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Ein Geschenk zum Verlieben

Ein Geschenk zum Verlieben

Titel: Ein Geschenk zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Swan
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Kisten herum; das einzige Möbelstück im Raum war ein Ohrensessel mit Samtbezug. In dem Raum auf der anderen Seite der Eingangstür stand ein großer ovaler Esstisch mit acht Stühlen und einem wertvollen alten Kerzenleuchter, in dem die heruntergebrannten Stummel von sechs maulbeerfarbenen Kerzen steckten.
    Laura stieg die Eingangsstufen hinunter und setzte sich auf die unterste Stufe. Dann holte sie ihr Notizbuch hervor und überlegte kurz, was sie schreiben sollte.
    Sehr geehrte Mrs Tremayne,
    da ich Sie telefonisch nicht erreichen konnte, habe ich persönlich vorbeigeschaut, in der Hoffnung, Sie anzutreffen. Ich würde gerne mit Ihnen sprechen, denn ich habe von Rob Blake den Auftrag erhalten, eine Charms-Kette für seine Frau anzufertigen, und bräuchte diesbezüglich ein paar Informationen von Ihnen. Wenn Sie mich bitte so bald wie möglich unter der Nummer 01728 662490 in meiner Werkstatt anrufen könnten, wäre ich Ihnen sehr verbunden.
    Mit den besten Grüßen
    Laura Cunningham
    Sie faltete das Blatt zusammen und warf es durch den Briefkastenschlitz. Dann machte sie sich auf den Rückweg, beinahe erleichtert, diesen unheimlichen Ort hinter sich lassen zu können. Aber sie war kaum die Stufen hinunter, als ein Geräusch an ihr Ohr drang.
    Laura blieb stehen und lauschte. Es kam aus der Richtung des Gartens, auf der Rückseite des Hauses.
    Zögernd, beinahe auf Zehenspitzen, ging sie um das Gebäude herum. Am liebsten wäre sie wieder ins Auto gehüpft und nach Hause gefahren. Heute hatte sich die Sonne kaum gezeigt, und es war bitterkalt. Aber die Zahl »150 Meilen« blinkte rot auf vor ihrem geistigen Auge. Sie wollte den weiten Weg nicht umsonst gemacht haben. Wenn sie es schaffte, diesen Termin gleich heute hinter sich zu bringen, dann hätte sie einen ganzen, ungestörten Tag in ihrer Werkstatt gewonnen. Einen langen, friedlichen Tag bloß in Gesellschaft des alten Graureihers, mit den Tiden als einzigem Zeitmesser.
    Laura kam an einem alten Gewächshausanbau mit mehreren zerbrochenen Scheiben vorbei, bog um eine Ecke und blieb abrupt stehen. Da bewegte sich etwas. Langsam trat sie näher. Weiter vorne kniete eine Frau vor einem Blumenbeet und hackte zornig auf die trockene Wintererde ein. Laura starrte sie wie verzaubert an. Sie hatte wunderschönes goldblondes Haar, das im späten Nachmittagslicht leuchtete. Sie trug ein Cordkleid mit Paisleymuster, dazu eine alte abgetragene Strickjacke. Die Kleidungsstücke schlotterten um ihren mageren Körper. Beinahe wütend riss und zerrte sie an den dürren Unkrautstängeln. Ihre Magerkeit wurde noch unterstrichen durch die übergroßen Gartenhandschuhe, die sie trug.
    Â»Verzeihen Sie«, sagte Laura.
    Die Frau fuhr herum und erbleichte.
    Â»Bitte verzeihen Sie, ich wollte Sie nicht erschrecken«, sagte Laura hastig. »Ich habe geklingelt, aber es hat niemand aufgemacht. Ich habe Ihnen einen Zettel in den Briefkasten geworfen. Ich wollte gerade gehen, als ich Sie hier hinten hörte.«
    Die Frau starrte sie stumm an. Sie hatte ein schlichtes, vollkommen ungeschminktes Gesicht. Laura musste unwillkürlich an die geschmeidigen, körper-überbewussten, sexualisierten Frauen im »Cube« denken. Was für ein Gegensatz! So hatte sie sich Cat Blakes Schwester ganz bestimmt nicht vorgestellt.
    Â»Sie sind Olive Tremayne, stimmt’s?«, fragte Laura. »Mein Name ist Laura Cunningham. Ich bin Schmuckdesignerin. Ihr Schwager hat mich damit beauftragt, zum Geburtstag seiner Frau eine Kette anzufertigen … Ich versuche schon seit über einer Woche, Sie zu erreichen.«
    Die Frau starrte sie weiterhin stumm an. Hatte sie nicht verstanden? Vielleicht war sie ja nur eine Hilfskraft? Und konnte kein Englisch?
    Die Frau stemmte sich langsam hoch. Dann kam sie ebenso langsam auf ihre Besucherin zu. Ihre hellen blauen Augen waren auf Laura gerichtet wie die Augen eines Falken auf eine hilflose Maus.
    Â»Haben Sie … haben Sie meine Nachrichten nicht bekommen?«, stammelte Laura. Sie musste all ihre Willenskraft aufbieten, um nicht vor dieser Frau zurückzuweichen. Ihr Blick huschte unwillkürlich zu der kleinen Gartenkralle in ihrer Hand.
    In zwanzig Metern Entfernung blieb die Frau stehen. »Verschwinden Sie.« Wie an einem Scharnier hängend schwang ihr Arm zur Seite und deutete zum Ausgang. Laura folgte ihm mit den Augen.
    Â»Wenn Sie mich

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