Ein Geschenk zum Verlieben
geworden, weil wir, immer wenn die Hofkatze Junge bekam, die kleinen Kätzchen bei uns im Zimmer versteckt haben, und dann hat sich die Rattenpopulation in der Scheune prompt verdoppelt. Arme Mum, sie hat sie dann immer irgendwo in einer Sockenschublade gefunden. Die Kätzchen meine ich, nicht die Ratten.« Sie giggelte. »Mögen Sie Katzen?«
Laura schüttelte den Kopf. »Ich mag Hunde. Arthur ist mein Baby. Und ich muss seine Aversionen respektieren.«
Kitty lächelte über ihren Versuch zu scherzen. »Ja, natürlich.«
Sie hatten eine Art Baracke erreicht, die aussah, als sei sie im Krieg aufgestellt worden. Davor stand ein ganzer Haufen Buggys. Kitty stellte ihren dazu und schnallte Samuel einhändig los. Dann zog sie die Tür auf. Laura folgte ihr â und lief prompt gegen einen Wall aus Gebrüll. Die Luft wurde aus ihren Lungen gepresst, sie fühlten sich an wie schlaffe, mehrere Wochen alte Luftballons. Mit beiden Händen krallte sie sich an der halb offenen Tür fest, die Augen krampfhaft zugekniffen, um den Lärm abzublocken.
»Da sind wir scho⦠Laura? Was ist los?« Besorgt kehrte Kitty um und musterte die zur Eissäule erstarrte Laura.
Laura zwang sich, die Augen zu öffnen. Das Erste, was sie sah, war Kittys besorgtes Gesicht. Das Zweite eine Frau in einem Narrenkostüm, die mit einem dudelnden Radiorecorder in der Hand durch den Raum tanzte, einen Schwanz Kinder hinter sich herziehend wie der Rattenfänger von Hameln. Und auf Stühlen am Rand verteilt saÃen die Mütter. Und glotzten neugierig zu ihr herüber.
»Laura, was ist mit Ihnen?«, erkundigte sich Kitty leise.
»Mein Blutdruck. Ich hab einen ziemlich niedrigen Blutdruck«, erklärte Laura betreten. Allmählich kam sie wieder zu sich. Dass so etwas passierte, war nichts Ungewöhnliches nach einem Anfall. Wie die Nachbeben eines schweren Erdbebens.
Kitty nickte, aber Besorgnis flackerte weiter in ihren Augen wie das Piepen eines Herz-Monitors. »Kommen Sie, wir suchen uns ein ruhiges Plätzchen und trinken einen Kaffee. Samuel ist hier gut aufgehoben.« Sie nahm Laura beim Arm und führte sie in ein kleines Nebenzimmer, in dem ein paar Plastiktische und Stühle herumstanden. Auf einem Seitentisch fanden sie Thermoskannen mit Kaffee und Teller mit Keksen. Kitty schenkte zwei Tassen ein und brachte auch einen Teller voller Kekse mit, dick mit Hagelzucker bestreut. Laura nestelte derweil verlegen an den Manschettenknöpfen ihrer Jacke.
Kitty setzte sich zu ihr an den Tisch. »Möchten Sie darüber reden?«, fragte sie freundlich.
»Da gibtâs nichts zu sagen«, entgegnete Laura brüsk. Sie stellte ihre Tasse laut klirrend auf die Untertasse zurück. Als sie Kittys gekränkte Miene sah, bekam sie sofort ein schlechtes Gewissen. »Entschuldigen Sie. Das hab ich nicht so gemeint. Es ist nur ⦠ich rede nicht gern über mich. Ich würde viel lieber mehr über Sie und Cat erfahren.«
Kitty nickte zwar, aber als sie sprach, klang sie eingeschüchtert, betreten. Laura spürte, dass sie bei ihr Territorium verloren hatte. Mit gesenktem Blick und leiser Stimme sagte Kitty: »Gut, was möchten Sie wissen?«
»Hm ⦠wie sah Ihre Freundschaft aus? Hatten Sie viel SpaÃ? Haben Sie viel Blödsinn und Ãrger angestellt?«
»O ja! Alles und noch viel mehr. Manchmal haben wir stundenlang in den Bäumen gesessen und nach Habichten Ausschau gehalten. An anderen Tagen haben wir Abenteurer gespielt und nach römischen Schätzen gesucht. Wir sind mit dem Metalldetektor meines Vaters über die Felder gezogen.«
»Und haben Sie was gefunden?«, fragte Laura gespannt.
»Ach, ein paar alte Münzen, ein paar Knochen, ein paar Tonscherben. Nichts Wertvolles. Aber das machte nichts. Die Suche war das Wichtigste. Der Gedanke, dass wir etwas finden könnten .
»Und was noch?«
»Wir haben uns am Waldrand eine Höhle gebaut. Mein Vater hat für uns ein paar Bretter in eine Birke genagelt, wir haben Netze dran aufgehängt und sie zur Tarnung mit Farnen geschmückt. Cat hat irgendwann zu Weihnachten ein BogenschieÃ-Set für Anfänger geschenkt bekommen. Da mussten wir natürlich Robin Hood spielen. Wir haben eine Zielscheibe aufgestellt und angefangen zu schieÃen. Mann, das hätten wir besser lassen sollen! Da lief nämlich unweit davon ein Wanderweg
Weitere Kostenlose Bücher