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Ein Grabstein fuer den Playboy

Ein Grabstein fuer den Playboy

Titel: Ein Grabstein fuer den Playboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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Geschwindigkeit aufnehmen kann. Also bog ich in die Straße
     ein, aus der der rote Fiesta gekommen war.
    Nach einer beträchtlichen
     Strecke erreichte ich eine Lichtung, und darauf stand das »Blockhaus«
     der Pynnes. Ich stellte fest, daß sich auch bei Blockhäusern
     seit den Tagen Abraham Lincolns einiges geändert hatte. Doppelt
     verglaste Fenster, eine Fernsehantenne auf dem Dach, daneben Solarzellen.
     Außerdem hatte das Haus eine richtige Haustür, nicht nur einen
     Vorhang aus Bärenfell.
    Da ich nirgends einen Wagen
     sah, rechnete ich damit, daß ich hier im besten Fall Selbstgespräche
     halten mußte; dennoch betätigte ich den schweren Klopfring an
     der Tür, ein gußeisernes Ungetüm in Form eines Baums. Aber
     niemand kam, um mir zu öffnen.
    Jetzt versuchte ich selbst
     die Tür zu öffnen. Aber sie war versperrt.
    Danach ging ich um das Haus
     herum. Ich wußte nicht, wie weit das Grundstück den Pynnes gehörte,
     weil jenseits der Lichtung der Wald wieder sehr dicht wurde und nirgends
     ein Zaun zu sehen war. Aber auf der Lichtung gab es Beete und Rasenflächen,
     daneben Hühnerställe und andere ländliche Unternehmungen. Hühner
     freilich waren nirgends zu sehen.
    Und vom Haus aus, das auf
     einer leichten Anhöhe stand, konnte ich kein weiteres Haus und auch
     kein bebautes Feld sehen.
    Danach schaute ich durch
     eines der Fenster hinein ins Haus. Die Vorhänge waren offen und enthüllten
     einen etwas spartanisch eingerichteten Raum. Aber was an Möbeln zu
     sehen war, schien gediegen, wertvoll und bequem zu sein.
    Ich konnte nicht viel mehr
     unternehmen, also stieg ich wieder in meinen Wagen und fuhr zurück
     zur Hauptstraße. Dort bog ich in Richtung Westen ab, und an der nächsten
     Kurve sah ich wieder einen Briefkasten mit den Initialen S.A.D. Hier
     zweigte keine Landstraße ab, aber gegenüber führte ein
     Kiesweg eine leicht abschüssige Strecke hinab, und zwischen den Bäumen
     erkannte ich die Straße und bog in den Kiesweg ein, weil ich annahm,
     daß S. die Abkürzung für Sharon und D. für Doans war.

 
    5
    Das graue Holzhaus hatte ein
     spitzes Dach wie eine Kapelle und sah alt aus - wesentlich älter als
     das »Blockhaus«, von dem ich kam. Ein gelber VW-Käfer
     stand in der Auffahrt vor dem Haus, und ich parkte direkt dahinter.
    Dann ging ich auf die Haustür
     zu.
    Während ich noch ein
     paar Meter davon entfernt war, öffnete sie sich, und hinter dem
     Fliegengitter war eine kleine Frau zu sehen, die die Hände in die Hüften
     stemmte: eine bemerkenswerte Gestalt mit langem, rotem Haar, das ihr in
     Kaskaden über die Schultern bis fast zur Taille fiel. Sie trug eine
     ausgebleichte Jeansjacke und einen Rock aus demselben Material,
     orangefarbene Fischnetzstrümpfe und marineblaue Turnschuhe. Am Gürtel
     hing ein großer Hirschfänger in einer Messerscheide aus Leder.
    Ich hatte alles mögliche
     erwartet, aber nicht dies.
    »Wollen Sie zu mir?«
     fragte die Erscheinung.
    »Sind Sie Sharon Doans?«
    »Die bin ich.«
    Ich trat einen Schritt näher.
     »Ich habe gehört, Sie kannten Priscilla Pynne.« Sie
     stritt es immerhin nicht ab. »Ich möchte Ihnen ein paar Fragen
     über sie stellen. Ich bin extra aus Indianapolis hierhergefahren.
     Wenn es also möglich ist, daß Sie sich mit mir über
     Priscilla unterhalten, wäre ich Ihnen sehr dankbar.«
    Sie rümpfte die Nase und
     ließ die Arme sinken. »Ach, verdammt. Kommen Sie schon rein.«
    Ich betrat einen großen,
     offenen Raum. Am Fenster neben der Haustür standen zwei Korbsessel
     und ein Tisch. Sie zeigte auf einen der Sessel, dann plötzlich baute
     sie sich vor mir auf, in der gleichen Art, wie sie an der Tür geständen
     hatte.
    »Sieht das aktiv und
     dennoch attraktiv aus?« fragte sie.
    »O ja«,
     antwortete ich, obwohl ich nicht genau wußte, was sie meinte. Ich
     fand, es sah auch ein wenig abschreckend aus - aber das kam darauf an, wie
     man es betrachtete.
    »Okay. Gut.«
    Und damit nahm sie das rote
     Haar ab.
    »Entschuldigen Sie die
     Verkleidung«, sagte sie und wedelte mit der Perücke durch die
     Luft. »Ich mache alles mögliche, um mir meinen Lebensunterhalt
     zu verdienen, und manchmal stehe ich Modell für die Umschläge
     von romantischen Frauenromanen.« Sie zeigte auf ein Zeichenbrett in
     der entgegengesetzten Ecke neben einem Tisch, einem Spiegel, der vom Boden
     zur Decke reichte, und einer Menge Malutensilien.
    »Momentan arbeite ich
     an einem Buchumschlag. Das Buch

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