Ein Grabstein fuer den Playboy
Priscilla Pynne zwei Monate nach ihrem Verschwinden noch am
Leben war.«
»Natürlich«,
bestätigte Hogue und stieß dabei heftig die Luft aus.
»Hören Sie, Mr.
Hogue«, schlug ich vor, »ich gehe jetzt und spreche mit ein
paar Leuten, dann komme ich zurück zu Ihnen.«
»Das wäre
vielleicht nicht schlecht«, sagte er. »Momentan fühle ich
mich alles andere als wohl.«
»Aber Sie könnten
mir noch einen Gefallen tun.«
»Ja, was?«
»Vielleicht wissen Sie
es auch, ohne daß Sie sich erkundigen müssen. Hatte Boyd, als
er gefunden wurde, Geld bei sich?«
Wieder schaute er mich scharf
an. »Meinen Sie Bargeld?«
»Ja.«
»Ich - ich glaube
nicht. Jedenfalls erinnere ich mich nicht daran, daß es jemand erwähnt
hätte.«
»Vielleicht
irgendwelche anderen Dokumente? Kreditkarten?«
»Ich weiß
wirklich nicht, Mr. Samson. Was -«
»Mrs. Pynne brauchte
Geld, nachdem sie das Haus verlassen hatte. Wenn Boyd mit seinem Geld
begraben wurde, können wir sie als Täterin vermutlich ausschließen.
Wenn das Geld und die Kreditkarten verschwunden sind, würde das auch
nicht unbedingt gegen sie sprechen, denn die Kreditkarten hätten ihr
nicht viel genützt. Wenn aber nur das Geld verschwunden ist, dann
steht sie auf der Verdächtigenliste ganz oben. Und Billy war bekannt
dafür, daß er immer viel Bargeld bei sich hatte.«
»Sie glauben, Mrs.
Pynne hätte Boyd umgebracht?« fragte er.
»Es ist nur eine
Hypothese. Eine, die Frank Pynne entlastet.«
»Das stimmt.«
»Und da ist noch etwas,
was mich stört«, sagte ich.
»Was?«
»Daß sie ihren
Wagen auf dem Universitätsgelände geparkt hat.«
Er zog die Stirn in Falten.
»Wenn sie Boyd
umgebracht hat«, erklärte ich, »dann wollte sie
vermutlich nicht in seinem Wagen gesehen werden. Also wäre es
durchaus sinnvoll gewesen, wenn sie mit ihrem Wagen zur Universität
gefahren wäre und von dort aus ein anderes Verkehrsmittel gewählt
hätte. Von Bloomington aus konnte man praktisch überallhin.«
»Und Boyds Wagen?«
fragte Hogue.
»Versteckt, irgendwo
losgeworden - ich weiß es nicht. Jedenfalls ist er nicht mehr im
Verkehr, daher hat ihn die Polizei bis jetzt auch nicht finden können.«
Er nickte langsam.
»So oder so - es
entlastet Frank Pynne in jedem Fall«, sagte ich.
26
Als ich Hogues Haus verließ,
saß der Trooper der Staatspolizei in seinem Wagen und machte sich
Notizen. Ich klopfte an das Fenster des Beifahrersitzes, und er kurbelte
es herunter.
»Ich möchte ein
paar Worte mit Darrow Junkersfield sprechen«, erklärte ich ihm.
»Wissen Sie, wo ich ihn finden kann?«
Der Mann hatte eine volle, dröhnende
Stimme, die wenig zu seinem Äußeren paßte. Er sagte:
»Als ich ihn zuletzt sah, fuhr er zu einer Vernehmung, irgendwo im
Norden der Stadt. Aber er benützt das Büro des hiesigen Sheriffs
als Basis. Sie können dort auf ihn warten.«
Nördlich der Stadt - das
hieß wahrscheinlich Celene Deckard.
»Danke«, sagte
ich. »Ich versuch’s dann später dort.«
Aber zuerst ging ich zu Fuß
zu Boyds Galerie.
Mary Tolley, in Hellblau und
leuchtendem Orange, führte ein Verkaufsgespräch mit einem
japanischen Paar. Sie redete ein paar Minuten lang auf die beiden ein, während
ich wartete und die ausgestellten Kunstgegenstände betrachtete.
Dann verließ sie das
Paar und kam zu mir herüber. »Tut mir leid, daß ich Sie
warten ließ, Mr. Samson.«
»Schon gut - das Geschäft
hat Vorrang. Wie geht’s?«
»Es geht darum, ob sie
genügend Platz in ihrem Gepäck haben«, antwortete sie.
»Dann drücke ich
Ihnen die Daumen.«
»Haben Sie sich etwa
auch entschlossen, eine unserer Arbeiten zu kaufen?«
»Nein, Ma’am«,
erwiderte ich. »Obwohl es sich dabei sicher um gute Investitionen
handelt. Vielleicht besorge ich mir statt dessen selbst Pinsel und Farben
und stelle fest, ob ich nicht vielleicht ein unentdeckter Primitiver bin.«
»Jeder Mensch hat etwas
Künstlerisches in sich. Davon bin ich überzeugt.«
»Sobald ich mit meiner
Produktion angefangen habe, kann ich Ihnen sagen, ob Sie recht haben.«
Jetzt erklärte Mary
Tolley: »Wenn Sie nicht wegen eines Bildes oder einer Skulptur hier
sind, möchten Sie vermutlich über etwas anderes sprechen.«
Ich nickte. Ȇber
Billy Boyds Testament.«
»Darüber redet man
zur Zeit in der ganzen Stadt.«
»Wußten Sie, daß
Boyd Ihnen die Galerie vermacht
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