Ein Grabstein fuer den Playboy
sprechen war.
Daher entschloß ich mich, meine Fragen Sharon Doans selbst zu
stellen.
Aber zuvor ging ich ins Büro
des Sheriffs.
Am Empfang saß wieder
einmal die offenbar unverwüstliche Peggy mit der sanften,
freundlichen Stimme. »Haben Sie denn nie frei?« fragte ich.
»Wenn mich die Pflicht
des Countys ruft, bin ich zur Stelle.«
»Na, hoffentlich
bekommen Sie wenigstens die Überstunden bezahlt«, sagte ich.
»Nein, Sir«,
antwortete sie. »In dieser Gegend muß man sich schon in die
Liste von Billy Boyds Testament eintragen lassen, wenn man mal ein paar
Extramäuse machen will. Sie haben vermutlich davon gehört.«
»Natürlich.«
»Wenn das möglich
wäre, würde ich selbst meinen Namen draufschreiben. Könnte
jetzt gut ein paar hundert Dollar gebrauchen. Aber mir würde es ja
doch kein Mensch glauben.«
»Sie waren also nicht
gerade gut befreundet mit Mr. Boyd?«
»Nein, Sir, um mich hat
er sich nie gekümmert. Wissen Sie, mein Leben ist nicht besonders
aufregend. Die Männer, die ich kennengelernt habe, wollten alle
heiraten und eine Familie gründen. Ehrlich gesagt, das wäre mir
zu langweilig.«
»Also bleiben Sie, um
etwas Aufregung zu haben, auch während der Mittagspause hier und
machen Überstunden.«
»Jawohl, Sir; Sie haben’s
erraten«, sagte sie.
»Ich möchte diesen
Mann von der Staatspolizei sprechen, Junkersfield. Wissen Sie, wo er ist?«
»Der ist gegenüber
beim Mittagessen.«
»Und darf ich annehmen,
daß auch Sheriff Dunlap drüben ist?«
»Nein, da irren Sie.
Jeanna hat sich in ihrem Büro verkrochen.« Sie zeigte auf die Tür
hinter mir und senkte dann die Stimme. »Jeanna ist nicht besonders
glücklich momentan.«
»Ich verstehe. Kann ich
trotzdem mit ihr sprechen?«
»Sie können es ja
mal versuchen.«
Ich ging zur Tür und
klopfte an.
»Laßt mich in
Ruhe«, rief eine mürrische Stimme.
Ich öffnete die Tür
und trat ein.
Jeanna Dunlap saß am
Fenster und schaute hinaus. Da es nichts zu sehen gab außer einem
Rasen und der öffentlichen Bedürfnisanstalt, nahm ich an, daß
sie mit anderen Dingen beschäftigt war.
»Ich habe doch gesagt,
ihr sollt mich in Ruhe lassen«, erklärte sie, ohne sich zu mir
umzudrehen.
»Ich weiß.«
»Ach, schon wieder so
ein Störenfried.« Obwohl sie sich noch immer nicht umgedreht
hatte, schien sie zu wissen, wer ich war. Das hieß, daß sie
von hier aus alles mithören konnte, was draußen am Empfang
gesprochen wurde.
»Ich bin wenigstens
kein offizieller Störenfried. Nichts, was ich mache, kann Ihnen
schaden.«
Mein Versuch, mich verständnisvoll
zu geben.
»Ach, hau’n Sie
schon ab«, sagte sie.
»Aber ich hätte
gern gewußt, was Sie jetzt von der Sache halten«, erwiderte
ich stur.
»Ich halte es für
erwiesen, daß wir alle in hundert Jahren tot sind.«
»Hören Sie,
Sheriff«, sagte ich, »wenn es Ihnen keinen Spaß macht,
dann ziehen Sie doch die Konsequenzen und treten von Ihrem Amt zurück.
Aber bis dahin müssen Sie sich einsetzen. Es gibt eine Menge
interessanter Dinge, die ich gern mit Ihnen besprechen würde, aber
wenn Sie es kurz und knapp haben wollen, bitte. Glauben Sie immer noch, daß
Frank Pynne Billy Boyd ermordet hat?«
Sie drehte sich langsam mit
ihrem Stuhl herum und schaute mir in die Augen. Ihre Niedergeschlagenheit
und Verzweiflung waren tiefer, als ich es erwartet hatte.
»Ja, ich glaube immer
noch, daß Frank Billy Boyd umgebracht hat«, sagte sie. »Er
ist der einzige, der dafür in Frage kommt, und ich verdächtige
ihn, die Tat begangen zu haben. Also, hauen Sie gefälligst ab:«
Die Aufforderung war so
deutlich und ihre düstere Stimmung so undurchdringlich, daß ich
mich einfach umdrehte und die Tür sachte hinter mir schloß.
Dann ging ich zu Peggy hinüber,
beugte mich über ihre Theke und sagte leise: »Sie ist
schrecklich deprimiert.«
»Ja, Sir. Ich weiß.«
»Wie lange geht das
jetzt schon so?«
»Gestern und heute.«
»Und was hat diesen
Zustand ausgelöst? Die Staatspolizei?«
»Sie behandeln Jeanna
wie Dreck. Aber ich glaube, sie macht sich auch Sorgen wegen des
Testaments von Mr. Boyd. Jeanna hat es durchgelesen, und kurz danach hat
sie sich in ihr Büro zurückgezogen.« Peggy lächelte
freundlich dazu.
»Aber was könnte
an dem Testament sein, das sie so betrübt hat?«
»Ach, vielleicht ist
ihr erst dadurch zum Bewußtsein
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