Ein Geschenk zum Verlieben
du bist fantastisch!«, rief Mark hinter ihr. »Nur weiter so!«
Aber sie hörte ihn kaum. Sobald sie losgeschossen war, war sie verloren. Nichts konnte sie jetzt mehr aufhalten â sie war frei, ungebunden, unbelastet. Sie fühlte sich so leicht, fast als könnte sie fliegen, als bräuchte der Wind sie nur zu erfassen und den Hang hinabzutragen.
Neben, vor ihr und um sie herum wedelten die anderen Skifahrer die Piste hinab â auch sie fühlten dieselbe Begeisterung, denselben Adrenalinrausch. Zum ersten Mal seit Jahren fühlte Laura sich wieder als Teil eines Ganzen, als dazugehörig. Sie stieà ein entzücktes Lachen aus und bog ihren Körper, ihre Beine, forderte ihre Muskeln â endlich! â, so wie es sein sollte.
Aber ehe sie sichâs versah, war sie unten angekommen â der Berg war viel zu kurz. Sie war zu schnell, zu gut. Der Hang flachte ab, und sie kam mit einem anmutigen Schwung am Ende der Liftschlange zum Stehen. Mark tauchte sofort neben ihr auf.
»Wow, Laura!«, grinste er und klopfte ihr kameradschaftlich auf die Schulter. Sie giggelte entzückt. »Das war unglaublich!«
»Ich kannâs kaum fassen«, keuchte sie und schaute zum Gipfel hinauf, auf dem Skifahrer, klein wie Ameisen, herumwuselten. Sie schlug die Hände vors Gesicht. »Nicht zu fassen, dass ich das gemacht habe!«
»Und mit was für einem Stil! Jetzt komm schon, raus mit der Sprache! Wo hast du das gelernt?«
Laura zögerte. Sie erreichten die Spitze der Schlange des Sessellifts, ihre Sessel kamen angesaust und nahmen die beiden mit sich, hinauf in den blauen Himmel. »Ich bin ein paar Rennen für meine Uni gefahren.«
Marks Augen verengten sich. »Und � Da ist doch noch mehr, oder?«
Laura warf ihm einen verstohlenen Blick zu.
»Jetzt komm schon, erzähl!«
Sie schaute nach vorn. »Na ja, ich sollte der britischen Juniorenmannschaft beitreten.«
Mark fiel fast der Unterkiefer herunter. »Und du hast zugelassen, dass ich dir den Schneepflug zeige? Mann!«
»Aber es ist nichts draus geworden«, sagte sie, seine Bewunderung hastig zurückweisend. »Und, wo gehtâs jetzt hin?«
»Jetzt zeige ich dir die besten Pisten in dieser Gegend!« Er zwinkerte ihr zu. »Du bist soeben zu meiner Lieblingsschülerin geworden!«
Zwei Stunden später schmerzten Laura zwar die Oberschenkel, und ihre Wangen glühten kirschrot, aber sie konnte einfach nicht aufhören. Sie hatte den Kampf spektakulär verloren. Hier oben, im jungfräulichen Schnee, hatten die Gefühle sie überrollt wie eine Lawine, hatten ihren Widerstand vollkommen unter sich begraben. Und jetzt war es zu spät. Im Grunde war es bereits zu spät gewesen, als sie heute früh aus dem Fenster geschaut hatte. Es war nicht nur die überwältigende Landschaft gewesen. Die Bergwelt war wohl doch eindeutig die ihre und lieà die tiefsten Sehnsüchte ihrer Seele aufflammen. Ihr Unterbewusstsein erspürte, was sie sich bewusst nicht hatte eingestehen wollen: dass sie hier glücklich war.
Konfrontiert mit einer verführerischen Tiefschneeabfahrt, hatte sie kurzerhand ihre Entscheidung getroffen: Sie würde an diesem Wochenende Ski fahren! Nach Herzenslust die Pisten heruntersausen, carven, wedeln, dem Schnee ihre Spur und diesen Skiern ihre Signatur aufdrücken. Sie würde über die Buckel springen wie ein Mondgefährt über den hügeligen Planeten. Sie würde sich dieser überwältigenden Glückseligkeit, dieser puren Leidenschaft hingeben, hier, wo niemand sie kannte. Dieses Wochenende würde sie einmal nicht Laura Cunningham sein, sondern nur Laura Schmuckdesignerin. Sie wusste, dass sie später den Preis dafür würde zahlen müssen, dass dem euphorischen Hoch ein schmerzhaftes Tief folgen würde, aber daran wollte sie jetzt nicht denken. Das kam später, sie würde damit fertigwerden.
»Siehst du? Noch immer kein weiÃer Hintern!«, rief sie lachend und zeigte Mark ihr fleckenloses, schneefreies Hinterteil. Sie standen beide am Beginn einer schwarzen Abfahrt. Mittlerweile hatten sie die abgelegene Seite der vier Täler erreicht, wo es ruhiger zuging und sich nur die Hardcore-Skifahrer aufhielten. Sie war fast mühelos mit allem fertiggeworden, was er ihr vor die Skier geworfen hatte: Buckelpisten, Wälder â¦
»Bis gleich!«, rief sie ihm zu
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