Ein Geschenk zum Verlieben
Wasserrutsche drängelten, war nicht ganz klar.
»Aber ich muss vorankommen! Zwei von der Liste habe ich schon interviewt, dabei hätte sie als Erste drankommen müssen«, schimpfte Laura. In diesem Moment donnerte ein Sattelschlepper vorbei und brachte ihre kleine Ente, mit der sie kurz auf einem Standstreifen angehalten hatte, gefährlich ins Schwanken.
»Mein Gott, wo bist du denn?«, fragte Fee erschrocken. »Das klingt ja, als ob du mitten auf einer Rennstrecke stehst.«
»In der Nähe von Slough, wollte mir Futons für âºUrchinâ¹ anschauen. Es gibt da einen Fabrikverkauf.«
»Hmm, tja, ich weià auch nicht, was ich noch machen soll«, murmelte Fee. Laura konnte hören, wie die Kasse aufsprang und sie für irgendwen 50-Pence-Stücke für die Umkleide einwechselte. »Ich kann die Frau ja nicht stündlich anrufen, man wird mich noch wegen Belästigung anzeigen.«
Die Dinge hatten sich noch nicht wieder ganz zwischen ihnen eingerenkt seit ihrem letzten Treffen vergangene Woche in Toms Bar. Fee schmollte weiter, weil sie Pauls geliebtes Gesicht als »Kartoffel« verunglimpft hatte.
»Hör zu, kannst du mir ihre Adresse texten? Ich schaue einfach mal vorbei, wenn ich schon in der Nähe bin.«
Zwei Minuten später piepte ihr Handy. Laura schlug die Adresse auf der Surrey-Karte nach, die sie an einer Tankstelle gekauft hatte, als sie unterwegs gewesen war zum Treffen mit Orlando. Brampton Oakley schien gar nicht weit weg zu sein von Kittys Städtchen. Nur ein paar Meilen.
Die Karte ausgebreitet auf dem Beifahrersitz, machte sich Laura auf den Weg. Sie verlieà vorsichtig den Pannenstreifen und fuhr in Richtung Westen, nach Guildford, fest entschlossen, diese Frau endlich zu erwischen.
Sie hielt mit laufendem Motor auf der StraÃenseite gegenüber der Adresse an, die sie suchte. Ein beeindruckendes gusseisernes Tor verschloss den Zugang zu einem Anwesen, das sie nicht sehen konnte, weil es vom Eingang aus versetzt lag. Die Auffahrt machte einen malerischen Bogen und verschwand dann aus ihrem Gesichtsfeld. Die Anzahl der Giebel jedoch, die sie von der StraÃe aus erspähen konnte, lieà darauf schlieÃen, dass es kein kleines Anwesen war. In die hohen, dunkel angelaufenen Eingangssäulen rechts und links vom Tor waren Steinplatten eingelassen, auf denen The Parsonage eingemeiÃelt war. Ein altes Pfarrhaus? So weit, so gut.
Sie stellte den Motor ab und stieg aus. Dann überquerte sie die StraÃe und drückte auf den Klingelknopf. Sie trat vorsichtshalber einen Schritt zurück, weil sie fürchtete, gleich von einer wütenden Stimme aus der Sprechanlage angefaucht zu werden. Stattdessen jedoch begann der Tormechanismus zu schnurren und die Torflügel sich langsam und majestätisch zu öffnen.
Laura drehte sich überrascht zu Dolly um. Sie würde es nicht schaffen, mit dem Wagen hindurchzukommen, bevor sich die Tore wieder schlossen. Ihre Handtasche fest an sich gedrückt trat sie daher zu Fuà ein.
Sie folgte der gewundenen Zufahrt. Rechts und links davon erstreckten sich weite grüne Rasenflächen. Der Zufahrtsweg war jedoch nicht annähernd so lang, wie es von drauÃen den Anschein gehabt hatte, höchstens sechshundert Meter â sprich, gerade mal die Hälfte des zuvor vermuteten Kilometers. Das Haus tauchte fast abrupt vor ihr auf.
Es war ein hohes, schmales Gebäude mit schlanken Schiebefenstern. Die Eingangstür wurde von einem wuchtigen Portikus überschattet, zu dem einige wenige Stufen hinaufführten. In einem Fenster im ersten Stock â direkt über der Eingangstür â stand ein altes Schaukelpferd. Sämtliche Vorhänge waren aufgezogen und auf eine exakt identische Weise drapiert.
Laura erschauderte unwillkürlich. Trotz aller Symmetrie und beeindruckender Deckenhöhe wirkte das Haus kalt und abweisend, beinahe anklagend. Sie konnte sich gut vorstellen, dass hinter diesen Mauern Geheimnisse schwelten, gefangen in staubigen, spinnwebigen Ecken, verschlossen hinter wuchtigen alten Türen.
Sie erklomm die Stufen und zog am Klingelzug. Weit drinnen in den Katakomben des Hauses bimmelte eine kleine Messingglocke, wahrscheinlich im alten Dienstbotenbereich. Sie wartete.
Niemand kam. Sie versuchte es erneut.
Nichts.
Sie beugte sich zur Seite und spähte durch ein Fenster. Weit hinten an der gegenüberliegenden Wand standen ein paar
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