Ein Grabstein fuer den Playboy
handelt von einer ungewöhnlichen
Frau, die die wahre Liebe in den Armen eines Schlachters findet.«
»Das geht doch den
meisten Frauen so«, sagte ich.
»Ach, glauben Sie? Ich
kann das leider nicht beurteilen - dazu kenne ich zuwenig unverheiratete
Schlachter.« Es klang so, als fühlte sie sich schuldbewußt.
»Aber ich dachte, vielleicht würde eine Frau mit einer Vorliebe
für Messer …« Dabei berührte sie geistesabwesend
die Waffe an ihrem Gürtel. Dann kratzte sie sich am Ansatz des
braunen Haars, das unter der Perücke zum Vorschein gekommen war.
»Bitte, gedulden Sie sich einen Moment.«
Sie ging quer durch das große
Atelier und hängte die Perücke vorsichtig über eine
Stuhllehne. Als sie zurückkam, sagte sie: »Wissen Sie, ich
stehe mir meistens selbst Modell. Früher habe ich für die
anderen Modell gestanden, und da habe ich mir gedacht, warum nicht auch für
mich?«
»Ja, eben, warum nicht.«
»Phhh!« sagte sie
dann und ließ sich in den anderen Korbsessel sinken. »Außerdem macht
es mir Spaß, mich zu verkleiden. Ich habe dahinten eine große
Truhe voller Kleider, alles mögliche. Ich verleihe sie auch. Und wenn
ich mal was anderes brauche, leihe ich es mir von den Geschäften in
der Stadt. Es ist wirklich nützlich in einer Gegend wie dieser, wo so
viele Künstler wohnen.«
»Lesen Sie die Bücher
auch, für die Sie die Umschläge zeichnen?«
»Ich lese immerhin so
viel, daß ich das Gefühl dafür bekomme. Die Umschläge
müssen das ausdrücken, was im Buch vorkommt.«
»Wenn das auch für
Frauen gilt, würde ich sagen, es gibt nicht wenige mit ziemlich
buntem Innenleben.«
»Ach ja, die Welt ist
ein modernes Babel«, sagte sie jetzt ernst. Dann schaute sie zu mir
herüber. »Sie wollten über Cilla reden -aber wer sind Sie?«
»Eine Freundin von ihr
hat mich engagiert, damit ich mich nach ihr erkundige.«
»Engagiert?«
»Richtig.«
»Dann sind Sie also
kein Polizist?«
»Nein.«
»Gut. Ich wollte
sowieso grade Pause machen und was rauchen. Wollen Sie auch?«
»Nein, danke; ich
rauche nicht.«
»Ich meinte keine
Zigaretten. Ich meinte einen Joint.«
»Ich rauche auch keine
Joints«, sagte ich.
»Zu alt, oder was?«
»Zu alt, vermutlich«,
sagte ich.
Auf dem Tisch vor uns stand
ein kleines Keramikgefäß, und darin lagen vier selbstgedrehte
Zigaretten. Außerdem gab es einen Aschenbecher und einen
Ziegelstein, dessen Löcher mit langen Kaminstreichhölzern gefüllt
waren. Sie nahm eine der Zigaretten, zündete sie an und machte es
sich dann bequem.
Nach einer Weile wedelte sie
mit dem Joint durch die Luft. »Es ist gut für Sie, wissen Sie
das?«
»Delta-eins-THC und
seine Derivate haben einen zu langen biologischen Halbzeitwert für
mich«, entgegnete ich.
»Was?«
»Die Wirkung dauert mir
zu lang.«
»Das hab’ ich
noch nie gehört«, sagte sie und dachte nach. »Aber es
klingt ganz gut. He - haben Sie was dagegen, wenn ich mir den Satz notiere?«
Ich hatte nichts dagegen. Sie
stand auf, holte sich ein Blatt Papier und einen Bleistift. Dann
wiederholte ich für sie die chemische Formel.
»Wau!« sagte sie
und lehnte sich zurück. »Ich bin eine Bißchen-Person,
wissen Sie. Ich zeichne ein bißchen, ich stehe ein bißchen
Modell, und weil mir das Schreiben Spaß macht, schreibe ich auch ein
bißchen. Aber ich habe keine Phantasie, deshalb schreibe ich das
auf, was mir begegnet und was mich interessiert.« Jetzt zog sie an
ihrer Zigarette und inhalierte den Rauch. »Also, was wollen Sie
über Silly wissen?«
»Silly?«
»Cilla. Priscilla
Pynne.«
»Ach so. Ich hörte,
daß Sie ihre beste Freundin waren.«
Sie überlegte. »Beste
oder nicht - das kann ich nicht beurteilen. Wer hat das denn behauptet?«
»Sheriff Dunlap.«
»Ach, Sie haben mit
Jeanna gesprochen?«
»Ja.«
»Sie hat Ihnen
vermutlich eine Menge Tratsch über mich erzählt.«
»Wir haben kaum über
Sie gesprochen, Miss Doans. Abgesehen von dem, was ich bereits sagte,
berichtete sie mir nur, daß es zwischen Ihnen und Mrs. Pynne in
letzter Zeit etwas Ärger gegeben habe und daß ich Sie danach
fragen sollte.«
»Oooooh!« Sie
machte eine ärgerliche Bewegung mit der Zigarette. »Es ist
nicht der Rede wert…« Aber sie war selbstverständlich
bereit, darüber zu reden. »Vor ein paar Monaten gab es diese
große Party.«
»Die Geburtstagsparty
von Billy
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