Ein Grabstein fuer den Playboy
früh.«
»Ich verstehe. Und -
drittens?«
»Frank hat sich, seit
seine Frau weg ist, recht häufig mit einer anderen Frau getroffen.«
»Mit wem? Doch nicht
mit der Frau, mit der er auf der Boyd-Party erwischt worden ist?«
»Doch. Sharon Doans.«
»Und das hält man
für ein zusätzliches Motiv?«
»Ich fürchte, ja.«
»Ist das alles?«
»Ja - das heißt,
bis man den Leichnam von Mrs. Pynne gefunden hat.«
»Das gefällt mir
nicht«, sagte ich.
»Warum nicht?«
»Weil ich nicht glaube,
daß man Mrs. Pynnes Leichnam da draußen in den Wäldern
finden wird.«
Jetzt fragte er düster:
»Und warum glauben Sie, daß das nicht der Fall sein wird?«
»Sehen Sie, Boyd wurde
mit großer Sorgfalt verscharrt. Weit von der Straße entfernt,
in einer bestens dafür geeigneten Mulde. Sheriff Dunlap sagte mir,
man hätte sogar Giftefeu auf die Stelle gepflanzt. Wenn Priscilla
Pynne von derselben Person umgebracht worden wäre wie Boyd, dann hätte
man die beiden vermutlich an derselben Stelle begraben.«
Er dachte darüber nach.
Nach kurzer Pause fuhr ich
fort. »Es steht doch wohl fest, daß Boyd nicht gefunden werden
sollte. Er wurde nur durch einen fast unwahrscheinlichen Zufall entdeckt.
Hätte es dagegen zwei verschiedene Gräber gegeben, wäre die
Möglichkeit zumindest verdoppelt worden. Wozu hätte sich der Täter
diese Mühe machen sollen? Nein - wenn es zwei Tote gäbe, hätten
wir sie an ein und derselben Stelle gefunden. Daraus folgert, daß
Priscilla Pynne, tot oder lebendig, anderswo zu finden sein muß.«
Nach einer weiteren Pause
nickte Hogue. »Ich glaube, Sie haben recht«, sagte er.
»Aber wenn das der Fall
ist, dann zieht die Geschichte nicht, die man sich ausgedacht hat. Dann
war es nicht so, daß die beiden zusammen durchgebrannt und zusammen
ermordet wurden. Und es kommt mir ganz so vor, als ob Sheriff Dunlap auf
der falschen Spur ist.«
Wieder nickte er und schaute
mich sehr ernst an.
»Aber Sie wollten
wissen, weshalb ich hergekommen bin«, fuhr ich fort. »Ganz
einfach: Ich wollte wissen, ob es noch notwendig ist, daß man
weiterhin Priscilla Pynne sucht. Nach dem, was wir inzwischen wissen,
scheint mir das der Fall zu sein.«
»Das ist wohl nicht zu
übersehen«, bemerkte der Anwalt.
»Es geht dabei auch
darum, Ihrem Mandanten zu helfen«, sagte ich. »Aber ich könnte
mir denken, daß es um viel mehr geht. Wenn zwei Leute gemeinsam
verschwinden, und der eine von beiden wird tot aufgefunden, besteht mehr
als ein Anlaß, dem anderen ein paar wichtige Fragen zu stellen.«
17
Vorläufig engagierte mich
Hogue im Auftrag seines Mandanten Frank Pynne. Er fand, daß es nicht
im Interesse seines Mandanten lag, zu warten, bis Sheriff Dunlap das
Herumstöbern in den Wäldern aufgegeben hatte.
Ich hatte nichts dagegen.
Danach unterhielten wir uns
über das, was jetzt zu tun war. Ich berichtete ihm von Elizabeth
Staedtler und von der Möglichkeit, daß sie inzwischen mit
Priscilla Pynne Kontakt aufgenommen hatte. Wir kamen überein, daß
ich dieser Frage nachgehen sollte. Außerdem sollte ich es noch
einmal mit Frank Pynne versuchen. Er war unsere beste Informationsquelle
im Hinblick auf Priscillas Vergangenheit, auf weitere Spuren und
Anhaltspunkte.
Daneben wollte ich versuchen,
die Ereignisse des Abends, an dem die beiden verschwunden waren, so gut
wie möglich zu rekonstruieren.
Wenn man davon ausging, daß
Mrs. Pynne noch lebte, ergaben sich daraus mehrere Fragen. Zum Beispiel,
was Boyds Wagen betraf. Wenn sie ihn genommen hatte - warum stand dann ihr
eigener Wagen auf dem Gelände der Universität?
Außerdem bat ich Hogue,
herauszufinden, an wen Boyd monatlich eine Summe von tausend Dollar überweisen
ließ.
»Was denn für
tausend Dollar?« fragte Hogue.
»Als ich das letzte Mal
hier war, fand ich heraus, daß die einzige Bewegung auf seinem
Bankkonto diese Überweisung war. Aber ich konnte nicht ermitteln, für
wen die Zahlungen bestimmt waren.«
»Es überrascht
mich, daß er soviel Geld gehabt hat«, bemerkte Hogue.
»Nun, da seine Mutter
kurz zuvor gestorben war …«
»Natürlich«,
sagte er. »Das habe ich ganz vergessen.«
War er schon in düsterer
Stimmung gewesen, als wir über Frank Pynnes Situation sprachen, so
wirkte der Anwalt jetzt, wo wir uns über Ida Boyd unterhielten, bedrückt
und traurig.
»Eine großartige
Frau«,
Weitere Kostenlose Bücher