Ein Gespür für Mord - Detective Daryl Simmons 1. Fall
Zuflucht zu suchen.
Daryl hatte einen Plan. Er würde Murgura mit seinen eigenen Waffen schlagen und ihn dazu bringen, seine Halbschwester in Ruhe zu lassen. Und danach würde er sich um Floyd Buttlers Mörder kümmern.
16
M artin Barrow war an diesem Morgen gleich bei Sonnenaufgang mit der Piper nach Derby geflogen. Das tat er, ausgenommen zur Regenzeit, mindestens einmal im Monat. Meistens nahm er Mrs. Sharp und Meena mit, was die Frauen sehr schätzten. Das Leben unter lauter Männern war für sie nicht immer einfach. Auf diesen Ausflügen nach Derby konnten sie für kurze Zeit ihrem Alltag entfliehen, soziale Kontakte pflegen und Besorgungen erledigen. Mrs. Sharp nutzte diese Gelegenheit außerdem dazu, Lebensmittelbestellungen aufzugeben.
Für Martin waren diese Reisen allerdings weit weniger vergnüglich. Bankgeschäfte, Besprechungen mit Viehhändlern und anderes mehr ließen ihm meist keine Zeit für Vergnügungen. Ganz abgesehen davon, dass Derby auch nicht viel zu bieten hatte. Manchmal, wenn auf der Farm wenig los war und er seine Pflichten vernachlässigen konnte, hängte er zwei Tage dran und flog weiter nach Broome, wo seine Schwester lebte.
Das ehemalige Perlenfischerdorf hatte sich in den vergangenen fünfundzwanzig Jahren von einem verschlafenen Nest zu einem blühenden Touristenort verwandelt.
Diesmal hatte er jedoch ganz andere Pläne, weshalb er auch allein nach Derby geflogen war. Zunächst ging er zur Bank, wo er die Löhne seiner Arbeiter auf deren Gehaltskonten überwies. Das Geld, das sie zum Leben brauchten, ließ er sich zusammen mit den Löhnen der Saisonarbeiter bar auszahlen.
Anschließend traf er sich mit seinem Viehhändler. Die letzte Ladung Rinder von Mount Keating war unterwegs und würde aller Voraussicht nach am nächsten Morgen in Derby ankommen. Martin nahm seit Jahren an keiner Viehauktion mehr teil. Stattdessen überließ er die Verkaufsverhandlungen seinem Agenten. Da die Preise für Rindfleisch dieses Jahr ganz gut standen, war er einigermaßen zufrieden, als er sich auf den Weg zurück zu seiner Maschine machte, um weiter nach Broome zu fliegen.
Dort angelangt suchte er den Polizeiposten auf und verlangte, Sergeant Morley zu sprechen. Er wurde in ein kleines Büro geführt, wo man ihm eine Tasse Kaffee anbot und ihn wissen ließ, der Sergeant werde jeden Moment kommen.
Als Morley eine Viertelstunde später schließlich erschien, ließ er sich stöhnend auf einen Stuhl sinken und entschuldigte sich für die Wartezeit. »Manchmal«, begann er, »wünschte ich, ich hätte einen anderen Beruf.« Er warf einen Blick auf sein Taschentuch, das er bis zu diesem Moment gegen seine blutende Unterlippe gepresst hatte.
»Sind Sie in eine Prügelei geraten?«, fragte Martin.
»Das kann man wohl sagen. Ein betrunkener Eingeborener hat mitten im Supermarkt seine Frau verprügelt. Wir kamen hin und versuchten, den Mann zu beruhigen. Als das nicht klappte, haben wir ihm Handschellen angelegt.« Er versuchte zu lachen, verzog aber sofort schmerzlich das Gesicht. »Sie hätten seine Frau sehen sollen. Kaum hatten wir ihrem Mann die Fesseln angelegt, ging sie auf uns los. Ich kann Ihnen sagen, die Frau hatte eine Linke wie ein Preisboxer.«
Martin schmunzelte, wurde aber gleich wieder ernst. »Detective Simmons hat mir diesen Brief für Sie mitgegeben.«
Sergeant Morley nahm den Umschlag entgegen, öffnete ihn und las den Text schweigend durch. Dann legte er das Blatt beiseite und wandte sich wieder Martin zu.
»Scheint so, als würde sich da was zusammenbrauen. Detective Simmons bittet mich, am Montag zur Station zu fliegen.«
Daryl fand Mrs. Sharp in der Küche des Haupthauses.
Als er an den Rahmen der Fliegengittertür klopfte, blickte sie kurz auf. »Das war ja zu erwarten, kommen Sie rein. Wieder mal der Nase gefolgt?«
Daryl knipste sein schönstes Lächeln an und schielte hinüber zum Tisch. »Schokoladentorte mit Kokosraspeln und Zimt.« Er schloss kurz die Augen und schnupperte. »Und einem Hauch Koriander.«
Mrs. Sharp schüttelte ungläubig den Kopf. »Sie haben die Nase eines Dingos. Mit dem Unterschied, dass Sie anstelle von Blut jede Süßigkeit im Umkreis von drei Meilen aufspüren können.«
»Nicht jede. Lediglich die, die es wert sind.«
Die Köchin kicherte. »Mann, ich wette, mit dieser Masche verdrehen Sie den kleinen, naiven Dingern in der Stadt gleich reihenweise den Kopf.«
Daryl setzte ein betrübtes Gesicht auf. »Leider nicht.
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