Ein Grabstein fuer den Playboy
sagte er. »Nicht leicht, mit ihr auszukommen, aber eine
großartige Frau.«
»Sie gehören doch
auch zu denen, die vermuten, daß Billy etwas mit ihrem Tod zu tun
hat, oder?«
»Er kam ihm allzu
gelegen«, sagte Hogue.
»Weil seine Mutter sich
entschlossen hatte, ihr Testament zu machen, nicht wahr?«
»Ja.«
»Hatte sie denn zuvor
kein Testament gemacht? Oder wollte sie nur einige Bestimmungen ändern?«
»Sie hatte kein
Testament gemacht«, sagte Hogue.
»Sie war doch in den Fünfzigern,
nicht wahr?«
»Siebenundfünfzig.«
»Und -«
»Ja, sicher, sie hätte
längst ein Testament machen sollen.«
»Hatte sie aber nicht.«
»Ja, wissen Sie«,
begann er. »Ida war eine abergläubische Frau. Sie hatte einige
- wie soll ich sagen? Einige Schwächen. Zum Beispiel glaubte sie an
Geister, an eine ›Aura‹ oder wie man das nennt, und an all
den parapsychologischen Hokuspokus.«
»Ach!«
»Dabei will ich ihr Gefühl
und ihre Liebe für dieses County in keiner Weise schmälern. Wir
waren eng befreundet. Ja, wir hatten uns sogar entschlossen zu heiraten.«
»Das ist mir neu.«
»Es war nicht öffentlich
bekannt«, sagte er traurig. »Aber wir hatten es uns seit Ende
letzten Jahres ernsthaft überlegt. Und wir haben uns oft und lange
über Dinge unterhalten, die sie interessierten.«
»Wie zum Beispiel
über ihr Testament?«
»Idas Mann, Billys
Vater, starb neunzehnhundertsechzig an einem Herzinfarkt. Es war Januar,
und er hatte wenige Tage zuvor sein Testament gemacht. Ida hat sehr
darunter gelitten.«
»Also brachte sie die
Ausfertigung eines Testaments mit dem Tod in Verbindung?«
»Unter anderem«,
sagte Hogue.
»Aha, ich verstehe.
Abergläubisch, wie Sie sagten.«
»Ja. Und damals ist
auch Billy zum ersten Mal ausgerückt.«
»Sie sagten früher,
daß er noch sehr jung war, als er durchbrannte.«
»Er war fünfzehn.
Und er brannte mit einer dreißigjährigen Bildhauerin durch.
Mehr weiß ich nicht über sie. Ida hat das Thema nicht gern
angesprochen, wie Sie sich denken können.«
»Wie lange blieb er
damals eigentlich weg?«
»Er kam
siebenundsechzig zurück. Ich war damals gerade drei Jahre hier. Billy
tauchte einfach wieder auf, übernahm den Besitz, den ihm sein Vater
vererbt hatte, und tat so, als ob nichts gewesen wäre.«
»Hatte er Kontakt mit
seiner Mutter in den sieben Jahren, während er weg war?«
»Nur in den letzten
Monaten vor seiner Rückkehr. Er schrieb ihr, daß er nach Hause
kommen würde, wenn sie ihm gewisse finanzielle Versprechen gab. Sie
war überglücklich, daß sie von ihm hörte nach all den
Jahren, und versprach ihm alles, was er wollte.«
»Wissen Sie, was sie
ihm versprochen hat?«
»Nein. Damals war ich
noch nicht ihr Anwalt. Ich habe die Papiere nie gesehen.«
»Und diese Frau?«
»Meines Wissens hat sie
danach in seinem Leben keine Rolle mehr gespielt. Man hat mir ihren Namen
genannt, aber ich erinnere mich nicht mehr daran. Ich glaube, darüber
ist seit Jahren nicht mehr gesprochen worden.«
»Ich verstehe.«
Etwas ironisch bemerkte
Hogue: »In einer Kleinstadt wie dieser gibt es allerdings nie Mangel
an Tratsch.«
»Es gibt zuviel davon,
meinen Sie?«
»Um ehrlich zu sein:
Ich bin nicht der Typ, der atemlos auf die neuesten Gerüchte wartet.
Aber ich habe mich zurechtgefunden mit dem Leben, wie es sich hier bietet.
Und ich liebe die Gegend. Heute wüßte ich nicht, wie ich ohne
mein County leben könnte.«
»Als ich Sie nach dem
Testament fragte«, erinnerte ich ihn, »wollte ich auf etwas
ganz Bestimmtes hinaus. Wenn Billy beim Tod seiner Mutter die Hand im
Spiel hatte, muß er von der Absicht seiner Mutter, ein Testament
aufzusetzen, gewußt haben. Woher konnte er das wissen?«
»Ich weiß es
nicht sicher«, erwiderte Hogue. »Aber man wundert sich immer
wieder, welche persönlichen Details die Leute von anderen in
Erfahrung gebracht haben.«
»Könnte ihm seine
Mutter vielleicht selbst gesagt haben, was sie vorhatte?«
»Das ist durchaus möglich«,
sagte der Anwalt. »Billy war zwar nicht gerade für die Rolle
des pflichtergebenen Sohns geeignet, aber die beiden haben viel
miteinander gesprochen. Und er war hinter ihrem Grundbesitz her. Sie
widerstand hartnäckig den Absichten, die er damit verfolgte. Das war
es ja, was sie testamentarisch festlegen wollte, und sie fühlte sich
zuletzt stark genug, ihren
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