Ein Grabstein fuer den Playboy
ich. »Was war mit dem Wagen von Mrs. Pynne?«
»Ja nun, den habe ich
immerhin gefunden«, erwiderte der Sheriff ein wenig boshaft.
»Ich frage mich, warum
Mrs. Pynne bis nach Bloomington gefahren ist, um ihn dort auf dem
Parkplatz des Universitätsgeländes abzustellen. Glauben Sie, daß
sie sich dort mit Boyd getroffen hat, nur um den Wagen loszuwerden?«
Der Sheriff zuckte mit den
Schultern. »Ich bin nicht ganz sicher, was Sie sich darauf für
eine Antwort erwarten.«
»Sie könnten sich
doch überall getroffen haben. Sogar hier, mitten in der Stadt. Wenn
jemand sie sah - na und? Sie waren bestimmt nicht mehr darauf aus, die
Tatsache zu verschleiern, daß sie gemeinsam die Stadt verlassen
wollten. Und es ging vermutlich auch nicht darum, Zeit zu gewinnen, denn
Frank Pynne hat Sie ja erst am folgenden Morgen angerufen. Sobald sie das
Haus verlassen hatte, ohne ihren Mann zu wecken, war sie praktisch weg. Es
wäre vielleicht sogar sicherer gewesen, wenn sie ein Stück zu Fuß
gegangen wäre, vielleicht bis hinunter zum Highway, wo Boyd sie dann
abholen konnte. Dann hätte sie nicht riskiert, daß ihr Mann
durch das Anlassen des Wagens geweckt würde.«
»Vielleicht sollten Sie
den beiden das nächste Mal beim Durchbrennen behilflich sein.«
»Das beantwortet meine
Frage nicht. Warum ist sie erst hinausgefahren bis zur Indiana-Universität?«
»Ich weiß es
nicht.«
»Das einzige, was mir
dazu einfällt, wäre, daß Boyd vielleicht den Tag über
drüben in Bloomington gewesen ist. Wissen Sie vielleicht, wo Boyd
sich am Samstag, dem zwölften April aufgehalten hat?«
»Nein. Ich muß
ehrlich sagen, ich habe mich auch nicht danach erkundigt.«
»Und Sie halten das
jetzt nicht für ein Versäumnis?«
»Kaum.«
Ich schüttelte
frustriert den Kopf. »Ich verstehe nicht, warum man sich hier so
wenig dafür interessiert, daß die beiden die Stadt verlassen
haben.«
»Oh - ich würde
nicht behaupten, daß man sich nicht dafür interessiert. Im
Gegenteil, wir brennen darauf, alles zu erfahren, und sobald Billy zurückkommt,
werden die Leute ihn piesacken, bis er ihnen alles erzählt hat.«
»Sie gehen also davon
aus, daß Boyd zurückkommt?«
»O ja. Sicher kommt er
zurück. Er ist einer, der hierhergehört. Er kommt immer wieder
zurück.«
»Und Mrs. Pynne?«
»Das ist eine andere
Geschichte«, sagte Sheriff Dunlap. »Ich möchte sagen, daß
unsere Stadt nicht unbedingt der ideale Aufenthaltsort für Cilla
Pynne ist - schon gar nicht nach allem, was geschehen ist.«
»Ich muß
gestehen, Sheriff, daß ich diese Haltung, sagen wir, ein bißchen
provinziell finde. Priscilla Pynne ist eine Außenseiterin in dieser
Gegend, daher kümmern Sie sich vermutlich nicht so um sie, als wenn
sie hier geboren und aufgewachsen wäre.«
Sheriff Dunlap erklärte
ernst: »Ich glaube nicht, daß es irgendwelche Fakten gibt, die
diese Ihre Vermutung stützen. Wenn wir die Menschen persönlich
kennen, können wir besser beurteilen, was ernst ist und was nicht.
Aber wir wissen auch, daß wir unseren Schutz und alle anderen öffentlichen
Dienstleistungen ebenso den vergleichsweise Fremden angedeihen lassen müssen,
und wir tun unser Bestes, tun alles, was in unseren Kräften steht.
Allerdings: Wenn zwei erwachsene Menschen sich entscheiden, gemeinsam von
hier wegzugehen, setzen wir das nicht unbedingt an die Spitze unserer
Prioritätenliste. Wir haben eine Menge anderer Dinge zu erledigen,
die wesentlich wichtiger sind, um den Frieden und die Sicherheit dieses
Bezirks zu wahren.«
Ich seufzte, und es bedrückte
mich, daß ich nicht in der Lage war, das, was mich beunruhigte, in
den Griff zu bekommen. Dennoch sagte ich: »Ja, das war’s dann
wohl, Sheriff. Tut mir leid, daß ich Ihnen soviel Zeit gestohlen
habe, ohne etwas Konstruktives zu Ihrer Arbeit beitragen zu können.«
»Aber ich bitte Sie,
Mr. Samson - deshalb brauchen Sie sich doch keine Vorwürfe zu machen.
Und wenn wir irgend etwas für Sie tun können - es steht Ihnen
jederzeit frei, wieder hierher zu kommen und Fragen zu stellen.«
7
Nachdem ich das Büro des
Sheriffs verlassen hatte, überquerte ich die Straße. Ich wollte
mich zu Billy Boyds Galerie durchfragen, als mir einfiel, daß ich
gar nicht wußte, wie sie hieß.
Also ging ich als erstes zu
der Telefonzelle, die ich schon einmal benützt hatte, und rief Frank
Pynnes Nummer
Weitere Kostenlose Bücher