Ein Grabstein fuer den Playboy
Der Text lautete: »Ehemann berichtet, daß seine
Frau das gemeinsame Heim verlassen und den Wagen der Familie sowie etwas
Bargeld und persönliche Wertgegenstände mitgenommen hat.«
Ich blätterte die
Zeitung durch, dann nahm ich mir die Nummer der darauffolgenden Woche vor,
fand aber keine weiteren Informationen.
Danach schaute ich die
Nummern der vorhergehenden Wochen durch, um zu sehen, ob es irgendwelche
Berichte in Bezug auf Mrs. Pynne oder Mr. Boyd gab.
In der Ausgabe vom 2. April
entdeckte ich eine Schlagzeile: Country-Star bei Boyd-Geburtstagsfeier. Am
vorhergehenden Samstag hatte Billy Boyd in großem Rahmen seinen
Geburtstag gefeiert. Es war sein sechsunddreißigster. »Normalerweise
mache ich kein großes Theater aus solchen Festen«, hatte Boyd
erklärt. Dann wurde er weiter
zitiert: »Aber im Orient gibt es einen Zwölfjahreskalender,
daher feiert man dort jeden zwölften Geburtstag mit besonderem
Aufwand. Und ich fand, daß das eine gute Idee ist.« Er hatte
das Theater von Nashville gemietet für ein
Gratis-Country-Musik-Konzert und anschließend für rund
zweihundert Gäste eine private Geburtstagsfeier in seinem Haus
abgehalten. Der Bericht enthielt ein Foto von Boyd - nur Kopf und
Schultern -, wie er einem Mann mit Gitarre die Hand schüttelte. Boyd
hatte dunkles Haar und dichte Brauen über stechenden Augen. Ansonsten
waren seine Züge angenehm, fast jungenhaft-zart; ich hätte ihn
nach dem Foto keineswegs auf sechsunddreißig geschätzt.
Danach blätterte ich ein
paar Wochen weiter zurück und fand in der Ausgabe vom 5. März
einen Bericht über den Tod von Boyds Mutter. Er stand unter der
Rubrik »Lokalnachrichten«, nicht bei den Todesanzeigen. Sie
war bei einem häuslichen Unfall ums Leben gekommen, war im Bad
ausgerutscht und hatte sich dabei einen schweren Schädelbruch
zugezogen. Es gab keinen Hinweis auf irgendwelche verdächtigen
Momente, und der Artikel war im Grunde ein freundlicher Nachruf, Ihr Mann
war bereits 1960 gestorben; sie hinterließ einen Sohn, »einen
hiesigen Geschäftsmann«, war eine lebhafte Frau mit aktivem
Interesse am Gesellschaftsleben und Mitglied beim Brown County Trust und
bei der Brown County Supernatural Society gewesen.
In derselben Ausgabe
entdeckte ich, was der Brown County Trust war. Eine Überschrift
lautete: b.c.t. lehnt Pyramide ab.
Beim Brown County Trust
handelte es sich um einen Interessenverband, der sich um Fragen der
Landesentwicklung kümmerte. Bei seiner Jahresversammlung hatte er
dagegen gestimmt, schadhafte Sandsteinblöcke zum Bau einer riesigen
Pyramide als Touristenattraktion zu verwenden und damit zugleich die
heimische Sandsteinproduktion bekanntzumachen und zu fördern.
Der Vorsitzende und Gründer
des B.C.T., David Hogue, hatte, wie wörtlich zitiert wurde, »erklärt,
daß seine Gesellschaft sich ihrer Bedeutung als Schützer und
Bewahrer der Wirtschaft Süd-Indianas bewußt ist, angesichts des
Fehlens sonstiger größerer Organisationen. Beiford ist zwar das
bedeutendste sandsteinfördernde Gebiet der Welt und hat zum Bau des
Pentagon und des Empire State Building beigetragen, aber der richtige
Platz für Pyramiden ist und bleibt Ägypten. Wenn die Pyramide
dort erbaut wird - schön und gut, wir werden das Projekt nicht bekämpfen.
Aber hier in Süd-Indiana werden sie es mit uns zu tun bekommen.«
Der B.C.T. hatte bei diesem
Jahrestreffen außerdem einige neue Aufsichtsratsmitglieder gewählt.
Unter ihnen war »ein Mitglied des Komitees, das sich mit
Verantwortungsbewußtsein für die Wertbestimmung verschiedener
Projekte eingesetzt hat«, und dieses Mitglied hieß Frank
Pynne.
*
Ich holte meinen kleinen
Transporter vom Parkplatz und fuhr in Richtung Bloomington. Die Stadt
endete abrupt, und ich' schaute mich nach der bezeichneten Landstraße
um. Eine erste Möglichkeit bot sich an einer Stelle, wo dicht vor mir
ein roter Ford Fiesta in die Staatsstraße einbog. Dort mündete
tatsächlich eine nicht asphaltierte Straße, und auf dem
Briefkasten, der an der Kreuzung stand, prangte der Name »Pynne«
in großen, orangefarbenen Lettern.
Den Fahrer des Fords konnte
ich nicht genau erkennen; der Wagen war mit Kartons vollgeladen. Außerdem
hätte es mir wenig geholfen, wenn ich versucht hätte, ihm
nachzufahren. Es gibt nur wenige Fahrzeuge, mit denen es mein Kastenwagen
in punkto
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