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Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Titel: Ein Gentleman wagt - und gewinnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley
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zurückkehrt, wird sie wissen, was sie will. Dort wird sie viele Herren kennenlernen. Natürlich auch in London, wenn sie im Frühling hinfährt. Gleichwohl sollte es mich wundern, wenn sie sich zu irgendeinem dieser Gentlemen hingezogen fühlt.”
    Damit gab sie ihm zu denken, und sie war froh darüber, denn es lenkte ihn wenigstens zeitweise von seinen Sorgen ab.
    Zufrieden mit sich selbst, kehrte Abbie ins Haus zurück und suchte ihre Patentante auf, die in ihrem Schlafzimmer auf der Chaiselongue ruhte, einen Teller mit süßen Mandelbiskuits und ein Glas Ratafia auf dem Tischchen neben sich.
    Als Abbie eintrat, setzte Lady Penrose sich auf, damit ihre Patentochter neben ihr Platz nehmen konnte. Erfreut musterte sie die rosigen Wangen der jungen Dame. “Offensichtlich bekommt dir das Landleben, mein Liebes. Unglaublich, wie gesund du aussiehst!”
    Erst jetzt erkannte Abbie, dass sie das heitere Temperament und den trockenen Humor Ihrer Ladyschaft vermisst hatte. Gewiss, Eugenie Cavanagh war eine gutmütige Seele, doch die Gespräche mit ihr waren nicht besonders anregend. Nur mit Barton konnte Abigail scherzen und ihn in unterhaltsame Wortgefechte verwickeln.
    “Ja, im Großen und Ganzen genieße ich meinen Aufenthalt auf Cavanagh Court”, erklärte sie. “Ich fühle mich wohl in diesem alten Haus. Da und dort müsste einiges renoviert werden, was du sicher bald feststellen wirst”, fügte sie hinzu und musterte die verblichenen Vorhänge an den Fenstern. “Aber irgendwie scheinen diese kleinen Mängel den Charakter und den Charme des Gebäudes noch zu steigern.”
    “Gilt das auch für den Besitzer?”, fragte Lady Penrose listig.
    “Nun ja – inzwischen sehe ich Barton in einem anderen Licht”, gab Abbie zu, obwohl sie dem wissenden Blick ihrer Patentante auswich. Verlegen zupfte sie an den Falten ihres Rocks. “In diesen letzten Wochen war unser Umgang sehr freundlich.”
    “Das kann ich mir vorstellen. Allerdings wünschte ich, er hätte dich nicht zu dem albernen Entschluss ermutigt, als professionelle Malerin zu arbeiten.” Als Abbie ihr einen vorwurfsvollen Blick zuwarf, beteuerte Lady Penrose: “Natürlich zweifle ich nicht an deinem Talent. Doch du musst den Tatsachen ins Auge blicken. Diejenigen, die sich die hohe Summe leisten können, die ein Porträt heutzutage kostet, werden keine unbekannte Künstlerin beauftragen, sondern einen renommierten Experten.”
    Widerstrebend gab Abbie ihrer Patentante recht. Auch Barton musste wissen, wie schwer es für sie würde, auf diese Weise ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Insbesondere da sie keine einschlägige Ausbildung vorweisen konnte. Warum hatte er sie trotzdem in ihren Plänen bestärkt?
    “Vermutlich wollte Mr. Cavanagh nur freundlich sein”, seufzte sie, “und mir meine törichten Hoffnungen nicht rauben.”
    Lächelnd verzichtete Lady Penrose auf einen Kommentar und fragte stattdessen: “Wie kommst du mit der Arbeit an dem Bildnis voran, meine Liebe?”
    “Inzwischen ist es fast fertig”, antwortete Abbie düster und wünschte inständig, sie könnte das Gegenteil behaupten. Nun hatte sie keinen Grund mehr, die Rückkehr nach Bath hinauszuschieben. Und sie fürchtete, Lady Penrose würde höchstens eine Woche in Cavanagh Court bleiben wollen.
    Sie atmete erleichtert auf, als Miss Felcham eintrat, um Lady Penrose bei der Abendtoilette zu helfen. Abbie nutzte die Gelegenheit und suchte Zuflucht in ihrem eigenen Schlafzimmer. Wehmütig trat sie ans Fenster und sah hinaus auf den Park, den sie so lieb gewonnen hatte. Wie sollte sie den Tag überstehen, an dem sie Cavanagh Court – und seinen Besitzer – verlassen musste?

11. KAPITEL
    Z um Glück hatte Abigail am nächsten Tag alle Hände voll zu tun, um die Überraschungsparty für Eugenie vorzubereiten. Und es ist gut, dass mir keine Zeit für die deprimierenden Gedanken an die Reise nach Bath bleibt, dachte sie, während sie vor dem Fest ein letztes Mal in den Spiegel schaute. “Wie schön Sie aussehen, Miss!”, meinte Rose und legte einen leichten Seidenschal um Abbies Schultern. Dann bewunderte sie die kunstvoll hochgesteckten dunklen Locken. “Als Miss Felcham Sie frisierte, hab ich ganz genau aufgepasst. Nächstes Mal kann ich’s auch.”
    “Dessen bin ich sicher, Rose.” Von Anfang an war Abbie zufrieden gewesen mit den Diensten des eifrigen Mädchens. “Ich fürchte nur, dazu werden Sie keine Gelegenheit finden. Bis Ihre Herrin mit Miss Kitty nach Brighton fährt,

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