann gibt es hier nur noch weiße Sandbänke.«
    Aras mit herrlichen langen Schwanzfedern in leuchtendem Blau und Gelb flogen geschäftig unter hohen Palmen hin und her. Ein schneeweißer Reiher stand reglos auf einem Bein im Wasser und wartete darauf, dass sein Frühstück an ihm vorbeischwamm. Der Tag war so klar, der Morgen so frisch, dass es beinahe an Kitsch grenzte.
    »Das muss das Paradies sein«, schwärmte sie.
    »Für Flora und Fauna schon. Für Menschen kann’s verdammt hart werden. Aber sooft ich diesen Fluss auch rauffahre, dauernd ist es anders. Auf dem Amazonas genauso. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum ich nach all der Zeit nach wie vor noch hier rumhänge.«
    Sie musterte ihn neugierig. »Wie lange sind Sie denn schon in Brasilien?«
    »Seit fünfzehn Jahren. Seit ich zwanzig war. Hab auf einem Frachtschiff angeheuert und bin in Manaus ausgestiegen. Der einzige Job, den ich finden konnte, war bei einem Flussführer. Das Leben gefiel mir, und ich habe seitdem nichts anderes getan.«
    Da gab es vieles, das er nicht erwähnt hatte und das sie brennend interessierte, zum Beispiel, was er als Zwanzigjähriger überhaupt auf einem Frachtschiff zu suchen gehabt hatte. »Warum haben Sie auf dem Frachtschiff angeheuert? Eine billige Weltreise?«
    »So ähnlich.« Sein Ton war ruhig, und er wirkte so entspannt wie der typische lässige Südstaatler. Davon ließ sie sich jedoch nicht täuschen. Sie runzelte die Stirn, als er anfing, ihre Schulter zu streicheln, und beugte sich vor, weg von seiner Hand. Er zuckte mit den Schultern, als wollte er sagen: »Na, ich hab’s zumindest versucht«, und fuhr fort, als hätte es dieses kleine Geplänkel nicht gegeben. »Bin gleich nach der Highschool abgehauen. Mein Zuhause war schon okay, aber es war zu wenig los.«
    »Und wo kommen Sie her? Aus den Südstaaten, nehme ich an?«
    »Aus Alabama, das ist meine Heimat und wird’s auch immer bleiben.«
    »Kaum zu überhören.« Eine Haarsträhne war ihr ins Gesicht geweht, und sie strich sie beiseite, während sie ihn anlächelte. »Fünfzehn Jahre Brasilien, und der Südstaatenakzent haftet Ihnen nach wie vor an.«
    »Wie sagt Popeye so schön, >I yam what I yam<. Und wie steht’s mit dir? Wo kommst du her?«
    »Aus Los Angeles. Ich gehöre zu der raren Gattung der geborenen Kalifornier.«
    »Wie bist du ausgerechnet auf Archäologie gekommen? Das ist, ähnlich wie bei meinem Job, nicht gerade eine alltägliche Wahl.«
    »Mein Vater war Professor der Archäologie, und ich bin damit aufgewachsen. Vermutlich liegt es mir im Blut. Ich wollte nie was anderes werden. Es macht einen Riesenspaß.«
    Seine Miene drückte Zweifel aus. »Ja, ich kann mir lebhaft vorstellen, was für ein Vergnügen es ist, alte Knochen auszubuddeln.«
    Die Boote fuhren stetig stromaufwärts. Gelegentlich kamen sie an anderen Gefährten vorbei, meist an Kanus aller Größen, aber auch an einigen Motorbooten. Bei Hochwasser wurde alles über den Fluss abgewickelt. Er erzählte ihr, wie die Einheimischen bei Niedrigwasser tropische Fische für Aquarien fingen und dass viele dieser Fische, an denen sich
    Aquarienbesitzer aus aller Welt erfreuten, aus dieser Gegend stammten. Nicht, dass die Einheimischen gut damit verdienten; das große Geld machten andere. Flusshändler besuchten die Uferdörfer und tauschten Waren gegen Fische, doch meist zu solch schlechten Preisen, dass die Dörfler häufig tief verschuldet waren.
    Sie war nicht so dumm, in Bens Gesellschaft mit ihrer Wachsamkeit nachzulassen, aber sie genoss die Unterhaltung dennoch so sehr, dass sie sitzen blieb, obwohl es unangenehm heiß geworden war. Erst als sie geradezu schmorte, zog sie sich in den Schatten des Dachs zurück und machte sich aus ein paar Vorratskisten einen bequemen Sitz. Ben

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