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Ein Grabstein fuer den Playboy

Ein Grabstein fuer den Playboy

Titel: Ein Grabstein fuer den Playboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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Samson.«    
    »Aber da Sie schon
     anrufen« sagte ich jetzt, »frage ich mich, ob ich Sie um eine
     kleine Gefälligkeit bitten dürfte.«
    »Worum geht’s
     denn?«
    »Ich wäre Ihnen
     dankbar, wenn Sie mich informieren würden, sobald es was Neues über
     Mrs. Pynne oder Billy Boyd zu hören gibt.«
    Er zögerte kurz, bevor
     er fragte: »Und warum?«
    »Ich bin immer daran
     interessiert, wie das Happy-End in den Fällen aussieht, die ich, wenn
     auch nur kurze Zeit, bearbeitet habe. Ich mag keine losen Enden, das ist
     alles.«
    Wieder zögerte er ein
     paar Sekunden, aber dann erklärte er: »Also schön. Wenn es
     irgendwelche neuen Entwicklungen gibt, rufe ich Sie an.«
    »Großartig«,
     erwiderte ich. »Vielen Dank.«
    Das ist das Problem, wenn man
     sein Geld als Detektiv verdienen muß: Erst der Klient verleiht einem
     die Daseinsberechtigung. Ohne einen Klienten hat man keinen Grund, ja,
     kein Recht, Fragen zu stellen und neugierig zu sein. Man braucht eine
     Rechtfertigung.
    Und in der letzten Zeit war
     ich diesbezüglich geradezu durch eine Identitätskrise gegangen.
     Mit dem Ergebnis, daß ich mich jetzt grau und unwichtig fühlte
     wie ein Bahnhofshotel. 
    Außerdem war mir nach
     allem anderen zumute als danach, mich auf den Umzug vorzubereiten.
    Daher ließ ich es sein.
     Ich versuchte es statt dessen mit einer Geste der Unabhängigkeit und
     begab mich ins Polizeipräsidium, ehe ich mich entscheiden wollte, ob
     ich es mir leisten konnte, ein Angebot von Albert Connah abzulehnen. Ich
     war sozusagen eine halbe Stunde lang mein eigener Klient. Wie gesagt, es
     war einer jener trüben Momente in meinem Leben.
    Miller saß in seinem Büro
     und wirkte müde, überarbeitet und so, als ob er die Schnauze
     voll hätte. Aber wie schon tags zuvor bei meinem Anruf versteckte er
     sich nicht hinter Klagen und Angriffen, als ich seine Aufmerksamkeit auf
     mich zu ziehen versuchte. Das war ungewöhnlich.
    Statt dessen blickte er auf
     und sagte: »Ich mache Schluß hier. Ganz einfach Schluß.
     Ich habe genügend Dienstjahre beisammen, um Anspruch auf eine kleine
     Pension erheben zu können. Ich bin fertig.«
    Es gibt Leute, bei denen
     solche Augenblicke mit schöner Regelmäßigkeit
     wiederkehren; Miller jedoch hatte ich bisher noch nie so sprechen hören.
     Er war ein Karrieretyp im altmodischen Sinn, und er hing am Altmodischen.
     Im Puzzlespiel meines Lebens gibt es auch einige altmodische Steinchen,
     daher habe ich mir einen Sinn für Altmodisches bewahrt.
    »Dann schütt mal
     deinem Onkel Albert das Herz aus«, riet ich ihm.
    »Ich mach’ Schluß
     hier«, wiederholte er, als wolle er mich von der Vernünftigkeit
     seiner Entscheidung überzeugen. »Ich bin es satt, immer wieder
     übergangen und ignoriert zu werden. Meine Meinung zählt hier
     überhaupt nicht mehr. Wenn ich an einem schwierigen Punkt angelangt
     bin, werde ich von meinen sogenannten Vorgesetzten keineswegs so unterstützt,
     wie das nötig wäre. Obwohl ich soviel arbeite, ernte ich im
     Grunde nur Verachtung. Dabei schuftet keiner härter als ich. Und
     keiner bekommt weniger dafür -vom Gehalt einmal ganz abgesehen. Nein,
     ich mach’ nicht weiter so.«
    »Das klingt ernst«,
     sagte ich, weil es ernst klang.
    »Ist es auch. Im Herbst
     mache ich Urlaub, und danach such’ ich mir was anderes.«
    Dabei nickte er ein paarmal,
     als wollte er sich selbst Beifall zollen.
    Ein Mann kam herein und legte
     zwei Akten auf den Schreibtisch.
    Miller sagte: »Du
     siehst, ich stecke bis oben drin, Al. Was willst du von mir?«
    »Daß du einen
     Wagen auf deine Suchliste setzt und mich wissen läßt, ob er
     irgendwo auftaucht oder gesehen wird.«
    »Die Nummer des
     Kennzeichens?« fragte er.
    »Keine Ahnung. Es ist
     ein weißer Datsun, ein Sportwagen, und er gehört einem William
     Boyd, wohnhaft in Nashville.«
    »Der gleiche wie
     gestern, was?«
    »Ja.«
    »Okay«, sagte er.
    Ich wußte, daß es
     miserabel um ihn stand. Anderenfalls hätte er sich von mir alles
     genau sagen lassen, für den Fall, daß es zu einer Festnahme
     kam.
    Aber er notierte sich nur die
     spärlichen Details, die ich ihm gegeben hatte, nahm dann den Hörer
     des Telefons ab und gab sie den Leuten von der Ermittlung durch, damit sie
     die Nummer des Kennzeichens feststellten.
    Dann starrte er mich an.
     »William Boyd?« fragte er. »Hast du William Boyd gesagt?
     Soll ich nach diesem verdammten Hopalong Cassidy suchen?«
    »Ich suche einen

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