Ein Grabstein fuer den Playboy
hatte?«
Sie versteifte sich ein
wenig. »Ich glaube, ich habe Ihnen bereits' gesagt, daß ich
nicht wußte, an wen die Galerie gehen sollte, und daß ich mir
darüber keine Gedanken gemacht habe!«
»Ich wollte Ihnen nicht
nahetreten, Mrs. Tolley. Habe ich recht, wenn ich annehme, daß Sie
bereits ein Gespräch mit der Polizei geführt haben? Ich könnte
mir denken, die Herrschaften waren dabei wesentlich direkter als ich.«
Sie wartete ein paar
Sekunden, dann lachte sie leise. »Nun ja, sie haben nicht gerade
Scheinwerfer mitgebracht, um mich im strahlenden Licht zu verhören,
wie man das manchmal in den Krimis sieht, aber sie wollten genau wissen,
wo ich in einer gewissen Nacht gewesen bin.«
Ich fragte sie nicht, wo sie
gewesen sei. Das sollte ihr zeigen, daß ich ganz anders war als die
Polizei. »Vielleicht ist es der Polizei aufgefallen, genau wie mir,
daß Sie diese Galerie äußerst umsichtig und erfolgreich
leiten. Möglicherweise hat sie das auf den Gedanken gebracht, Sie wüßten
mehr über Boyds Absichten als mancher andere.«
»Ich glaube, denen ist
gar nichts aufgefallen«, erwiderte sie. »Sie hatten meines
Erachtens eine Liste und wollten nur die einzelnen Punkte abhaken.«
»Eine recht
umfangreiche Liste, ja.«
»Das habe ich gehört«,
sagte sie, ohne zu lächeln. »Aber ich finde, damit wirbelt man
mehr Staub auf, als nötig wäre.«
»Seit ich zuletzt mit
Ihnen gesprochen habe, ist mir ein ganz anderer Gedanke gekommen«,
fuhr ich jetzt fort.
»Nämlich?«
Ȇber diese
Tee-Dee Askew.«
»Ach.«
»Boyd war lange Zeit
mit ihr beisammen, soviel man weiß, und sie scheint einigen Einfluß
auf ihn ausgeübt zu haben - aber soviel ich hörte, wird sie
nicht in seinem Testament bedacht.«
»Ich habe das Testament
nicht gesehen«, wich sie behutsam aus.
»Wissen Sie, ob sie
überhaupt noch lebt?«
»Nein, Sir. Ich habe
nicht die leiseste Ahnung.«
»Dabei bedachte er doch
eine Reihe von Leuten, die ihm viel weniger bedeutet haben können als
gerade Tee-Dee.«
»Ich kann das auch
nicht erklären«, sagte sie.
»Okay. Darf ich noch
etwas fragen im Zusammenhang mit dieser Liste?«
»Aber sicher.«
»Wie groß ist die
Chance, daß einiges daran, sagen wir, aus dem Bereich der Phantasie
stammt?«
»Sie meinen, er hat
sich die Namen aus den Fingern gesogen?«
»Oder er hat ein paar
Namen daraufgesetzt, um sich bei den betreffenden Frauen zu rächen.«
Das schien ihr nicht zu
gefallen. Sie zog die Stirn in Falten und kratzte sich im Nacken, bevor
sie sagte: »Das glaube ich kaum.«
»Warum nicht?«
»Billy hat vermutlich
nicht angenommen, daß er so bald sterben würde. Der
Wahrscheinlichkeit nach konnte er noch gut vierzig Jahre leben. Was also hätte
er damit bezwecken wollen?«
Nicht viel, das mußte
ich zugeben.
»Okay«, sagte ich
wieder. »Kommen wir auf etwas anderes. Sie sagten, Boyd hat
gelegentlich diese Galerie dazu benützt, mit gewissen Künstlerinnen
handelseins zu werden - wenn ich es mal so ausdrücken darf.«
»Ich erinnere mich
nicht, irgendwelche derartigen Andeutungen gemacht zu haben.« Jetzt
lächelte sie wieder.
»Eigentlich will ich
auf etwas ganz Bestimmtes hinaus. Hat er jemals Werke von Sharon Doans
ausgestellt oder angekauft?«
»Was denn für
Werke?« fragte Mary Tolley.
»Sie ist doch Künstlerin,
oder?«
»Ich habe jedenfalls
bisher nichts von ihr gesehen.«
»Sie sagte mir, daß
sie Buchumschläge malt. Daher nahm ich an, sie würde auch sonst
künstlerisch tätig sein.«
»Ich würde sagen,
ihre Neigungen begünstigen einen ganz anderen, wesentlich älteren
Beruf«, sagte Mary giftig.
»Ach so«, sagte
ich, weil ich keinen so scharfen Kommentar erwartet hatte.
Mary Tolley fühlte, daß
sie sich eine Blöße gegeben hatte, darum fügte sie
abmildernd hinzu: »Bill hat sie gut leiden können. Er hat im
Lauf der Jahre einige Zeit mit ihr verbracht, was mich darauf schließen
läßt, daß sie unter der Oberfläche einige versteckte
Qualitäten haben muß.«
Das japanische Paar machte
deutlich, daß es noch einmal mit Mrs. Tolley zu sprechen wünschte,
also verließ sie mich wieder, ehe ich meinen Fragenkomplex über
Sharon Doans zu Ende gebracht hatte.
Aber nun mußten Bilder
ausgewählt, verhandelt und verpackt werden, und es würde eine
ganze Weile dauern, bis Mary Tolley wieder für mich zu
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