Ein Geschenk zum Verlieben
Off-Pisten-Skifahren trainiert worden waren. Er hatte sich seit gestern nicht mehr rasiert, und seine Bartstoppeln glänzten im künstlichen Licht wie Metallspäne. Aus dieser Entfernung â mit zerzaustem Haar und dem Leuchten eines anstrengenden aber befriedigenden Skitags auf dem Gesicht â wirkte er mehr wie ein Naturbursche und nicht wie der steife Geschäftsmann, der bei ihr in der Werkstatt aufgetaucht war. Laura ertappte sich bei dem Gedanken, dass ihr dieser raue Look an ihm besser gefiel. Sie würde ihn, wenn sie an Cats Stelle wäre, so oft wie möglich hierherbringen, nur um ihn so zu sehen â vital, stark, glücklich. »Es ist so was wie ein Brauch bei uns«, fügte er hinzu.
Laura wurde sich bewusst, dass sie ihn anstarrte wie ein Mondkalb. Sie nickte hastig. »Ja, ist gut.«
Er lächelte und verschwand in Richtung seines Zimmers.
»Ein fünf Meter hoher Weihnachtsbaum? Bisschen übertrieben für ein Wochenendhäuschen, oder?«, murmelte Laura, die sich wieder Kitty zugewandt hatte. Dann fiel ihr ein, dass einer, der das Chartern eines Hubschraubers nicht für eine Extravaganz hielt, ganz bestimmt nie vor einer fünf Meter hohen, nichtnadelnden Blautanne kapitulieren würde.
»Ich weië, seufzte Kitty. Sie griff in die Schachtel und holte einen zarten weiÃen Glasschneestern von Lalique hevor. »Er macht das nicht absichtlich. Er denkt einfach nicht darüber nach.«
Laura schaute sich nach den andern um. Es war auf einmal ruhig geworden. David und Alex saÃen vor dem Fünfzig-Zoll-Flachbildfernseher und schauten sich das Spiel zwischen Inter Mailand und Juventus Turin an. Cat war wohl mit Rob auf ihrem Zimmer, und Orlando und Isabella waren zur Gesichtsbehandlung gegangen, für die sie sich beim Frühstück hatten vormerken lassen.
»Wo Sam wohl sein mag? Jetzt wäre eine gute Zeit, um sie zu interviewen«, sagte sie leise zu Kitty, falls Cat doch irgendwo in Hörweite sein sollte.
»Gute Idee. Sie wird wohl auf ihrem Zimmer sein oder im Spa. Drinks gibtâs nicht vor halb acht. Ich werde zuhause anrufen. Ich muss mal mit meinen Kindern reden.«
»Bis dann«, sagte Laura lächelnd und stieg auf Socken die schmalere Treppe ins zweite Untergeschoss hinunter.
Auch dort rührte sich nichts. Laura blieb zögernd vor der Tür des Kuhzimmers stehen. Wenn Sam sich nun hingelegt hatte? Sie hatte letzte Nacht kaum Schlaf gekriegt, war den ganzen Tag lang Ski gefahren und hatte mittags auch noch ordentlich gepichelt. Falls sie sich ausruhte, würde sie sich sicher über eine Störung ärgern. Andererseits, wozu war sie, Laura, hergekommen?
Sie klopfte leicht. Dann, als keine Antwort kam, lauter.
»Sam?«, rief sie durch die dicke Holztür. »Sam? Ich binâs, Laura.« Sie schob schüchtern die Tür auf. »Ich dachte, vielleicht könnten wir uns jetzt mal in Ruhe unterhalten â¦?«
Das Schlafzimmer war leer. War sie doch im Spa? Laura hatte sich schon zum Gehen umgedreht, als Sam plötzlich in der Badezimmertür auftauchte, ein Handtuch in der Hand, mit dem sie ihr Gesicht abtupfte. Sie hatte ein Glas Wasser in der anderen und schwankte ein wenig.
»Ach, habe ichâs mir doch nicht eingebildet, dass da jemand ist.« Sie war kreidebleich, als hätte sie den Tag in einem Sarg verbracht und nicht auf einer sonnigen Skipiste. Sie nahm einen Schluck Wasser und trat weiter in den Raum hinein.
»Entschuldigung, ich wollte nicht stören.«
»Willst wohl über Cat reden, was?« Seufzend nahm sie eine Haarbürste von einer Kommode und begann, heftig ihre Haare zu kämmen.
»Ja. Aber ich kann ein andermal kommen, wennâs jetzt gerade nicht passt.«
Sam lieà die Arme sinken und lehnte sich schwer an die Wand. »Nein, nein, bringen wirâs hinter uns.« Sie lieà die Bürste einfach zu Boden fallen. Bestimmt würde David später auf dem Weg ins Bad drüberstolpern. Sie trank ihr Glas aus.
»Komm rein, und mach die Tür zu. Drink?« Sam trat an ein Tischchen am Fenster und schraubte den Verschluss einer Flasche Wodka auf. Also doch kein Wasser. Als Laura den Kopf schüttelte, schenkte sie sich selbst nach.
»Nein, danke«, sagte Laura, »ich hab später noch eine ⦠äh, Massage«, flunkerte sie, um nicht unhöflich zu erscheinen.
»Gott, ja! Nichts Schlimmeres, als
Weitere Kostenlose Bücher