Ein Grabstein fuer den Playboy
steckte die Quittung in
die Handtasche und erhob sich. »Das wär’s dann vorläufig,
nicht wahr?«
»Ja. Ich fange damit
an, sobald ich hier fertig bin.«
»Gut«, sagte sie
und ging.
Und da saß ich und war
wieder mit einem Auftrag gesegnet! Einem ziemlich ungewöhnlichen
Auftrag einer Klientin, deren Motiv möglicherweise ein ganz anderes
war als das, was sie vorgebracht hatte. Aber fünfzig Dollar in der
Tasche helfen über manche Bedenken hinweg.
Danach setzte ich mich unverzüglich
an die Schreibmaschine und produzierte einen ausführlichen, genauen
Bericht samt dazugehöriger Rechnung und einer Aufstellung der Spesen.
Ich war geradezu ein Musterbeispiel für sinnvolle, tüchtige
Aktivität.
3
Erst gab ich meinen Bericht
im Büro der Firma Albert Connah ab, dann fuhr ich über die South
Meridian Street hinaus aus Indianapolis.
Ich fühlte mich heiter
und in gehobener Stimmung, als wäre ich von einem Alpdruck befreit.
Nicht nur, weil ich ein paar Dollars in der Tasche hatte, sondern auch,
weil ich dem heruntergekommenen, zum Abbruch bestimmten Haus in
Indianapolis endlich einmal entfliehen konnte, in eine der hübschesten
Gegenden des ganzen Hoosierlands.
Die Gletscher in der dunklen
und entfernten Vergangenheit haben den größten Teil des Landes,
das heute den Staat Indiana bildet, glattgehobelt, aber ein paar Meilen südlich
der Hauptstadt bringt die flache Ebene überraschenderweise ein paar Hügel
hervor. An dieser Stelle war in jenen Urzeiten die Ausbreitung der
Gletscher gestoppt worden, und heute beginnt dort das Brown-County.
Die größeren
Waldgebiete wurden zu Staatsparks gemacht, und obwohl es noch andere
Naturschutzgebiete in der Umgebung gibt, wird das Brown County von den
Flachland-Hoosiern bevorzugt, wenn sie im Herbst ihre Tagesausflüge
machen, um die baumbestandenen Hügel in den bunten Farben des
sterbenden Laubs zu betrachten.
Aber im Juni ist es nicht
weniger hübsch.
Nashville ist der Sitz der
Verwaltung des Countys und das Zentrum des Fremdenverkehrs, Die Stadt ist
bekannt für ihre blühende Künstlerkolonie, die sich seit
der Jahrhundertwende dort gebildet hat, wohl wegen der attraktiven und
inspirierenden Landschaft. Heute gibt es Dutzende von professionellen Künstlern
in der Gegend, und ihre Anwesenheit verleiht der Stadt eine Dimension, wie
man sie in den üblichen nordamerikanischen Kleinstädten nicht
finden kann - auch nicht in Touristikzentren.
Die Antiquitäten-, Raritäten-
und Kunsthandwerksgeschäfte sind so häufig, wie man es in einer
solchen Gegend erwarten kann, durchsetzt mit Lebensmittel- und
Delikatessenläden, restaurierten historischen Gebäuden und
verwandten Sehenswürdigkeiten, wie zum Beispiel dem
John-Dillinger-Museum. Aber die Geschichte der Vergangenheit des Staates
brachte auch ein recht diesseitiges Denkmal hervor, das mir besonders gefällt.
Damit meine ich die »Lügenbank« vor dem Gerichtsgebäude
am Marktplatz. Ich finde, die würde nicht nur in jede Stadt, sondern
vor allem auch vor jedes Gerichtsgebäude passen.
Für die dreiundvierzig
Meilen brauchte ich nicht viel mehr als eine Stunde. Ich parkte in der Nähe
des alten Blockhaus-Gefängnisses und ging von dort aus als erstes ins
Büro des Sheriffs. Es befand sich in einem behutsam rustikal
gestalteten, modernen Gebäude auf der Westseite des Hauptplatzes und
hatte dunkle, schwere Glastüren.
Drinnen, auf der linken
Seite, war eine Empfangstheke mit dem Schild INFORMATION.
Das fand ich gut, und ich
blieb davor stehen, bis die junge Frau, die hinter der Theke stand, mit
ihrem Telefongespräch fertig war und ihre Aufmerksamkeit mir
zuwandte. Ich schaute kurz auf die Uhr: ein paar Minuten vor eins.
Dann teilte ich ihr meinen
Wunsch mit. Ich wollte den Sheriff sprechen.
»Ich bedaure, aber
Sheriff Dunlap ist momentan nicht im Haus«, sagte sie mit einer
weichen, angenehmen Stimme.
»Und wann wird er zurückerwartet?«
fragte ich.
»Sie kennen unseren
Sheriff nicht?« war ihre Gegenfrage.
»Nein.«
»Sie finden sie im
Nashville Inn, auf der anderen Straßenseite, beim Mittagessen.«
»Sie?« fragte
ich. Eine Frage, die mir ganz unwillkürlich herausgerutscht war -
aber die junge Dame am Empfang hatte mich hereingelegt, und meine Überraschung
schien sie zu amüsieren.
»Sie haben richtig gehört,
Mister«, sagte sie und grinste.
»Wie oft am Tag
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