Ein Grabstein fuer den Playboy
gelingt
es Ihnen, Besucher der Stadt auf diese Weise zu überraschen?«
fragte ich sie.
»Ach, nicht sehr oft.
Die meisten Besucher, die hier hereinkommen, fragen nicht nach dem
Sheriff.«
»Das kann ich mir
denken.«
»Und Jeanna ist
mittlerweile von den Leuten hier voll und ganz akzeptiert worden.«
Dann fügte sie mit ein wenig Stolz hinzu: »Sie ist schon drei
Jahre im Amt.«
»Möge Sie noch
lange regieren«, sagte ich. »Sie meinen, ich könnte sie
gegenüber in diesem Restaurant finden. Heißt das, sie hat
nichts dagegen, wenn ich sie beim Mittagessen störe?«
»Wenn Sie wirklich
etwas mit ihr zu besprechen haben, wird sie Ihnen auch zuhören.«
»Ich danke Ihnen
vielmals«, sagte ich.
Und während ich den
Platz überquerte, bildete ich mir ein, schon mal etwas über den
ersten weiblichen Sheriff des Staates Indiana gelesen zu haben.
Im Nashville Inn fragte ich
die Frau an der Kasse, und sie rief eine Kellnerin zu sich her, die mich
durch den Speiseraum zu einem kleinen Fenstertisch führte.
Der Sheriff war eine
hochgewachsene Frau, sicher über einsachtzig, und wenn man sie auch
nicht als füllig bezeichnen konnte, so war sie doch auch alles andere
als mager. Sie hatte ein Uniformhemd an und eine khakifarbene Hose, und an
ihrer linken Hüfte hing ein Revolverhalfter. Sie mußte Mitte
Dreißig sein und fischte gerade mit dem Löffel in einer Schüssel
mit einem Eintopfgericht.
»Der Herr hat nach
Ihnen gefragt, Jeanna«, erklärte die Kellnerin.
Der Sheriff wischte sich den
Mund ab, dann wandte sie sich mir zu. »Danke, Julie«, sagte
sie, und die Kellnerin ging. »Setzen Sie sich doch«, forderte
sie mich auf und wandte sich wieder ihrem Eintopf zu.
Ich setzte mich. »Entschuldigen
Sie, daß ich Sie beim Essen störe.«
»Wollen Sie auch was
essen?«
»Nein, danke. Ich habe
noch einen Bissen in Indianapolis gegessen, bevor ich hierhergefahren bin«,
sagte ich.
»Okay.« Sie löffelte
den Rest aus der Schüssel. Dann wischte sie sich wieder den Mund und
zündete sich eine Zigarette an. »Ich bin Jeanna Dunlap, der
Sheriff dieses himmlischen Countys. Wer sind Sie, und was können wir
für Sie tun?«
»Ich bin Privatdetektiv
und habe den Auftrag, ein paar Details über eine Frau aus dieser
Gegend zu ermitteln, die meines Wissens vor ein paar Monaten ihren Mann
verlassen hat. Eine gewisse Priscilla Pynne.«
Der Sheriff stützte
einen Ellbogen auf den Tisch. »Macht es Ihnen was aus, wenn Sie mir
Ihren Personalausweis zeigen?«
»Ganz und gar nicht.«
Ich reichte ihr Ausweis und Konzession.
Sie betrachtete beides und
gab es mir darin zurück. »Privatdetektiv sind Sie also«,
sagte sie. »Und wieso nehmen Sie an, daß ich Ihnen helfen könnte,
Mr. Samson?«
»Ich weiß nicht,
ob Sie es können. Aber ich halte es für einen Akt der Höflichkeit,
wenn private Ermittler die hiesige Polizeibehörde über eine
Untersuchung in ihrem Dienstbereich informieren.«
»Und Sie haben heute
Ihren besonders höflichen Tag, Mr. Samson?« fragte sie ohne die
Spur eines Lächelns.
»Ja, ich glaube, ich
bin meistens höflich, Sheriff«, sagte ich. »Außerdem
könnte ich mir denken, daß Sie die Frau vielleicht kennen.«
»Sie glauben, sie könnte
amtsbekannt sein, wie?«
»Sie könnte zum
Beispiel als vermißt gemeldet sein, auch wenn es sich bei ihr
vermutlich um keine rückfällige Verbrecherin handelt.«
»Ich muß gestehen«,
sagte der Sheriff, »ich kenne Cilla Pynne. Aber zunächst möchte
ich etwas mehr über das Ziel Ihrer Ermittlungen hören und in
wessen Auftrag sie sie durchführen.«
»Es ist im Grunde ganz
einfach«, erklärte ich. »Eine College-Freundin von Mrs.
Pynne kam nach Indianapolis, und als sie anrief, sagte man ihr, daß
Mrs. Pynne vor zwei Monaten das Haus verlassen habe. Diese Freundin hat
mir den Auftrag erteilt, herauszufinden, was dahintersteckt und wie sie
ihre Freundin erreichen kann, da sie selbst nicht die Zeit dazu erübrigen
kann.«
Der Sheriff dachte ein paar
Sekunden darüber nach. »Eine gute Freundin?«
»Ich weiß nicht.
Aber es hörte sich so an. Jedenfalls - sie ist heute morgen in mein Büro
gekommen und fährt schon morgen zurück in den Osten. Und ich bin hier, um
herauszufinden, was ich für sie tun kann.«
»Könnte ich das
telefonisch überprüfen?«
»Ich muß
gestehen, ich weiß nicht, wie meine Auftraggeberin
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