Ein gefaehrlicher Liebhaber
geändert; er wirkte wie ein Waldtier, wachsam und ununterbrochen auf der Hut. Mit verengten Augen prüfte er aufmerksam die Umgebung, und seinem schweifenden Blick entging nichts. Sein Ton war bestimmend und autoritär, und jetzt fiel es ihr gar nicht mehr schwer zu glauben, dass er der beste Führer im Amazonasgebiet war. Selbst sein Äußeres hatte sich verändert: Die Hosenbeine waren in die Boots gesteckt, die ihm bis zur Wadenmitte reichten, und sein Hemd steckte ordentlich in der Hose. Er trug seine Pistole offen in einem Gürtelhalfter an seinen schmalen Hüften. Kurzum - er sah aus, als wäre er einem Western entsprungen.
Ebenfalls an seinem Gürtel hing eine Machete mit einer sechzig Zentimeter langen Schneide, und die Schrotflinte hatte er über die linke Schulter gehängt. Dieses einschüchternde Waffenarsenal mochte ein Grund dafür gewesen sein, dass Rick klein beigegeben hatte.
»Sind alle bereit?«, rief Ben. »Dann los.«
Er ging voran und hackte, wenn nötig, den Weg frei. Hinter ihm folgten Pepe und Eulogio mit einer Traglast, dann Jillian. Danach kamen Jorge und Floriano mit einer zweiten Trage. Vicente und Martim waren ebenfalls ein Team, dann Joaquim mit Dutra. Rick und Kates bildeten das Schlusslicht und mussten sich anstrengen, um Schritt zu halten.
Jillian hatte sich während der Rast ein wenig erholt, aber nach zwei Stunden spürte sie die Rucksackriemen mehr und mehr. Sie gruben sich in ihre Schultermuskeln, und bald war es nicht nur unbehaglich, es tat richtiggehend weh. Sie versuchte, die Riemen ein wenig zu verlagern, doch damit verlagerte sich auch das Gewicht ihres Rucksacks, und er war schwerer zu tragen. Sie schob die Daumen unter die Schulterriemen, um es sich ein wenig leichter zu machen; etwas anderes fiel ihr nicht ein. Trotzdem ahnte sie nicht, wie sie die nächsten Stunden überstehen sollte. Morgen, nahm sie sich vor, würde sie sich etwas einfallen lassen, um die Riemen etwas abzupolstern.
Ihre Beine taten zwar weh, hielten aber durch. Sie war es gewohnt, sieben, acht Kilometer pro Tag zu joggen, und betrieb regelmäßig Bodybuilding, doch auf das Tragen eines Rucksacks konnte man sich halt nur durch das Tragen eines Rucksacks vorbereiten. Die müßigen Tage auf dem Boot hatten auch nicht gerade zur Fitness geholfen. Sie wusste, dass es am dritten Tag besser werden würde; es galt einfach nur, bis dahin durchzuhalten.
Hinter ihr sagte Jorge leise: »Die Riemen tun weh, Senhora?«
Sie schaute sich mit einem kleinen Lächeln zu ihm um. »Ja, schon. Ich werde sie morgen ein bisschen polstern.«
»Vielleicht möchten Sie ja Ihren Rucksack auf unsere Trage legen. Wir würden das Gewicht gar nicht merken.«
»Danke für das freundliche Angebot«, entgegnete sie, berührt von seiner Umsicht. »Aber wenn ich meinen Teil nicht tragen kann, dann habe ich auf dieser Expedition nichts verloren.«
»Aber Sie sind eine Frau, Senhora. Sie sollten nicht die Last eines Mannes tragen.«
»Doch, auf dieser Reise schon. Ich bin wirklich ziemlich stark; bald werde ich das Gewicht gar nicht mehr merken.«
»Na gut. Aber wenn es zu schwer für Sie wird, werden wir den Rucksack für Sie tragen.«
Ben, der ihre Stimmen gehört hatte, lugte über seine Schulter. Mit geübtem Blick musterte er Jillian, um ihr Durchhaltevermögen abzuschätzen. Sie bezweifelte nicht, dass er wusste, worum es bei ihrem Gespräch gegangen war. Ohne ein Wort zu sagen, aber offenbar zufrieden mit dem Ergebnis seiner Beobachtungen, wandte er seine Aufmerksamkeit erneut dem vor ihm liegenden Pfad zu.
Vielleicht aus Rücksichtnahme oder aus reiner Vorsicht ließ Ben schon zwei Stunden vor Dunkelwerden anhalten. Jillian löste ihren Brustgurt und schlüpfte mit verzerrtem Gesicht aus ihrem Rucksack. Am liebsten hätte sie sich auf der Stelle hingelegt, aber das ging nicht, denn es gab noch Arbeit. Eine Lichtung musste geschlagen werden, auf der die Zelte aufgebaut werden konnten. Sie streifte ein Paar Handschuhe über, griff sich eine Machete und machte sich übers Gebüsch her.
»Pass auf Schlangen auf«, rief Ben ihr zu.
»Danke für die Warnung«, brummte sie. »Werde ich.«
»Die Fer-de-lance lauert am liebsten unter abgestorbenen Blättern und wartet darauf, dass ihre Beute über sie stolpert.«
Scheiße. Sie hielt inne und musterte das Gebiet noch einmal besonders sorgfältig, dann nahm sie ihre Arbeit wieder auf. Sie kannte die Gefahr, die von Schlangen drohte, und hatte automatisch den Boden
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