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Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Titel: Ein Gentleman wagt - und gewinnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley
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zu sich nehmen, Mr. Cavanagh?” Die Gesetze der Höflichkeit erforderten ein solches Angebot, auch wenn sie es nur zögernd aussprach. Hoffnungsvoll vermutete sie, dass er es vorzog, den restlichen Nachmittag im Freien zu verbringen, statt in einem Salon Tee zu trinken.
    Er überraschte sie, indem er nickte und erklärte, diese Gelegenheit wolle er nutzen, um Lady Penrose persönlich zu seiner Gesellschaft einzuladen.
    Als sie indes das Empfangszimmer betraten, trafen sie die sichtlich aufgeregte Hausherrin an, in eine ernsthafte Diskussion mit ihrem Stallmeister vertieft.
    “Gott sei Dank, dass du wieder da bist, mein Liebes!”, rief Ihre Ladyschaft erleichtert. “Etwas Schreckliches ist geschehen …” Dann unterbrach sie sich, weil sie die hochgewachsene Gestalt hinter Abigail entdeckte. “Oh, du hast Mr. Cavanagh mitgebracht. Wie nett!”
    “Was bedrückt dich, Tante?”, fragte Abbie, nachdem Lady Penrose den unerwarteten Besucher liebenswürdig begrüßt hatte.
    “Ach, es ist furchtbar! Unser Pferdeknecht hatte einen Unfall. Darüber hat mich Jenkins soeben informiert. Wie ungelegen das kommt! Ausgerechnet jetzt musste sich der Junge das Bein brechen.”
    “Das hat er wohl kaum absichtlich getan”, betonte Abbie und wandte sich zu dem Bediensteten. “Haben Sie den Arzt gerufen?”
    “Aye, Miss, aber das war überflüssig. Jemand hatte das Bein schon geschient, und der Doktor meinte, das hätte er selber nicht besser machen können.”
    “Am besten erzählen Sie noch einmal, was passiert ist, Jenkins”, seufzte Ihre Ladyschaft.
    “Also, ich hab den Jungen in die Schmiede geschickt. Er sollte ein Pferd beschlagen lassen. Die Prozedur dauerte ‘ne Weile, also lief er unterdessen ein bisschen draußen herum. Dann, behauptet er, wär er gestoßen worden – was ich nicht glaube. Das sagt er bloß, weil er Angst hat, ich würde mit ihm schimpfen. Unser Jem ist ein kleiner Träumer, und ich nehme an, er ist direkt vor die Kutsche gestolpert. Der Schmied und ein Bursche, der gerade bei ihm war, um nach Arbeit zu fragen, rannten raus, um zu sehen, was der Aufruhr zu bedeuten hatte. Da sahen sie Jem am Boden liegen, trugen ihn in die Werkstatt, und der Fremde schiente das Bein. Dann brachte der Schmied unseren Stallknecht in seinem Fuhrwerk hierher, und dieser andere junge Mann kümmerte sich um das Pferd.” Bittend schaute der Reitknecht seine Herrin an. “Würden Sie ihn einstellen, Mylady? Für die nächsten Wochen fällt Jem aus, und ich kann nicht alles allein erledigen. Soweit ich festgestellt habe, ist er ein tüchtiger Arbeiter. Indes steht es mir nicht zu, ihn in unsere Dienste zu nehmen.”
    “Verstehst du jetzt mein Problem, Abbie?”, klagte Lady Penrose. “Wie soll ich beurteilen, ob der Mann seinen Lohn wert ist? Das Stallpersonal oblag stets meinem lieben Gemahl, und ich war für die Dienstboten im Haus zuständig. Natürlich braucht Jenkins jemanden, der ihm zur Hand geht. Ich kann ihm nicht zumuten, mich durch die Stadt zu fahren und auch noch dich zu begleiten, wenn du ausreitest.”
    “Meinetwegen musst du dir keine Gedanken machen, Tante”, versuchte Abigail Ihre Ladyschaft zu beruhigen. “Allzu oft werde ich nicht in den Sattel steigen.”
    “Oh doch, darauf bestehe ich. Ich habe Jenkins bereits gebeten, ein geeignetes Pferd für dich zu kaufen. Und in den nächsten Tagen wird dein neues Reitkostüm geliefert. Wie gern du reitest, weiß ich. Und ich will nicht, dass du meinetwegen auf deinen liebsten Zeitvertreib verzichtest – schon gar nicht, da du wahrscheinlich für immer bei mir bleiben wirst.”
    Abbie konnte den forschenden Blick brauner Augen regelrecht spüren. Aber sie drehte sich nicht zu Barton um.
    Ehe sie zu Wort kam, mischte er sich ein. “Wenn ich Ihnen behilflich sein dürfte, Ma’am – ich bin es gewöhnt, Stallpersonal einzustellen. Allerdings müsste Miss Graham dabei sein, wenn ich mit dem Burschen rede, weil er hauptsächlich ihr zur Verfügung stehen würde.”
    “Oh, das ist sehr freundlich von Ihnen, Mr. Cavanagh”, antwortete Lady Penrose erfreut. “Wenn Sie den Mann im unteren Salon empfangen, lasse ich inzwischen hier oben Erfrischungen servieren, und sobald Sie mit meiner Patentochter zurückkommen, trinken wir Tee.”
    Abigail wusste sein Hilfsangebot zu schätzen, hätte es indes vorgezogen, wenn die Möglichkeit, sie könnte ihren Wohnsitz nach Bath verlegen, nicht erwähnt worden wäre. Das hatte ihn anscheinend verwirrt, vielleicht

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